Marktleuthen und Herend Städtepartnerschaft im Pandemie-Modus

Anja Lohneisen

Lange haben sie sich nicht gesehen: die Menschen aus Marktleuthen und Herend. Corona verhinderte ein Treffen. Wie es den Ungarn ergangen ist, zeigt ein Brief aus der Partnerstadt.

Ein Kalender mit Fotos aus den Partnerstädten Herend und Marktleuthen gibt es gegen eine kleine Spende für den Partnerschaftsverein im Rathaus, der Physiopraxis Burak und der Papeterie de Waele. Foto: Anja Lohneisen

Marktleuthen - Das Corona-Virus hat das Jahr 2020 zu einem gemacht, von dem man sich keine Wiederholung erhofft. Groß ist die Hoffnung, sich wieder unbeschwert mit der Familie und im Freundeskreis treffen können. Dann sind womöglich auch wieder öffentliche Feste oder gar persönliche Begegnungen zwischen Menschen aus Partnerstädten möglich. Darauf warten etwa die Städte Marktleuthen und ihre ungarische Partnerstadt Herend.

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Corona verhindert Reise

Für August war eine Reise der Marktleuthener in die Partnerstadt geplant. Unterkünfte, Bus – alles war schon reserviert worden. Dann kam das Virus, und die Reise wurde abgesagt. Zwar wären im August Busreisen möglich gewesen, doch zehn Stunden mit Maske im Bus wollten die Organisatoren niemandem zumuten. Außerdem hatten sich auch die Herender ebenfalls dazu entschlossen, ihr Fest abzusagen.

Maria Arnold von der Nationalitätenselbstverwaltung in Herend hat jetzt einen Bericht über das Coronajahr an die Stadt Marktleuthen geschickt. Sie freut sich, dass in der Partnerschaft nun wieder ein Funkeln zu sehen sei, nachdem es einige Jahre still geworden war und nur ein paar wenige private Kontakte gepflegt worden waren.

Hamstern auch in Herend

Im Frühjahr glich das Leben in Herend dem in Marktleuthen. „Die erste Welle, die Bleib-zu-Hause-Periode, dauerte von Mitte März bis Anfang Juni“, schreibt Maria Arnold. „Was das für uns bedeutete, hing auch von Lebensalter, der Arbeitsstelle und der persönlichen Einstellung ab.“ Auch in Herend hätten viele Menschen Waren gehamstert. Diejenigen, die in ihrem Leben schon manch anderes erlebt hatten, hätten die Situation wiederum als nicht so schlimm empfunden. Um Begegnungen zwischen älteren und jüngeren Bürgern zu vermeiden und somit die Risikogruppe zu schützen, seien bestimmte Einkaufszeiten festgelegt worden, schreibt Maria Arnold. Auch ein Helferkreis habe sich gegründet. Und natürlich wurde auch in Ungarn die Maskenpflicht eingeführt. Medizinische Masken waren anfangs rar, sodass auch in Ungarn fleißig genäht wurde. Wie in Marktleuthen bildete sich auch in Herend eine kleine Nähgruppe, die Gemeinde und Institutionen mit Textilmasken versorgte.

Besuchsverbot in Krankenhäusern

In Krankenhäusern und Pflegeheimen wurde ein Besuchsverbot angeordnet. „Das war schon hart“, schreibt Maria Arnold. Der Onlineunterricht für die Schüler lief natürlich auch nicht sofort reibungslos. „In Familien, wo mehrere Kinder zu Hause lernten und die Eltern gleichzeitig Home-Office-Arbeit leisten mussten, konnte es komisch bis tragisch werden.“ Auch die Mensa war geschlossen, so hatten besonders die Frauen vielerlei Berufe zu Hause: Mutter, Ehefrau, Lehrerin, Mitarbeiterin, Köchin – und oft auch Psychologin.

Herend ist überwiegend römisch-katholisch geprägt. Die Gläubigen konnten im Internet die Übertragung von Messen aus verschiedenen Kirchen des Landes miterleben. Etwa 200 Reformierte leben in Herend, die bisher in andere Ortschaften zum Gottesdienst fuhren. Inzwischen steht für sie auch in Herend eine nagelneue Kirche. Die geplante Einweihung im Mai musste jedoch aus bekannten Gründen verschoben werden.

Kreativ durch Shutdown

Nun, im zweiten Shutdown, seit Mitte November, erlebt Herend ähnliche Tage wie im Frühjahr. Solange es möglich war, seien den Menschen im Freien Vorträge, Gespräche und Konzerte mit einer verminderten Teilnehmerzahl angeboten worden. Das aber sei witterungstechnisch jetzt nicht mehr in dem Maß möglich, sagt Maria Arnold. Doch die Ungarn wurden kreativ: „In der Adventszeit wurde ein Online-Pfefferkuchen-Wettbewerb ausgerufen.“ Die Teilnehmer schickten Fotos ihres Gebäcks, und eine Jury bewertete die Bilder. Ein „Leuchtender Adventskalender“ habe die Straßen der Stadt erhellt: Jeden Tag wurde in der Stadt ein weiteres geschmücktes Fenster als Teil eines großen Adventskalenders erleuchtet.

„Auf die Aufführung des Christkindlspiels mussten wir auch verzichten“, schreibt Maria Arnold, „aber alles, um es auch in Zukunft noch oft miterleben zu können!“

Kalender gegen Spende

Außerdem ist aus Herend ein Paket mit Kalendern für 2021 gekommen. Die Kalender mit Fotografien aus Herend und Marktleuthen werden gegen eine kleine Spende an den Partnerschaftsverein Marktleuthen-Herend (PVMH) in der Physiopraxis Burak, der Papeterie de Waele und im Rathaus abgegeben – solange der Vorrat reicht. Weihnachtspost mit Grüßen aus der Egerstadt und Leckereien aus der Umgebung sind vorige Woche auf den Weg gebracht worden, um hoffentlich noch vor den Festtagen in Herend einzutreffen, berichtet PVMH-Vorsitzende Susanne Schädlich.