Auch wenn vielen Lebkuchen als Weihnachtsleckerei gelten: Hergestellt werden sie jetzt schon, und gegessen auch. Die Lebkuchenbäckereien der Region arbeiten auf Hochtouren.
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„Ab Donnerstag, 22. August 2024 sind wir wieder für Sie da!“, kündigte die Arzberger Traditions-Lebkuchenbäckerei Frank im Internet an. Anscheinend steht den Menschen auch mitten im Sommer schon der Sinn und Geschmack nach den leckeren Teigtalern. Denn der Facebook-Beitrag erhielt Dutzende „Likes“. Und tatsächlich fanden sich am Donnerstagvormittag die ersten Kunden im „Knusperhäuschen“, dem Fabrikverkauf neben der Produktionsstätte im Arzberger Gewerbegebiet, ein.
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Der allererste Kunde, der die Saison bei Frank mit zwei Päckchen Elisenlebkuchen eröffnete, wollte sich leider nicht für die Tageszeitung fotografieren lassen. Die nächsten Lebkuchenliebhaber deckten sich nach der langen Durst- beziehungsweise Hungerstrecke seit dem letzten Weihnachtsfest gleich richtig ein: Edmund Pfeiffer verlässt mit einem gut gefüllten Karton, dessen Inhalt er für sich selber und als Geschenk vorgesehen hat, das „Knusperhäuschen“. Schon monatelang habe er darauf gewartet, dass es endlich wieder seine Lieblingslebkuchen gibt, bekennt der Arzberger.
Preise sind gestiegen
Dass diese heuer 50 Cent pro 500-Gramm-Päckchen mehr kosten als noch in der vergangenen Saison, scheint den Lebkuchenliebhabern nichts auszumachen. Auch Familie Joos aus Ravensburg, die schon zum zweiten Mal im Fichtelgebirge Urlaub macht, trägt einen mit vielen Tüten und Päckchen gefüllten Karton zu ihrem Van. Ihnen ist die Lebkuchenfirma in Arzberg bereits seit ihren Aufenthalt im vorigen Jahr ein Begriff. „Schon damals haben wir die leckeren Lebkuchen probiert und schätzen gelernt“, sagt Kathrin Joos, die Mutter von Amalia und Kilian. „Lebkuchen gehen immer“, finden die Urlaubsgäste, die ihren Einkauf aber nicht allein selber verzehren, sondern auch Familie und Freunde am Genuss teilhaben lassen wollen. „Die Uroma hat letztes Jahr zu ihrem 100. Geburtstag die kleinen bekommen. Und heuer zum 101. bekommt sie wieder welche“, berichtet Kilian.
Frank bäckt seit Anfang August
Gebacken wird in seinem Betrieb seit Anfang August, teilt Frank-Lebkuchen-Inhaber Dieter Frank mit, der die über 150 Jahre alte Firma in fünfter Generation führt. 85 Prozent der Arzberger Produktion gehen in den Handel, der Rest wird im werkseigenen Laden oder über das Internet verkauft. Die Preiserhöhung erklärt er mit gestiegenen Rohstoffpreisen: „Die sind geradezu explodiert!“ Aufgrund des Wetters und eines Schädlings sei etwa bei den Haselnüssen eine geringere Menge an Topware auf dem Markt, die dementsprechend teuer gehandelt wird. Und bei Frank stehe Qualität an oberster Stelle, wie der Firmenchef mehrfach betont.
Im August beginnt für den Lebkuchenhersteller die „heiße Zeit“: Die Produktion läuft an, jeden Tag kommen 5000 Lebkuchen aus dem Ofen. „Jeder will sofort versorgt werden. Da wissen wir morgens nicht, wie lange es abends dauert“, schildert ein Mitarbeiter den „ganz normalen Arbeitswahnsinn“, wie er sich ausdrückt. Auch der Chef steht seit den frühen Morgenstunden mit in der Produktion, weil gerade einer der 23 Mitarbeiter ausgefallen ist.
Heuer neue Geschmacksrichtung
Bei Frank gibt es traditionell drei Sorten Elisenlebkuchen – Schoko, Nuss und glasiert. Es ist auch buchstäblich eine „heiße Zeit“, denn durch die hohen Außentemperaturen ist es schwierig, die Schokoladenglasur wie gewünscht aufzutragen. Auf dem Tresen steht daher ein Stapel vergünstigte „2. Wahl“, die optisch nicht wie erwartet ausgefallen ist, aber natürlich genauso hochwertig ist und gut schmeckt wie die reguläre Ware. Neben den „Klassikern“ hat Frank noch einige Spezialsorten Oblatenlebkuchen im Sortiment: Glühwein-, Kirsch-, Kokos-, „Potaken“ – eine Sorte mit Kartoffeln und Chili, Vollkorn-Weizenkeim. Ab Oktober kommt die neue Geschmacksvariation Hanf-Mohn hinzu, wie Dieter Frank mitteilt. Bis Nikolaus herrscht Hochkonjunktur, danach wird es ruhiger. Gebacken wird bei Frank bis kurz vor Weihnachten.
Hatzel und Leupold backen ebenfalls
Auch beim Selber Lebkuchenhersteller Hatzel ist die Produktion bereits angelaufen. Die Traditionsbäckerei hat aber ihre bekannten Spezialitäten noch nicht im Handel: „Zu sommerlichen Temperaturen passen Lebkuchen nicht“, findet Chef Michael Hatzel. Aber ab Mitte September sind die beliebten Spezialitäten aus der Wildenauer Backstube wieder im Café Hatzel in der Ludwigstraße, im Fabrikcafé in Rosenthal-Center und bei Edeka Egert in Selb erhältlich.
Lebkuchen das ganze Jahr über
Leupoldt-Lebkuchen aus Weißenstadt sind das ganze Jahr über im Shop der Manufaktur in der Goethestraße erhältlich. „Ausnahme war heuer im Frühjahr, da gab es für kurze Zeit mal keine“, berichtet Julia Schrader vom Marketing des Traditionsbetriebes. Grund: Die Produkte, die bis Weihnachten hergestellt werden, waren alle. Seit Juni wird bei Leupoldt wieder gebacken, was vor allem mit der Nachfrage der Handelspartner zusammenhängt. Leckermäuler können sich also unter den 40 Sorten Oblatenlebkuchen ihre bevorzugte aussuchen.