Konkret setzen sich die Liberalen für eine Verlängerung der zur Fußball-Europameisterschaft eingeführten Grenzkontrollen ein. Dies solle zunächst bis zum Winter geschehen, heißt es in einem Papier, das die Fraktion bei ihrer Klausurtagung in Hamburg beschloss.
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert kritisierte in der ARD-Sendung "Maischberger" CDU-Chef Merz: Er solle "nicht den Eindruck vermitteln, dass die in zwei Wochen nahende Brandenburger Landtagswahl zu einem allzu unrealistischen Tempo bei ihm führt". Kühnert zeigte sich "nicht geneigt und nicht gewillt, auf diese Forderung oder von mir aus auch Provokation an der Stelle einzugehen".
Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge sagte dem "Focus": "Ich finde dieses Macker-Gehabe von Friedrich Merz nur noch peinlich." Co-Fraktionschefin Britta Haßelmann sagte im Radiosender Bayern 2, es sei wichtig, über Vorschläge zu beraten, die mit dem Grundgesetz und dem europäischen Recht vereinbar seien.
Diskussion um Rechtsfragen
Die SPD-Innenministerin von Niedersachsen, Daniela Behrens, die beim Treffen am Dienstag mit dabei war, zeigt sich offen für den Vorschlag, bestimmte Migranten an den Grenzen zurückzuweisen. "Meine Meinung ist: Wenn es rechtlich möglich sein sollte – und das muss sehr gründlich geprüft werden – dann sollten wir es tun", sagte sie dem Nachrichtenportal "t-online". "Ich denke, dahinter können sich die SPD-Länder versammeln."
Die Grünen-Innenpolitiker Irene Mihalic hatte Zurückweisungen von Asylsuchenden an der Grenze als europarechtlich nicht zulässig eingestuft. Der Rechtswissenschaftler Constantin Hruschka sieht das ebenso: "Eine direkte Zurückweisung von Personen, die einen Asylantrag stellen oder bereits in einem anderen europäischen Staat einen Asylantrag gestellt haben, ist nicht zulässig", sagte der Professor der Evangelischen Hochschule in Freiburg dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Asylbewerber dürften laut Dublin-Verordnung nur in das Land überstellt werden, das für die Bearbeitung ihres Asylantrags zuständig sei. "Sie dürfen deshalb nicht einfach in ein Nachbarland zurückgeschickt werden. Und die Rücküberstellung darf auch nur innerhalb eines vorgegebenen Verfahrens stattfinden."
FDP-Parteivize Wolfgang Kubicki betonte dagegen, Paragraf 18 des Asyl-Gesetzes sehe Zurückweisungen vor. "Da die Dublin-Verordnung keine explizite Aussage darüber trifft, ob Zurückweisungen von Asylsuchenden an den Binnengrenzen zulässig sind, gilt die entsprechende nationale Regelung." Nach den Dublin-Regeln ist normalerweise jenes Land für ein Asylverfahren zuständig, in dem ein Migrant in Europa angekommen ist.
Mützenich: "Keine Denkverbote"
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich sagte der Deutschen Presse-Agentur, man habe das Ziel, "gemeinsam mit der Union in Bund und Ländern zu einem rechtssicheren Gesamtpaket Migration zu kommen". Er fügte hinzu: "Dabei gibt es für uns keine Denkverbote." Konkreter wurde er allerdings nicht. Er kündigte zugleich an, dass die SPD-Fraktion bereits in der kommenden Woche im Bundestag erstmals über das von der Ampel-Regierung beschlossene Sicherheitspaket beraten will.
Die Regierung hatte sich vergangene Woche als Reaktion auf den Messeranschlag von Solingen darauf verständigt, das Waffenrecht zu verschärfen, die Kompetenzen der Sicherheitsbehörden auszuweiten und weitere Maßnahmen zur Beschränkung der illegalen Migration zu ergreifen. Das Bundesinnenministerium hatte am Mittwoch angekündigt, in den nächsten Tagen Gesetzestexte zur Umsetzung vorzulegen.