Größere Chance erwartet
Über die Gründe für die späte Ablehnung der schon im April eingereichten Beschwerde könne man nur spekulieren, weil sich das Gericht leider nicht dazu äußerte. Normalerweise müsse ein Eilverfahrens in zehn Tagen entschieden werden, weiß die Juristin. Weil so viele Verfahren in Karlsruhe eingingen, befürchtete Frey zwar von Anfang an, dass es länger dauern werde, rechnete aber nicht mit neun Monaten. Womit die Juristin rechnete, waren Erfolgschancen in Höhe von zehn bis zwanzig Prozent - obwohl sie wusste, dass nur drei Prozent aller Beschwerden beim Bundesverfassungsgericht erfolgreich sind.
Kampf seit Pandemiebeginn
Medienwirksam kämpft die Unternehmerin, die früher kaum in die Öffentlichkeit trat, seit Pandemiebeginn für ihre Mode- und Einrichtungshäuser. Mit etlichen Initiativen wandte sich Caroline Frey, die den Familienbetrieb in der siebten Generation führt, gegen die aus ihrer Sicht unfaire unterschiedliche Behandlung verschiedener Branchen. Auch bei bayerischen Gerichten hat die Firmenchefin schon neunmal gegen Corona-Beschränkungen geklagt – ohne Erfolg.
Video-Call mit Markus Söder
Die bayerische Staatsregierung bekam von der Unternehmerin so lange Brandbriefe, bis die Geschäftsfrau Ministerpräsident Markus Söder bei einem Video-Call in Juni die Zusage abtrotzte, es werde im Herbst keinen Lockdown mehr für den Handel geben. Frey zur Seite standen Johannes Huber vom Waldkirchener Modehaus Garhammer und Josef Kagerbauer von der Bodenmaiser Glasfirma Joska. Gemeinsam hatten die drei renommierten Firmeninhaber im vergangenen Winter die Riesen-Kampagne „Ostbayern sieht Schwarz“ initiiert, um auf die bedrohliche Lage ihrer Branchen in der Grenzregion hinzuweisen. Tausende Geschäftsleute, Mitarbeiter und Kunden unterstützten ihre Forderungen nach Öffnungsperspektiven mit Unterschriften und Likes.
Warnung vor dem Herbst
„Schulen, Läden, Wirtshäuser, Fitnessstudios und Kultur dürfen nie wieder schließen“ lautete der Tenor eines sechsseitigen Strategie-Papiers, mit dem Caroline Frey im Sommer warnte: „Das Herbst-Delta droht.“ Die Analyse der Einzelhändlerin beschränkte sich nicht auf Forderungen für die eigenen Branche, sie macht klar: „Je länger die Grundrechtseinschränkungen dauern, desto strengere Maßstäbe muss man anlegen.“
Kritik an 2 G für Möbel
Und jetzt? Die Modehäuser sind offen, Bekleidung gilt als täglicher Bedarf. Doch für die Möbelhäuser in Marktredwitz und Weiden gelte immer noch die 2 G-Regel. „Deshalb überlegen wir, nun noch für den Bereich Frey Wohnen zu klagen“, sagt die Juristin. Denn Stühle, Tische, Küchen und Co. gehören aus Sicht der Unternehmerin ebenfalls zum täglichen Bedarf.
„Leben nicht in Steinzeit“
„Wir leben schließlich nicht mehr in der Steinzeit, wo wir nicht mehr als ein Bärenfell brauchen.“ Zudem gebe es in Möbelhäusern weit mehr Fläche pro Kunde, als die gesetzlichen Corona-Regeln verlangten, argumentiert Frey und wiederholt ihr Credo: „Der Handel ist kein Pandemie-Treiber.“
Fast wie der Media-Markt
Im Advent hätte sie die „unzumutbaren, ungerechten“ Corona-Einschränkungen beinahe eigenmächtig beendet, berichtet Caroline Frey. Sie erwog, ihre Kaufhäuser einfach ohne die vorgeschriebenen 2 G-Kontrollen aufsperren zu lassen – ebenso, wie es etliche Media-Markt- und Saturn-Filialen aktuell praktizierten – auch in Marktredwitz (wir berichteten). Doch Freys Anwalt riet ihr ab: Da die Umstände unklar seien und die Polizei die Läden eventuell wieder schließe, sei eine Klage der sicherere Weg.