Mehr als 400 Millionen Jahre alt Ältester fossiler Wald der Welt in England entdeckt

Markus Brauer

Vor mehr als 400 Millionen Jahren entstanden die ersten Wälder. An der Sandstein-Küste im Südwesten Englands sind jetzt die versteinerten Überreste des ältesten prähistorischen Waldes gefunden worden.

 
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An dieser Stelle der Hangman-Sandstein-Formation nahe der Stadt Minehead im Südwesten Englands liegt der Fundort. Foto: © Neil Davis

Im Südwesten Englands haben Paläontologen die fossilen Relikte des ältesten bekannten Waldes der Erde entdeckt. Vor rund 390 Millionen Jahren wuchs zwei bis vier Meter hohe palmenähnliche Calamophyton-Bäumen entlang der Küste von Somersets.

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Der prähistorische Wald lag in den hohen Klippen der Hangman-Sandstein-Formation. Diese Fundstätte liegt in der Nähe der Stadt Minehead in der Grafschaft Somerset und ist vier Millionen Jahre älter als der bisherige Waldfossil-Rekordhalter aus dem US-Bundesstaat New York, wie Paläontologen um Neil Davies von der britischen University of Cambridge im Fachmagazin „Journal of the Geological Society“ schreiben.

Erste Wälder entstanden vor mehr als 400 Millionen Jahren

Versteinerter Calamophyton-Stamm Foto: © Chris Berry
Exmoor National Park und Bristol Channel bei Minehead in Somerset. Foto: Imago/Pond5 Images

Im Zeitalter des Devon vor 419 bis 358 Millionen Jahren entstanden die ersten Wälder. Damals war der Südwesten Englands noch nicht mit dem Rest der Britischen Insel verbunden und lag weiter südlich, wie die Forscher in ihrer Studie berichten. Die Gegend bestand aus einer halbtrockenen, von Flusskanälen durchzogenen Ebene, die an Teile des westlichen Mitteleuropas angrenzten.

Das Gebiet wurde beherrscht von primitiven Calamophyton-Bäumen, von denen fossile Stämme sowie Spuren von Wurzeln und Sedimentstrukturen erhalten geblieben sind.

Calamophyton: mehr Strauch als Baum

Vor 390 Millionen Jahren wuchs im Südwesten Englands der älteste bekannte Wald der Erde aus Calamophyton-Bäumen. Foto: © Peter Giesen/Chris Berry
Steinstrand bei Porlock Weir in Somerset. Foto: Imago/Pond5 Images

„Das war ein ziemlich merkwürdiger Wald, nicht wie ein Wald, den man heute sehen würde“, erklärt Davies. Calamophyton-Bäume würde heute eher als Sträucher gelten. Sie wurden maximal zwei bis vier Meter hoch und hatten weder Blätter noch Stämme aus massivem Holz. Ihre Stämme waren in der Mitte hohl und sehr dünn. Die Äste der Bäume wiederum bildeten hunderte zweigartige Strukturen.

In diesem Devon-Wald gab es weder Unterholz noch Gras, das hat sich erst mit dem Auftreten der ersten Dinosaurier vor 235 Millionen Jahren im Erdmittelalter der Oberen Trias entwickelte. Dafür war der Waldboden aber bedeckt von kleinen Zweigen, welche die dicht stehenden Bäume in großen Mengen abwarfen, wie Davies in der Studie erklärt.

Biomüll diente ersten Wirbellosen als Nahrung

Dieser „Biomüll“ diente bodenlebenden Wirbellosen als Nahrung und lagerte sich im Laufe der Zeit außerdem in Sedimentschichten ab. „Die in diesen Fossilien enthaltenen Beweise bewahren eine Schlüsselphase in der Entwicklung der Erde, in der Flüsse begannen, grundlegend anders zu funktionieren als zuvor und zu der großen erosiven Kraft wurden, die sie heute sind“, erläutert Davies.

Bis zum Ende des Devons vor 358 Millionen Jahren hätten Urwäldchen wie im englischen Somersets die prähistorisch Landschaft so weit verändert, dass Leben an Land selbst weit entfernt von Flüssen und Meeren möglich war. Es entstanden die ersten samentragenden Pflanzen und auch die ersten Landtiere – zumeist Gliederfüßer – hatten längst Fuß gefasst.