Meisterkurs Haus Marteau Emotionen der Kammermusik

Von Gerald Lippert
Kunstgenuss am Sonntag in der Schönwalder Schule: Michael Drescher, Charlotte Léonard und Malte Zeller vermittelten mit den Klaviertrios von Haydn und Schostakowitsch die Bandbreite musikalischer Emotionen in der Kammermusik. Foto: Gerald Lippert

Sechs junge Musiker der Meisterkurse im Haus Marteau bieten dem Publikum in Schönwald ein Konzert auf höchstem Niveau. Dozent Professor Walter Schreiber führt durch das Programm.

 
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In zwei Ensembles haben sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmer des diesjährigen Meisterkurses für Kammermusik des Kölner Klaviertrios im Haus Marteau in Schönwald brilliert. Bei dem Konzert am Sonntag in der Grundschule Schönwald entführten die hochklassigen Darbietungen das begeisterte Publikum in die Welt der Kammermusik.

Die musikalischen Nachwuchskünstler verfeinerten beim Meisterkurs ihr Können unter der Leitung der renommierten Dozenten des Kölner Klaviertrios: Walter Schreiber, Joanna Sachryn und Wolfgang Manz. Der Unterricht fand im unterirdischen Konzertsaal der Internationalen Musikbegegnungsstätte des Bezirks Oberfranken des einstigen Stargeigers Henri Marteau (1874 bis 1934) statt. Bei vier Auftritten in Oberfranken im Rahmen der Konzertreihe „Haus Marteau auf Reisen“ – einer davon wie immer in Schönwald – zeigen die künftigen Klassik-Könner die Ergebnisse der intensiven Kurswoche.

Mit dem Allegro aus dem Klaviertrio op. XV/27 in C-Dur von Joseph Haydn eröffneten Charlotte Léonard (Klavier), Michael Drescher (Violine) und Malte Zeller (Violoncello), alle aus Saarbrücken, das Konzert in Schönwald. Harmonisch präsent agierten die jungen Musiktalente sowohl in den ruhigeren als auch in den temporeichen Passagen des Werkes. Feinfühlend und fordernd zugleich gestalteten sie den Schlussakkord.

Volle Klangstärke

Einen Höhepunkt des beeindruckenden Konzertabends setzte das gleiche Ensemble mit dem Klaviertrio Nr. 2 op. 67 in e-Moll von Dmitri Schostakowitsch. Dazu erläuterte Walter Schreiber, der den Auftritt der jungen Künstler moderierte, dass dieses Stück während der Kriegswirren im Jahr 1944 in Moskau uraufgeführt worden sei. „Angesichts dessen, was uns heute mit dem Krieg in der Ukraine bedrückt, ist es ein tragischer Zufall, dass dieses Werk im Programm ist.“ Es solle die Zuhörer in eine Welt entführen, die gar nicht so weit entfernt sei. Diese Entführung gelang den Musikern absolut. Anfangs instrumental leise weinend bis zum teilweise furchteinflößenden Furioso in voller Klangstärke wurde die gesamte Bandbreite musikalischer Emotionen in diesem viersätzigen Stück ausgedrückt.

Chiaya Kakutani aus Japan (Klavier), Magdalena Lipska aus Polen (Klarinette) und Jana Morgenstern (Violoncello), das zweite Ensemble des Kammerkonzerts, spielten brillant interpretiert das Klarinettentrio op. 114 in a-Moll von Johannes Brahms. In vier Sätzen präsentierten sie das kraftvolle, aber auch graziöse Werk des Komponisten im einfühlsamen Miteinander. Magdalena Lipska arbeitete dabei die gesamten Facetten ihrer Klarinette heraus. Chiaya Kakutani am Klavier unterstützte das Zwiegespräch der Klarinette und des Cellos, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Kraftvoll steigernd verlangte das Werk von den jungen Musikerinnen höchste Virtuosität und klassik-musikalisches Feingefühl.

Schwere Zeit

„Zwei Jahre Abstinenz waren für die jungen Musikstudenten eine lange und schwere Zeit, zumal sie nicht wissen, wie ihre musikalische Zukunft aussehen wird“, berichtete Schreiber. Dass alle auf den Fortgang ihrer Ausbildung gewartet hätten, habe der sehr gute Besuch der Meisterkurse mit 30 Teilnehmern in acht Ensembles gezeigt. Neben dem Abschlusskonzert im Haus Marteau bilde der Auftritt in Schönwald ein wichtiges Forum für die jungen Leute, denn „Konzertatmosphäre, Spannung und Publikum, das geht nur live“, unterstrich der Dozent.

„Nach zweijähriger Zwangspause sind wir in der glücklichen Lage, wieder ein Konzert mit den Konzertschülern vom Haus Marteau anzubieten“, sagte Schönwalds Bürgermeister Klaus Jaschke bei der Begrüßung. Ohne Walter Schreiber und sein Team, die für höchste musikalische Qualität bürgen, wäre das nicht möglich.

Die Zuhörer bedankten sich bei den Instrumentalisten mit Bravo-Rufen und stehendem Applaus für den besonderen Abend.

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