Aktuell sind die Zinsen in den wichtigsten Industrieländern noch infolge der Finanzmarktkrise 2008 sehr niedrig und teilweise sogar im negativen Bereich. Doch Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, mahnte trotzdem zur Vorsicht: "Belastungen für die Aktienmärkte kommen über steigende Zinsen. Mit der Normalisierung des Wirtschaftsgeschehens geht auch eine Normalisierung von Kapitalmarktrenditen auf das Niveau vor Corona einher." So sind die Inflationserwartungen an den Finanzmärkten und damit die Renditen an den Anleihemärkten zuletzt bereits teils deutlich gestiegen.
Allerdings hält sich die Entwicklung bislang in Grenzen. In der Eurozone und in den USA sind die Preise zwar zuletzt recht markant gestiegen, aber die Inflationsziele der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank Fed werden bislang weiterhin verfehlt. Ein Ende der lockeren Geldpolitik zeichnet sich daher noch nicht ab. Und: "Aus Angst, die Konjunktur frühzeitig abzuwürgen, plant der Chef der US-Notenbank kein Ende der Liquiditätsschwemme", meint Marktstratege Robert Halver von der Baader Bank. In der Eurozone falle das Wachstum derzeit noch verhalten aus, zudem seien der EZB wegen der Überschuldung Europas die Hände gebunden.
Das positive Szenario für den Dax steht und fällt aber mit der Entwicklung der Pandemie. Der Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel, Carsten Mumm, warnt: Sollte es - etwa wegen sich schnell verbreitender Virusmutationen - zu deutlich verlängerten Lockdowns kommen, die auch die wieder sehr dynamisch wachsenden Volkswirtschaften wie die USA oder vor allem China stärker treffen, wären die Wachstumsprognosen und damit auch die erwarteten Unternehmensgewinne für 2021 nicht mehr haltbar. Dann wäre die Frage, wie lange der Optimismus der Anleger noch hält.
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