Marktredwitz Nach 400 Jahren ein richtiger Verein

Christl Schemm
Mehr als 30 Musikerinnen und Musiker machen bei der Marktredwitzer Blasmusik mit. Bei der Gründungsversammlung spielten sie unter anderem das Marktredwitzer Heimatlied unter der Leitung der neuen Dirigentin Nadja Rippert (Vierte von rechts);.rechts im Bild außerdem Ehrendirigent Erwin Jahreis und die frühere Dirigentin Sabrina Hinz. Foto: /Christl Schemm

Die Marktredwitzer Blasmusik will nicht länger ein loser Zusammenschluss sein. Bei der Gründungsversammlung gibt sie sich eine Satzung und wählt einen Vorstand. Im Rückblick spielt auch eine fliegende Katze eine Rolle.

 
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Turmbläser, Stadtpfeifer, „Stadtpumperer“, Stadtkapelle: So vielfältig wie die Namen der Musikensembles sind, aus denen die Marktredwitzer Blasmusik hervorgegangen ist, so abwechslungsreich, bunt und interessant ist auch die Geschichte des Orchesters. Doch eine Veranstaltung wie jene, die am Samstag auf dem Programm stand, hat es noch nie gegeben. Denn nach fast 400 Jahren Blasmusikgeschichte in Marktredwitz formierten sich die Musikerinnen und Musiker sowie ihre Unterstützer zum ersten Mal zu einem Verein – eingetragen im Vereinsregister des Amtsgerichts, gemeinnützig und mit ordentlicher Satzung. 37 Mitglieder sind dem neuen Verein bei der Gründungsversammlung beigetreten. Sie wählten Florian Fischer und Jonas Barthel zu gleichberechtigten Vorsitzenden.

So jung, wie die Kapelle insgesamt, ist auch das neue Vorstands-Team (von links): Felix Heindl, Florian Fischer, Markus Buchner, Jakob Hartmann, Jonas Barthel und Viola Freitag. Mit im Bild ist stellvertretender Bürgermeister Horst Geißel.

Vereinsgründungen oder Jahreshauptversammlungen mit Wahlen sind üblicherweise eher dröge Veranstaltungen. Nicht so bei der Marktredwitzer Blasmusik. Das junge Team um Florian Fischer, Jonas Barthel und Dirigentin Nadja Rippert machte aus der Versammlung ein kleines gesellschaftliches Event mit vielen unterhaltsamen Elementen – und so, wie es sich für ein Orchester gehört, mit viel Musik. Auch amüsante Informationen und ein kleines Büfett machten die Veranstaltung zu einem angenehmen Abend.

Knapp 400 Jahre

Eines hat die jeweiligen Bürgermeister und die Musiker der verschiedenen Kapellen in den vergangenen knapp 400 Jahren laut Oberbürgermeister Oliver Weigel immer geeint: der Stolz auf die Marktredwitzer Blasmusik. Sie stehe für hervorragende Qualität und sei ein Werbeträger für die Stadt. „Ihr seid immer da, wenn wir euch brauchen, und ihr bringt eine hervorragende Leistung“, sagte Weigel in seinem Grußwort. Die Vereinsgründung und das Beantragen der Gemeinnützigkeit seien die richtigen Schritte.

Damals noch keine reine Blasmusik, sondern ein Orchester, bei dem die Streicher eine große Rolle spielten: die Marktredwitzer Stadtkapelle im Jahr 1928. Das ist das erste Bild, das von der Vorgängerin der Marktredwitzer Blasmusik existiert.

Helmut Schörner, Vizepräsident und Kreisverbandsvorsitzender des Nordbayerischen Musikbunds, zeigte sich erfreut darüber, dass die Marktredwitzer Blasmusik nun auf ein tragfähiges Fundament gestellt werde und die Initiative dafür von einer jungen Generation an Musikerinnen und Musikern ausgehe. Das Orchester sei eine wichtige Säule im Kreisverband Hof-Wunsiedel.

Fanfarenklänge

Mit Fanfarenklängen läuteten einige Musiker den Rückblick von Ehrendirigent Erwin Jahreis auf die Historie der Marktredwitzer Blasmusik ein. Zusammen mit seiner Tochter Saskia gestaltete er einen kurzweiligen und vergnüglichen Parforceritt durch die fast 400-jährige Tradition des Orchesters. Zwei Personen waren Jahreis bei der Erforschung der Geschichte äußerst hilfreich: Erhard Mages und Edith Kalbskopf. Von Mages, seinem Lehrmeister, erfuhr er Zusammenhänge, Geschichten, Anekdoten. Die Stadtarchivarin, der man zu großem Dank verpflichtet sei, trug jede Menge Eckdaten aus den städtischen Unterlagen bei.

Herausgekommen sei ein umfangreicher wissenschaftlicher Nachweis von den Anfängen bis zur Gegenwart. Demzufolge seien jahrhundertelang das Amt und die Aufgaben der Türmer und Stadtpfeifer mit der Geschichte der Musik in Marktredwitz verbunden gewesen.

Anno 1631

Der erste Nachweis eines Türmers, der auch musikalische Aufgaben für die Stadt wahrnahm, stammt laut Jahreis aus dem Jahr 1631, das damit als Entstehungsjahr der Marktredwitzer Blasmusik angenommen wird. Erste Neujahrskonzerte habe es wohl vor rund 100 Jahren gegeben. Unter anderem nannte der Ehrendirigent, eingebunden in viele weitere Details und Schwänke, Namen wie Johann Friedrich Thomae, Friedrich Wilhelm Ponader, Ludwig Ponader, Max Ponader und Heinrich Reh, die das Orchester geprägt haben.

Und natürlich Erhard Mages, von dem Jahreis als 19-jähriger Musikstudent den Dirigentenstab 1978 übernommen hat. Mages habe beispielsweise die Anekdote zur „aus Erzürnung über anscheinend nicht entsprechend dargebrachte musikalische Leistungen vom Schoße des damaligen Leiters Ludwig Ponader in die Reihen seiner Musiker geschmissenen Katze“ überliefert. Locker und leicht wie dieses Geschichtchen war die ganze Veranstaltung gestaltet, zu der Thomas und Anna Haberkorn mit Akkordeon und Klarinette, die Mucker und die Böhmisch-Bayerischen Musikanten viele musikalische Schmankerl beitrugen.

Vorstand und Konzerte

Die Leitung
-So sieht der Vorstand der Marktredwitzer Blasmusik nach der Wahl in der Gründungsversammlung aus: gleichberechtigte Vorsitzende Florian Fischer und Jonas Barthel, Kassier Felix Heindl, Schriftführerin Viola Freitag, Kassenprüfer Jakob Hartmann und Markus Buchner.

Die Auftritte
An neun Terminen ist die Marktredwitzer Blasmusik im Sommer zu hören: 14. Mai, 10.30 Uhr: Muttertagskonzert im Kirchpark; 28. Mai, 14 Uhr: Brückenfest Lorenzreuth; 4. Juni, 13.30 Uhr: Feuerwehrfest Wölsauerhammer; 16. Juni, 19 Uhr: Serenade im Markt; 25. Juni, 14 Uhr: Schützenfest am Angerplatz; 15. Juli, 13 Uhr: Altstadtfest im Markt; 30. Juli, 19.30 Uhr: „Movie Night“ im Rahmen des Sommerkinos im Naturbad; 5. August, 13 Uhr, Sticky Fingers Festival in Brand; 27. August, 11 Uhr, Konzert zum Kirchweihsonntag im Markt.

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