Leichtathletik Bei allen Luft nach oben

Martin Ständner
Der Schwede Ragnar Carlson (Mitte) gewann bei den internationalen Werfertagen in Halle den Hammerwurf-Wettbewerb vor dem Kulmbacher Merlin Hummel (links) und Sören Klose (rechts). Foto: /privat

Leonie und Linus Liebenwald verpassen bei den internationalen Werfertagen in Halle die Endkämpfe. Merlin Hummel setzt dagegen ein Ausrufezeichen.

 
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Die schon zu DDR-Zeiten traditionellen Hallenser Werfertage waren auch in diesem Jahr der erste Prüfstein für die deutschen Spitzenwerfer aller Altersgruppen. Von der Wurfgruppe des TSV Stadtsteinach/UAC Kulmbach waren in Sachsen-Anhalt vier Hammerwerferinnen und Hammerwerfer vertreten. In der Gruppe U18 (fünf Kilo Hammer) war der 16-jährige Matti Hummel am Start. Mit einem lockeren Sicherheitsversuch von 57,07 Metern schien er zunächst sicher für den Endkampf der besten acht Werfer qualifiziert zu sein. Danach folgten 57,86 Meter, ehe der junge Burghaiger ein wenig „mit der Brechstange“ agierte und vier ungültige Versuche fabrizierte. Am Ende lag Matti Hummel in dem Feld der besten deutschen U18-Hammerwerfer auf Rang sechs. Sieger wurde Max Baier vom TV Fränkisch-Crumbach mit 69,57 Metern.

Bei der weiblichen Jugend A (U20) ging Leonie Liebenwald innerhalb einer hochkarätig besetzten 20-köpfigen Wettkampfgruppe mit internationaler Beteiligung in den Wurfring. Auf zwei Einwürfe im Bereich ihrer kürzlich aufgestellten persönlichen Bestmarke von 54,53 Metern folgten dann vorsichtige 51,61 Meter, 50,02 Meter und ein ungültiger Versuch. Ihr Ziel, ein Platz unter den besten acht Werferinnen und somit nochmals drei Versuche, verfehlte sie dadurch. Liebenwald kam mit ihrer Weite auf Platz zwölf. Die Siegerin dieses Wettbewerbs hieß Jazmin Csatari(Ungarn/64,02 Meter).

Motiviert ging Linus Liebenwald schon beim Einwerfen zur Sache und es sah nach einer deutlichen Verbesserung seiner diesjährigen Bestweite von 60,53 Metern aus. Im Wettkampf wirkte jedoch sein Bewegungsablauf etwas verkrampfter. Sein sechs Kilo schweres Wettkampfgerät wollte nur bei 59,53 Metern landen, wobei ihm nach drei Durchgängen nur zwölf Zentimeter zum Einzug in den Endkampf fehlten. Sieger in diesem mit internationalen Spitzenwerfern bestückten Feld wurde Iosif Kesidis (Zypern) mit 77,78 Metern.

Sicher zur U23-EM

Im Männer-Wettbewerb war man natürlich auf den Auftritt des 21-jährigen Merlin Hummel gespannt, der im Februar schon an gleicher Stelle den Titel des deutschen Winterwurf-Meisters erringen konnte. Doch zunächst machte ein anderer deutscher Hammerwerfer auf sich aufmerksam. Sören Klose (Eintracht Frankfurt), der vom Schülerbereich bis zum ersten B-Jugendjahr stets vor Merlin Hummel lag, bevor der Kulmbacher in den Folgejahren um Längen an seinem Konkurrenten vorbeizog, legte in Halle 72,90 Meter vor und verbesserte damit seine persönliche Bestmarke (70,10 Meter) deutlich.

Hummel, der seit eineinhalb Wochen an einer Verhärtung im hinteren Oberschenkel leidet, gelangen in seinem ersten Versuch 72,82 Meter. Doch der gleichaltrige Frankfurter steigerte sich nochmals auf bejubelte 74,15 Meter, die Hummel mit 74,74 Meter konterte, ehe er 74,73 Meter folgen ließ. Etwas unglücklich stand Hummel in seinem optisch besten und letzten Versuch hauchdünn auf der Ringkante, sodass der Kampfrichter natürlich die rote Fahne zücken musste. Durch den Zweikampf der beiden deutschen, die in Halle klar die Norm (70,50 Meter) für die U23-Europameisterschaft im Juli im finnischen Espoo übertrafen, ging das Geschehen der anderen Werfer etwas unter. Qi Wang aus China hatte am Ende 72,07 Meter stehen und wurde Vierter. Es folgten Adam Kelly (Estland/71,74 Meter), Hilmar Jonsson (Island/71,60 Meter), Mohammed Al Dubaisi (Saudi-Arabien/70,96 Meter) und Simone Falloni (Italien/69,94 Meter). Ein Athlet hatte zunächst mäßig begonnen, sich aber bis zum fünften Versuch auf 73,35 Meter verbessert. Der Schwede Ragnar Carlson steigerte sich schließlich im sechsten und letzten Durchgang noch auf 75,27 Meter und gewann den Wettbewerb vor Hummel und Klose.

Merlin Hummel mit vollem Programm

Während Matti Hummel, Leonie und Linus Liebenwald am nächsten Wochenende beim internationalen Hammerwurf-Meeting in Fränkisch-Crumbach am Start sind, wird es für Merlin Hummel die nächsten Tage und Wochen ganz und gar nicht langweilig. Am Freitag startet der Kulmbacher bei einem Bronze-Meeting der Serie „World Athletics Continental Tour“ im spanischen Andujar, zwei Tage darauf im französischen Forbach (ebenfalls ein Bronze-Meeting). Wenige Tage danach geht der Flieger in Richtung Bergen, wo gar ein Start beim hochkarätigen Silver-Meeting lockt, ehe dann Kladno (Bronze- Meeting) auf dem Programm steht.

All diese internationalen Meetings der zertifizierten World-Athletics-Contentinental-Tour bringen jeweils vom ersten bis sechsten Platz kräftig Sonderpunkte für die Platzierung in der Weltrangliste, die letztlich über eine Teilnahme an der WM im August in Budapest oder auch schon für die Olympiateilnahme 2024 zählen.

Im letzten Jahr verfehlte der Kulmbacher um zwei Pünktchen die EM-Teilnahme in München, während acht Athleten mit geringerer Jahresbestweite über das World-Ranking im Olympiastadion am Start sein konnten. Das soll dieses Jahr nun nicht mehr passieren und über die hochkarätigen Wettkämpfe im Ausland, die es so in Deutschland leider nicht gibt, eine gute Ausgangsbasis für einen Start in Budapest erreicht werden. Für Merlin Hummel gilt es nun neben intelligentem Training zwischen den Meetings seine Beschwerden am Oberschenkel durch seinen Physiotherapeuten und Osteopath Sven Westhöfer schnell in den Griff zu bekommen, um dann fit und motiviert bei interessanten Wettkämpfen starten zu können.

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