VER Selb Nach Schlaganfall: Lanny Gare wird Co-Trainer

Lanny Gare, hier mit seinen beiden Kindern nach dem DEL2-Klassenerhalt der Wölfe gegen Bayreuth, fungiert künftig als Co-Trainer der Wölfe. Foto: /Mario Wiedel

Der 43-jährige Publikumsliebling feiert nach seinem Schlaganfall das Comeback bei den Selber Wölfen. Er beerbt Marc Thumm als Co-Trainer des DEL2-Klubs und zeigt sich sehr dankbar für die große Unterstützung in der schweren Zeit.

 
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Die Nachricht hatte die gesamte deutsche Eishockey-Familie in Schockstarre versetzt: Lanny Gare hat am Morgen des Silvestertages 2021 einen Schlaganfall erlitten, teilte der VER Selb zu Beginn des neuen Jahres mit. „Seine Ehefrau Johanna hatte schnell und richtig reagiert, wodurch eine bestmögliche medizinische Versorgung durch den Rettungsdienst gewährleistet war«, hieß es damals in der Pressemitteilung des DEL2-Klubs. Nur wenige Stunden vor diesem Schicksalsschlag war der bei den Fans so beliebte 43-Jährige Deutsch-Kanadier in der DEL2 mit seinen Wölfen noch gegen die Lausitzer Füchse auf dem Eis gestanden. Der gebürtige Kanadier und zweifache Familienvater, der vor der Saison 2015/16 von den Frankfurt Löwen nach Selb gewechselt war, wollte nach dem Aufstieg mit den Wölfen noch dieses eine Jahr in der zweiten Liga dranhängen vor dem geplanten Karriereende.

„Ich will junge Spieler führen, Bullys gewinnen, meine Defensivaufgaben erfüllen“, hatte Gare vor der Saison in einem Interview mit der „Wetterauer Zeitung“ in Bad Nauheim – dort war er von 2008 bis 2012 der Publikumsliebling – erklärt. „Da will ich jeden Tag genießen.“ Lange konnte er das aber nicht. Nach neun Saisonspielen bis Anfang November musste Gare eine längere Coronapause einlegen, ehe er einen Tag vor Heilig Abend sein Comeback feierte. Und sofort lief es besser bei den aus bekannten Gründen lange Zeit nicht konkurrenzfähigen Wölfen.

„Lanny ist nicht nur auf dem Eis wichtig. Er ist auch mein wichtigster Spieler in der Kabine“, sagte damals Trainer Herbert Hohenberger, der sich über die Rückkehr seines Leaders nicht lange freuen konnte. Der Schlaganfall am Silvestertag erschütterte aber nicht nur den VER Selb und seine Anhänger. Aus ganz Deutschland kamen über die sozialen Medien die besten Genesungswünsche für Lanny Gare, der sich mit seiner Familie der Unterstützung der Wölfe gewiss sein konnte. „Wir werden Lanny, seine Frau und die beiden Kinder zu hundert Prozent unterstützen und ihnen helfen“, hatte VER-Vorstandsmitglied Thomas Manzei, der den erfahrenen Stürmer zu einem der stärksten Charaktere in der Wölfe-Kabine zählte, versichert. „Er hat hier den Laden mit geführt.“

Und das soll Lanny Gare auch künftig mit machen. Wie die Wölfe-GmbH am frühen Montagabend mitgeteilt hat, wird der Gare – wie erwartet – beim DEL2-Klub den Posten als hauptamtlicher Co-Trainer übernehmen. An der Seite des neuen Cheftrainers Sergej Waßmiller soll er das Wolfsrudel von der Bank aus mit dirigieren. Damit erfüllt sich auch ein großer Wunsch des 43-Jährigen. „Ich wollte nach meiner Karriere als Spieler immer Trainer werden. Das liegt mir im Blut, denn mein Vater und meine Onkel haben alle jahrelang auf höchstem Niveau gearbeitet.“ Gare ist bereits im Besitz der C-Lizenz und wollte diesen Sommer eigentlich den B-Schein machen. „Doch meine Gesundheit kam mir da dazwischen.“

Lanny Gare ist sehr dankbar für die Chance, die ihm die beiden Wölfe-Geschäftsführer Thomas Manzei und Jürgen Golly nun geben. „Sie haben mir gesagt, ich solle mich erst um meine Gesundheit kümmern und geduldig sein. Wenn ich denke, dass ich bereit bin, wieder zu arbeiten, werden sie eine Aufgabe für mich haben.“ Dieser Zeitpunkt ist nun gekommen. „Ich freue mich jetzt sehr darauf, von Sergej zu lernen. Er hat eine sehr erfolgreiche Karriere als Trainer hinter sich. Ich erinnere mich an ein Spiel gegen Memmingen und war sehr beeindruckt von deren Taktik und Fitness. Es war sehr frustrierend, gegen sie zu spielen.“

Gare, der sich von seinem Schicksalsschlag nicht unterkriegen lassen hat und seither mit dem für ihn typischen Willen an der Rehabilitation arbeitet („Es ist eine lange Reise, aber es geht von Tag zu Tag besser“), blickt in der Mitteilung auch noch einmal auf die schwere Zeit nach seinem Schlaganfall zurück. „Ich habe unglaublich viel Unterstützung von meiner Familie, meinen Freunden, Mitspielern und dem Verein erhalten. Ein Danke auch an all die Kinder, die mir wunderschöne Bilder gemalt haben. Es war ein unglaublicher Support von der Eishockey-Community.“ Auch an seinen ersten Stadionbesuch nach seiner Krankheit erinnert sich der neue Co-Trainer der Wölfe gerne zurück. „All die Banner und meine hochgehaltene Nummer „18“ – es war ein absoluter Gänsehaut-Moment für ich. Danke an alle dafür!“

Jetzt aber gehen die Blicke von Lanny Gare möglichst nur noch nach vorne. Und da wird es dem neuen Co-Trainer sportlich nicht bange: „Wir hatten im Sommer einige Abgänge zu verzeichnen. Dies ist aber auch immer eine großartige Gelegenheit für einige junge Spieler, den nächsten Schritt als Profis zu machen. Für diejenigen, die bereit und engagiert sind, besteht die Chance, eine größere Rolle zu übernehmen.“ Und das traut er „seinen“ Jungs auch zu. „Das Ziel für diese Saison muss sein, die Klasse zu halten. Dennoch würde ich gerne sehen, dass wir in den letzten acht bis zehn Spielen der Saison auch noch um einen Platz in den Pre-Playoffs kämpfen.“

Und wer soll künftig seine Rolle als Leader auf dem Eis und in der Kabine übernehmen, nachdem auch der langjährige Kapitän Florian Ondruschka seine aktive Karriere beendet hat? „Die perfekte Situation ist, wenn die besten Spieler auch die besten Anführer sind. Brett Thompson und Mark McNeill sind in der Vergangenheit die Anführer ihrer Teams gewesen. Es gibt aber auch noch Spieler aus der Meistermannschaft, wie Feo Boiarchinov und Richard Gelke, die Leader-Qualitäten mitbringen. Neue Spieler wie Arturs Kruminsch und Peter Trska könnten ebenfalls eine Führungsrolle einnehmen. Man darf gespannt sein, wer letztendlich diese Rolle ausfüllen wird“, sagt Gare.

Dank an Marc Thumm

Dass für Marc Thumm nach 18 Jahren als Spieler und Assistenztrainer Schluss sein wird im Vorwerk, hatte sich derweil schon länger angedeutet. Der 48-jährige gebürtige Bayreuther stand schon in der vergangenen Saison aus beruflichen Gründen nicht mehr für die Trainingseinheiten, sondern ausschließlich für die Spiele zur Verfügung. Ein Umstand, schreibt der Verein, der nicht optimal war. Auf dem Weg hin zu einer festen Größe in der DEL2 wollen die Verantwortlichen der Wölfe jedoch auch das Trainerteam bestens aufgestellt sehen. „Lanny Gare wird Sergej Waßmiller in der täglichen Arbeit unterstützen. Mit Sergej, Lanny und Andrew Hare, der unter anderem auch die Aufgabe des Torwarttrainers innehat, haben wir nun ein Trainerteam zur Verfügung, das sehr intensiv mit der Mannschaft arbeiten und gleichzeitig auch auf einzelne Spieler eingehen kann“, wird Geschäftsführer Thomas Manzei in der Mitteilung zitiert – und lobt zugleich Marc Thumm, der viele Jahre hervorragende Arbeit geleistet und auch entsprechenden Anteil an den Erfolgen gehabt habe. Thumm sei im Rahmen seiner zeitlichen Möglichkeiten immer da gewesen und habe auch, ohne zu zögern, Verantwortung übernommen, wenn Not am Mann war. „Wir hätten Marc gerne in einer anderen Rolle weiter bei uns gesehen. Letztendlich war dies für ihn jedoch keine Option“, erklärt Manzei.

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