Taiwan wichtiger Halbleiter-Produzent
Ein militärischer Konflikt um Taiwan würde die globalen Lieferketten besonders auch wegen der zentralen Rolle der Inselrepublik bei Halbleitern und anderen Hightech-Komponenten für die Elektrotechnik treffen. Anbieter aus Taiwan sind hier für die deutsche Wirtschaft wichtige Handelspartner. Die Komponenten stecken in so gut wie allen modernen technischen Produkten - vom Auto über den Computer, das Smartphone und sämtliche Unterhaltungselektronik wie TV, Hi-Fi oder Spielekonsolen bis zur Medizintechnik. Fast nichts läuft in unserem vernetzten Alltag mehr ohne diese Grundbausteine.
Schon seit Beginn der Corona-Krise, als die globalen Lieferketten unter Druck gerieten oder zeitweise ganz rissen, gibt es auch in der Bundesrepublik erhebliche Engpässe bei der Chipversorgung. Besonders stark spürte das die Autoindustrie: Bei Volkswagen, Mercedes-Benz, BMW und Opel sowie vielen Branchenzulieferern bremste der Mangel die Produktion aus, teils mussten ganze Werke über Wochen in Zwangspause und Belegschaften in Kurzarbeit gehen. "Halden" halb fertiger Wagen, denen die Endausstattung fehlte, stauten sich vor manchen Fabriken. Absatzeinbußen waren die Folge, gleichzeitig trieb die Verknappung die Preise und Wartezeiten für etliche Modelle in die Höhe.
Die Hersteller in Taiwan oder anderen zentralen Produktionsländern wie Südkorea, Japan, China oder den USA sind für die Entwicklung jedoch nur bedingt verantwortlich. Einen Teil der Schuld müssen sich die Autobauer selbst zuschreiben: Auf dem Höhepunkt der Corona-Flaute stornierten sie vorschnell Verträge mit den Chip-Fertigern, bei denen dann noch Ausfälle durch Brände, Lockdowns oder Naturkatastrophen hinzukamen. Verschiedene Akteure aus der Autobranche schätzen allerdings, dass sich die Lage bis zum Jahresende etwas entspannt.
Weltkonjunktur bleibt verwundbar
Erledigt ist das Thema aber nicht, denn die Weltkonjunktur bleibt durch den Krieg in der Ukraine und die Spannungen um Taiwan und zwischen China und den USA verwundbar. EU-Initiativen für mehr eigene europäische Chip-Werke sollen das Problem mit entschärfen. In Deutschland entstehen neue Fabriken etwa von Bosch oder Intel.
Halbleiterkunden gibt es auch bei erneuerbaren Energien - die deutsche Energiewende galt gerade für Taiwan lange als ein Vorbildmodell. Für Automation, Robotik und alle Infrastrukturen, die von Wechsel- auf Gleichstrom umgestellt werden, sind ebenfalls Halbleiter nötig. Viele Vorprodukte, Ausrüstungen und Maschinen liefern deutsche Firmen dabei nach Asien. Taiwan wiederum verkauft auch fertige Informations- und Kommunikationstechnologie nach Europa.
Insgesamt sind die Handelsbeziehungen mit Taiwan für Deutschland also auch durchaus bedeutend. 2021 nahm das Land nach Daten des Statistischen Bundesamts mit einem Einfuhrvolumen von knapp 12,2 Milliarden Euro Rang 25 unter den Importquellen ein. Umgekehrt war Taiwan mit einem Exportwert von rund 9,3 Milliarden Euro auf Platz 30 der deutschen Absatzmärkte. Laut Außenhandelskammer hatten im Jahr 2020 etwa 250 deutsche Firmen Vertretungen in Taiwan.