Mehrheitsentscheid im Stadtrat Selb bekommt einen Hans-Achtziger-Weg

Vom noch nicht ausgebauten Foto: /Patzig;Jörg

In dem neuen Baugebiet Kappel-Südwest wird eine Straße den Namen des berühmten Designers tragen. Die SPD stört sich an der Art der Entscheidungsfindung.

 
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Selb - In die Reihe der deutschen Dichter, Denker, Philosophen und Schriftsteller, nach denen Straßen auf der Kappel benannt sind, mischt sich jetzt auch ein berühmter Sohn der Stadt Selb: Hans Achtziger. Der Stadtrat beschloss in seiner Sitzung am Mittwoch auf den gemeinsamen Vorschlag von Aktive Bürger und CSU, die noch zu bauende Erschließungsstraße im geplanten Baugebiet Kappel-Südwest nach dem Künstler zu benennen: Hans-Achtziger-Weg.

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Die SPD-Fraktion hatte sich dem Vorschlag der Grünen-Stadträtin Susann Fischer angeschlossen und plädiert für den Namen Erich-Kästner-Weg. Für Hans Achtziger votierten zehn Stadträte inklusive Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch, für Erich Kästner drei Stadträte. Für großen Unmut bei der SPD sorgte die Namensgebung selbst, also nicht der Name an sich, sondern der Weg dorthin. In der Vorlage hatte die Stadtverwaltung nämlich formuliert, dass der neue Weg sich an der bisherigen Namensgebung auf der Kappel orientieren soll, bei dem eben Dichter, Denker, Philosophen, Schriftsteller und Nobelpreisträger als Namensgeber herangezogen wurden. Dazu hatte die Verwaltung eine ganze Reihe von Vorschlägen gemacht: von Herder über Böll bis Brecht, von Mommsen über Mann bis eben auch Kästner.

Weltbekannt

Anneliese Schade (Aktive Bürger) formulierte den Vorschlag ihrer Fraktion und der CSU: Der 1918 in Selb geborene Hans Achtziger sei ein weltbekannter Designer und Künstler, der sich mit seinen Werken und seinem Wirken große Verdienste erworben habe. Hans Achtziger war von 1937 bis 1939 Schüler an der Porzellanfachschule und trat 1946 für kurze Zeit in die Kunstabteilung bei Hutschenreuther ein. Von 1946 bis 1948 studierte er an der Bau- und Handwerkerschule in München, kehrte aber dann zu Hutschenreuther zurück. Im Jahr 1972 wurde er zum Direktor der Kunstabteilung bestellt, 1980 in das Produktmanagement des Formen- und Dekorateliers berufen. Achtziger starb 2003. Die Stadt Selb prägte er unter anderem mit dem Porzellanbrunnen vor der Sparkasse in der Schillerstraße sowie dem großflächigen Porzellanrelief zur Stadtgeschichte, die er zusammen mit Erich Höfer entwarf. „Mit der Namensgebung wollen wir sein Lebenswerk würdigen“, begründete Schade den Vorschlag.

Keine Herabwürdigung

Dieser Vorschlag, der ja von der eigentlichen Liste der Verwaltung abwich, brachte den SPD-Fraktionsvorsitzenden Walter Wejmelka in Rage. SPD und Grüne hätten sich an der Liste orientiert: Es sei sehr schade, dass man nicht im Vorfeld mit der SPD gesprochen habe, um einen gemeinsamen Vorschlag zu finden. Allerdings legte Wejmelka äußersten Wert darauf, dass der Vorschlag Erich-Kästner-Weg auf keinen Fall eine Herabwürdigung der Person oder der Verdienste von Hans Achtziger darstelle. Vielmehr stehe der Name des Schriftstellers Erich Kästner nicht nur für preisgekrönte Kinder- und Jugendliteratur, sondern auch für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, was gerade in einer Zeit der erstarkenden Rechten von großer Bedeutung sei. Durchsetzen konnten sich SPD und Grüne mit diesem Vorschlag aber nicht.

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