Kunstreich nachgebildet, spiegeln sich in ihnen die Ideale hochwohlgeborenen oder bürgerlichen Lebens wider, mitsamt dem Komfort, der Haustechnik, den wechselnden Stilen und Geschmäckern ihrer Entstehungszeit. Freilich fällt der Blick fast stets auf glorifizierend ausgeschmückte Modelle des gesellschaftlichen Ober- und des Mittelbaus. In der sogenannten Unterschicht war bereits die Kindheit karg und fand zudem nur in den ersten Lebensjahren statt; meist schon mit sieben begann für den Nachwuchs harte Arbeit. Das ärmliche Dasein der proletarischen Bevölkerungsmehrheit dokumentiert kaum eine Puppenstube. Erst recht ist der "Abenteuer-" oder "Erlebnisspielplatz" eine Erfindung der jüngsten Jahrzehnte; bis zum 28. Oktober erzählt davon die Ausstellung "The Playground Project" in Bonn. Zwischen 1950 und 1980, so teilt die dortige Bundeskunsthalle mit, wurden derlei Freiflächen zum "kreativen Labor", mit denen Landschaftsarchitekten, Künstler und Bürger den lieben Kleinen einen optimalen "Spielort zur Verfügung stellen und zugleich Gemeinschaft und Stadt neu denken" wollten.
Meinungen Kein Kinderspiel
Michael Thumser 01.08.2018 - 22:52 Uhr