Lustiges Spektakel Ritter Rosts fantastischer Urlaub in Schrottland

Ritter Rost und seine Kumpane sorgen am Wunsiedler Marktplatz für reichlich Aufsehen. Foto: /pr.

Beinahe professionell ist das Musical des Kinder- und Jugendchores auf dem Wunsiedler Marktplatz. Viele kleine Zuschauer hält es nicht mehr auf den Plätzen – sie tanzen mit.

 
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Sieben Wochen sollte es regnen – sagte der Wetterbericht für die Burg des Ritters Rost und seiner „Familie“ voraus. In Wunsiedel waren die Regenschauer am Samstagabend bereits vorbei, und so hatten sich trotz frischer Temperaturen rund 200 kleine und große Gäste vor der Bühne auf dem Marktplatz eingefunden, um zu sehen und zu hören, wie es mit dem Wetter und der Geschichte vom Ritter Rost weitergehen würde. Ritter Rost wollte ja eigentlich Urlaub machen.

23 Kinder des Kinder- und Jugendchores im Alter zwischen fünf und 16 Jahren standen Punkt 18 Uhr startklar auf der Bühne, und die Vorfreude und Spannung strahlte aus allen Gesichtern.

Wie später Chormutter und Elternbeirätin Ulrike Nagengast sagte, hatten sich die Sängerinnen und Sänger schon seit 2021 auf das Musical vorbereitet, erst nur zur Freude in den langen Monaten des zweiten Lockdowns und den damit einhergehenden Online-Proben am heimischen Computer, und seit 2022 dann mit intensiveren Probentagen und mit dem festen Ziel, endlich wieder ein Live-Musical vor Publikum aufzuführen.

Das Musical startete mit dem Regenlied, bevor Ritter Rost – treffend gespielt von Max Bayer und perfekt kostümiert mit kastenförmiger Registrierkasse, Ritterhelm mit Wetterhahn und Steampunkbrille – beschloss, dem Regen zu entfliehen. Mit ihm kamen seine Burgbewohner, das Burgfräulein Bö (Antonia Nagengast) mit ihrem sprechenden Hut (Valérie Arius) und dem Feuerdrachen Koks (Johanna Pfliegensdörfer). Nach Schrottland wollten sie reisen, wo laut Reiseprospekt immer nur erstklassiges Wetter herrschen sollte. Die Koffer wurden gepackt, stilecht mit Petroleum, Lanze und Kühlwasser, und auch des Ritters heiß geliebtes Ross „Feuerstuhl“ durfte mit auf die Reise und war auf der Wunsiedler Bühne optisch wie aus dem Bilderbuch entsprungen als Steckenpferd mit von der Partie.

Ein Zeppelin landet

Zum Glück kam an der Burg rein zufällig der gusseiserne Zielflug-Zeppelin vorbei, gelenkt vom Grafen Zacharias von Zitzewitz. Dieser stellte sich – gewitzt und immer ein leicht zerstreuter Professor – im zweiten Lied näher vor, und das Publikum konnte sich mit Jason Weber an einer Idealbesetzung dieser Rolle erfreuen.

Hannah Goldmann fungierte als Erzählerin, die die einzelnen Szenen verband, und stellte sich im Song „Kennst du das Land“ auch mit einer gekonnt interpretierten jazzigen Gesangseinlage vor.

Die Szene wechselte sodann hin zum Strand in Schrottland, und es kamen weitere Charaktere dazu: da spielten etliche Ritter (Aya El Yassouf, Jakob Nagengast, Adrian Leinweber, Ludwig Nagengast und Emmanuel Safa Baksh in Kostümen von Ulrike Nagengast) in einem Sandkasten und sollten dem König Bleifuß dem Verbogenen – hingebungsvoll gespielt im selbst gebauten Kastenkostüm von Sophia Daum – eine Sandburg errichten. Hofschreiber Ratzefummel (Valentine Riedel) erinnerte die Ritter nochmals an ihre Ferienpflicht, während Königstochter Prinzessin Magnesia - besetzt durch Nachwuchsschauspiel- und Gesangstalent Anika Hait – nur um ein Thema kreiste: Männer!

Schlauchboot ohne Boden

Mitten in diese Idylle platzte also die Bruchlandung des Zielflugzeppelins, einem Schlauchboot ohne Boden, mit seinen Fluggästen. Und es kam, wie es kommen musste: Prinzessin Magnesia erblickte den Ritter Rost, reparierte sein quietschendes Knie und war ihm in Liebe verfallen, während König Bleifuß gleich die Chance ergriff, um alle versammelten Ritter zu einem königlichen Wettbewerb zur Bekämpfung des Wetters einzuladen. Burgfräulein Bö und Koks jedoch wurden mit einer abgebrochenen Kronenzacke zuvor zum Eisstand geschickt, und so hörte und sah das Publikum mit dem vierten Lied „Eiszeit“ einen echten Ohrwurm, der von allen Chorkindern begeistert geschmettert, besonders aber vom Burgfräulein und Hut (mit lebensechten von Ulrike Nagengast selbst gebastelten blauen Hüten) und Drache Koks als Solisten auch superwitzig gespielt wurde.

Der Kampf gegen das schlechte Wetter begann, und so wurden weitere bisher im Hintergrund gebliebene Kinder aktiv: Stephanie Leinweber und etliche jüngere Sängerinnen jagten dem Ritter und seinem Chauffeur Zitzewitz mit zahlreichen grauen Luftballons und mit dem Gewitterlied Angst und Schrecken ein.

Die Szene wandelte sich ein weiteres Mal, denn das Burgfräulein und der Drache Koks kamen nun endlich am ersehnten Eiswagen an, lernten durch die Eisverkäuferin – leidenschaftlich gespielt von Chormama Jasmin Laub – auch endlich die Ureinwohner Schrottlands (Emilia und Wilhelmine Laub, Felicitas Franz, Emilia Hahn, Maria Barseghyan, Emma Altrock und Ida Hellbach) kennen. Am Strand erwartete währenddessen die verliebte Prinzessin die Heimkehr von Ritter Rost; ihre Liebe kühlte jedoch innerhalb von Sekunden ab, als König und Hofschreiber feststellten, dass der Held wohl versagt habe. In diese Szene schneien nun zuerst die Ureinwohner mit ihren Spitzendeckchen und kurz darauf auch der Zeppelin mit einer dritten Bruchlandung. Ritter Rost wird fälschlicherweise als der Retter des Wetters bejubelt, die Spitzendeckchen werden als Andenken und in zigtausendfacher Ausführung gekauft und in einem stilechten Samba besungen, alle kommen nun doch noch zum Urlaub bei Sonnenschein, die Prinzessin heiratet den Eisverkäufer, und so können zu guter Letzt alle Akteure in das atemberaubende Schlusslied „Una piccola canzone“ mit italienischem Nonsenstext einstimmen. Begeistert tanzen einige kleine Gäste aus dem Publikum auf dem Marktplatz mit, und so lässt der herzliche und lang anhaltende Applaus des Publikums nicht auf sich warten.

Doch kein Held

Viele Zuschauer hoffen nun auf eine Wiederholung der Vorstellung in einem Innenraum. red

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