Lohndumping Viele Hofer verdienen sehr schlecht

red
Das Geld fließt bei vielen Arbeitnehmern spärlich. Foto: dpa/Monika Skolimowska

Das Niedriglohnrisiko ist in Hof bayernweit am größten. Der DGB Oberfranken will Kommunen daher bei Auftragsvergaben in die Pflicht nehmen.

 
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Hof - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Oberfranken prangert den großen Niedriglohnsektor in der Stadt Hof an. Laut einer Mitteilung der Gewerkschaft sei das Niedriglohnrisiko mit 28,2 Prozent dort so hoch wie nirgendwo sonst im Freistaat. Der Landkreis Hof befinde sich mit 24,7 Prozent bayernweit auf Platz fünf. Der DGB stützt sich dabei auf Zahlen aus dem neuen Report „Tatort Niedriglohn in Bayern“, den der DGB Bayern in Zusammenarbeit mit der Forschungsabteilung Flexibilität und Sicherheit am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) erstellt hat.

Mathias Eckardt, DGB-Regionsgeschäftsführer in Oberfranken, hierzu: „Niedriglöhne sind kein Randphänomen mehr. Sie sind auch im reichen Bayern Alltag für rund eine Million Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Wir wollen es nicht hinnehmen, dass große Teile unserer Kolleginnen und Kollegen vom wachsenden Wohlstand abgekoppelt sind und mit Armutslöhnen abgespeist werden.“

Laut Zahlen der Agentur für Arbeit sind in der Stadt Hof mehr als 4100 Vollzeitarbeitsplätze dem Niedriglohnsektor zuzurechnen. Besonders hoch sei das Risiko für Beschäftigte im Wirtschaftszweig Geisteswissenschaften, Kultur und Gestaltung (43,8 Prozent). Aber auch bei kaufmännischen Dienstleistungen, Handel, Vertrieb und Tourismus (39,6 ) sowie Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit (33,7) erhielten viele Beschäftigte einen Lohn unterhalb der bundesweiten Niedriglohnschwelle von 11,21 Euro pro Stunde. „4100 Niedriglöhner in Vollzeit sind aber leider nur die Spitze des Eisbergs in Hof. Hinzu kommen noch Teilzeitkräfte und Beschäftigte in Minijobs. Alleine bei den Minijobs in Bayern sind sieben von zehn dem Niedriglohn zuzurechnen“, sagt Eckardt.

Es sei geboten, den im europäischen Vergleich hohen Niedriglohnsektor auszutrocknen. Auch die kommunale Ebene müsse ihrer Verantwortung gerecht werden. Öffentliche Aufträge müssen nach Meinung des DGB an die Tarifbindung und damit an ordentliche Löhne gekoppelt werden.

Eckardt: „Wir sehen ganz klar den Zusammenhang zwischen Tarifbindung und guten Löhnen. Während das Niedriglohnrisiko der Beschäftigten ohne Tarifbindung 2018 in Bayern bei 21,1 Prozent lag, galt dies für nur 8,1 Prozent der Beschäftigten mit Tarifbindung. Es müsse im Interesse der öffentlichen Hand liegen, dass die Menschen von ihrer Arbeit leben können und im Alter gut versorgt sind. „Auch in Stadt und Landkreis Hof brauchen wir daher als Anfang eine Auftragsvergabe ohne Lohndumping.“

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