Marktredwitz atmet auf Schwung im Kneipen-Karussell

Der Dornröschenschlaf in der Marktredwitzer Gastronomie ist zu Ende. Im „Strand“ und im „Zoigl“ sorgen neue Wirte für das Wohl der Gäste. Für das „Meisterhaus“ am Auenpark und das Traditionsgasthaus Dannhorn im Markt stehen neue Pächter in den Startlöchern. Nur der edel sanierte „Goldene Löwe“ bleibt ein Sorgenkind.

 
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„Zeit wird’s“: Dieser Kommentar ist in Marktredwitz oft zu hören, wenn es um neue Wirte in der Innenstadt geht. Denn lange fand sich weder ein Pächter für das „Zoigl“ in allerbester Lage mitten im Markt noch für den „Strand“ in der Ottostraße. Zu allem Überfluss machte auch noch das „Meisterhaus“ am Auenpark dicht.

Doch jetzt kommt Bewegung in die Gastro-Szene: Am heutigen Samstag eröffnen Michaela und Markus Grund das „Zoigl“ in der guten Stube der Stadt. Wie zu Petra Heinrichs und Rainer Fleißners Zeiten, die das „Zoigl“ 13 Jahre lang bis 2020 führten, soll es bei den Grunds wieder „ganz ursprünglich“ werden.

Hausbewohner übernehmen „Zoigl“

Warme und kalte Brotzeiten sowie Hausmacher-Gerichte wollen die 52 Jahre alte Heilpädagogin, die in der Mitterteicher Lebenshilfe arbeitet, und der 54 Jahre alte, selbstständige Mediengestalter Gästen kredenzen. „Rainer und Petra waren gute Lehrmeister“, erzählt das Paar, das seit 15 Jahren direkt über dem „Zoigl“ wohnt. „Wir haben immer alles mitbekommen“ Allerdings empfanden die Grunds die Wirtschaft unter ihnen nicht als störend, sondern als belebend. „Laut war hier es nie, dafür aber in der Corona-Zeit gruselig leer.“ Keine guter Starttermin für die drei jungen Oberpfälzer der „Zoiglgroup“, die das Lokal in Marktredwitz im August 2020 übernahmen. Im Juli diesen Jahres gaben sie auf. „Seitdem fragen uns die Leute dauernd, wie es weitergeht“, erzählt Michaela Grund.

„In die Gastronomie reingeboren“

Nun entschieden sich ihr Mann und sie, selbst weiterzumachen – mit Hilfe von drei Mitarbeitern, erzählt die neue Wirtin, die „in die Gastronomie reingeboren ist“. Ihre Mutter betrieb in Marktleuthen, Hof und Berlin Lokale.

Geöffnet sein soll das „Zoigl“ mit 60 Plätzen innen und 90 draußen ab heute immer von Mittwoch bis Samstag durchgehend ab 11 Uhr.

Aufwind für einheimische Brauerei

Ihre Berufe wollen die Grunds zunächst nicht an den Nagel hängen. „Wir haben uns alles gut überlegt und vernünftig geplant“, sagt das entspannt wirkende neue „Zoigl“-Paar. Ausschenken wollen die beiden Marktredwitzer „selbstverständlich einheimisches Bier“, also Nothhafts „Rawetzer Zoigl“. „Das ist sogar prämiert“, sagt Markus Grund.

„Strand“-Leerstand endlich vorbei

Nach der Pandemie-Durststrecke hat also auch die Marktredwitzer Brauer-Familie Nothhaft wieder Grund zur Freunde – zumal nach über zwei Jahren Leerstand seit Freitag auch der „Strand“ wieder geöffnet ist. „Deftige, bodenständige bayerische und deutsche Gerichte ohne Schnickschnack“ wollen Sandra und Stefan Steinhauser auf 50 Biergarten- und 60 Innenraum-Plätzen in dem Traditionslokal neben dem Brauereigelände in der Ottostraße anbieten. Wie berichtet, führte das Paar vorher die Zoiglwirtschaft „Mundwerk“ im früheren Gasthaus Nickl in der Jean-Paul-Straße.

„Meisterhaus“ ab November offen

Ab November will sogar noch ein weiterer Wirt einheimisches Bier ausschenken: Christopher Sack, in Marktredwitz bestens bekannt als Gastronom „Zack“, möchte das „Meisterhaus“ weiterführen. Auch dieses Lokal im neuen Stadtquartier am Auenpark steht leer – der bisherige Pächter Ingo Hautmann hat aufgegeben.

„Im gewohnten ,Zack’-Stil“

Die Riesenbaustelle vor dem Lokal schrecke ihn nicht, sagt Christopher Sack, der zunächst „Zacks Café & Bar“ in der Lindenstraße betrieb und dann auf der Auenpark-Terrasse weitermachte, bis die Abriss-Bagger ihn erneut vertrieben. Das „Meisterhaus“ will er „im gewohnten ,Zack’-Stil“ betreiben. „So, wie man mich kennt.“ Verschönern möchte der künftige Pächter den Biergarten, um hier vor Weihnachten eine seiner Glühwein-Buden aufzustellen. Drin im Lokal werde es eine kleine Karte mit wöchentlich wechselnden Gerichten geben, außerdem Zoigl-Abende mit Brotzeiten, Bar-Betrieb sowie „ein paar Veranstaltungen“.

„Der Richtige“ fehlt im „Goldenen Löwen“

200 Besteck-Sets, 200 Rotweingläser, 200 Weißweingläser, Gemüseschneider, Schickfroster – alles da: „Wenn jetzt der Richtige kommt, braucht er sich nur noch ins gemachte Nest setzen“, sagt Reinhard Stegert. Sieben Jahre lang haben er und seine Frau Krystina den „Goldenen Löwen“ in Dörflas bis ins kleinste Detail restaurieren lassen. Seit Monaten suchen die Besitzer nun „mit Hochdruck“ einen Pächter.

Bewerbungen gab es Stegert zufolge zwar viele – doch er brauche einen guten, erfahrenen Profi für das Rieseobjekt mit sieben Gasträumen. „Wir haben schon 35 Anfragen für Hochzeits- und Geburtstagsfeiern. Das Interesse ist groß.“ Oft wird der Besitzer gefragt, warum er das Haus nicht selbst führt. „Doch ich bin einfach kein Gastronom.“ Klar sei aber auch: „Ich werde den ,Goldnen Löwen’ nie verkaufen, dazu habe ich viel zu viel Liebe reingesteckt. Also mache ich weiter: Ich bereite alles für den Richtigen vor.“

Wechsel beim Dannhorn

Neuer Pächter
Freitag, der 30. September 2022, war für ein weiteres, alt eingesessenes Gasthaus im Markt ein einschneidendes Datum: Karin Mathes hat zum letzten Mal das beliebte Wirtshaus Dannhorn aufgesperrt. Damit endet eine Ära, denn die Chefin hat vier Jahrzehnte in der Metzgerei und im Lokal verbracht. „Familientradition seit über 100 Jahren“, steht zum Beispiel voller Stolz auf der Speisekarte, die täglich wechselte. Die Gerichte, die darauf stehen, waren ein großer Teil des Erfolgsrezeptes. Hier gab es noch frisch gekochte Hausmannskost unter zehn Euro. Nicht zuletzt deshalb war das Gasthaus bei älteren Menschen, Arbeitern und Touristen beliebt. Gerne gönnten sich dort auch Stammtischbrüder ein Seidlein Bier, um dabei über die neuesten Rawetzer Geschichten zu philosophieren. Urig war’s . Und das soll es auch bleiben. Hier entsteht kein neuer Leerstand, denn bereits am Mittwoch, 5. Oktober, öffnet ein Pächter aus Tschechien das Lokal wieder. Er will auf das bewährte Konzept setzen – angereichert mit böhmischen Gerichten und tschechischem Bier. Eine Lösung gibt es auch für die Metzgerei und den Imbissstand im Markt. Beides übernimmt die Metzgerei Sandner aus Selb (ausführlicher Bericht folgt).

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