Von Tieren und Menschen Menschen sprechen langsamer, damit Hunde sie verstehen

Markus Brauer/

Seit Tausenden von Jahren leben Menschen mit Hunden zusammen. Dass sie sich so gut verstehen, liegt auch an der erfolgreichen Kommunikation. Die hängt insbesondere von einem Faktor ab.

 
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Das Verlangsamen des Sprechens kann dem Menschen helfen, eine bessere Verbindung zu seinem Hund aufzubauen. Foto: dpa/Patrick Pleul

Menschen verlangsamen gewöhnlich ihr Sprechtempo, wenn sie mit Hunden sprechen. Dadurch können die Vierbeiner sie tatsächlich besser verstehen. Das berichtet ein Team um Eloïse Déaux von der Universität Genf nach Versuchen in der Fachzeitschrift „PLOS Biology“.

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Hunde bellen, knurren und winseln zwei Laute pro Sekunde

Demnach verlangsamen Menschen ihr Sprechtempo, das normalerweise bei etwa vier Silben pro Sekunde liegt, auf etwa drei Silben pro Sekunde, wenn sie mit einem Hund sprechen. Das liege wohl daran, dass das Tempo der Kommunikation bei Menschen grundsätzlich höher ist als bei Hunden, schreibt die Gruppe. Diese bellen, knurren und winseln demnach mit einer Geschwindigkeit von etwa zwei Lautäußerungen pro Sekunde.

Die Forscher gehen davon aus, dass Menschen und Hunde unterschiedliche Stimmverarbeitungssysteme haben. Das Verlangsamen des Sprechens könnte dem Menschen letztlich dabei geholfen haben, eine bessere Verbindung zu den Tieren aufzubauen.

Hunde in Deutschland. Foto: dpa-Infografik

Für die Ergebnisse zur Kommunikation zwischen Hund und Mensch hatten die Wissenschaftler die Stimmlaute von 30 Hunden sowie von 27 Menschen, die in insgesamt fünf Sprachen mit anderen Menschen sprachen. Bei 22 dieser Menschen wurde zudem deren Kommunikation mit Hunden analysiert. Dabei untersuchten die Forscher die Hirntätigkeit von Menschen und Tieren per Elektroenzephalografie (EEG).

Hunde-Mamas erkennen ihre Welpen am Winseln

Hunde-Mamas erkennen ihren Nachwuchs am Winseln und reagieren besonders auf die Geräusche der Kleinsten. Das berichtet ein französisches Forschungsteam in den „Proceedings“ der US-nationalen Akademie der Wissenschaften.

Die Forscher um Mathilde Massenet von der französischen Universität Saint-Etienne analysierten 4400 Aufnahmen 220 winselnder Beagle-Welpen aus 40 Würfen. Die Aufnahmen wurden in vier Zuchtstationen in Frankreich gemacht.

Drei Wochen alte Beagle-Welpen. Foto: EurekAlert/Mathilde Massenet/dpa

Sie spielten dann mithilfe kleiner Lautsprecher 16 Hündinnen Winseln ihres Nachwuchses sowie fremder Beagle-Welpen vor. Die Mütter reagierten jeweils stärker auf Geräusche ihrer eigenen Welpen, was sich unter anderem in mehr Fürsorge und Füttern ausdrückte. Einige Hunde-Mamas schleppten die Lautsprecher sogar in ihr Körbchen zu den anderen Welpen.

Beim eigenen Nachwuchs reagierten die Mütter zudem stärker auf hohe Töne. Diese werden eher von kleineren Welpen erzeugt. Die Gruppe um Massenet schließt daraus, dass ihr Fiepen Hündinnen besonders zu Fürsorge motiviert.

Darum reden Menschen mit Hunden wie mit Babys

Wenn Hundebesitzer mit ihren Tieren sprechen, nutzen viele von ihnen unbewusst eine betontere, höhere Sprachmelodie. Warum das so ist und ob Hunde darauf stärker reagieren als auf normal akzentuiertes Sprechen, haben Forscher von der City University of New York in einer Studie untersucht.

Hundebesitzer sprechen dabei mit ihrem Haustier häufig wie mit einem Baby. Sie wechseln in eine piepsige Tonlage und reden besonders deutlich, berichten die Wissenschaftler. Das passiere bei Hunden aller Altersklassen, aber nur Welpen reagierten besonders aufmerksam darauf.

Den Flauschi hier langsam an die Tasche gewöhnen. Das vermeidet Stress und Angstzustände. Foto: dpa/Uwe Zucchi

Die Forscher sind der Überzeugung, dass die Benutzung der Babysprache weniger eine Reaktion auf ein niedliches Welpen- oder Babygesicht ist. Stattdessen werde sie vor allem zur Verständigung mit einem Gegenüber genutzt, das nicht sprechen kann oder die Sprache nur schlecht versteht.

Vor allem Welpen reagieren auf Gesäusel

Das Team um Tobey Ben-Aderet von der City University in New York hatte 30 Frauen Bilder von Welpen, ausgewachsenen und alten Hunden gezeigt und sie gebeten, sich mit einem typischen Satz an die Foto-Gefährten zu wenden. Die Forscher zeichneten das Gesagte auf, um die Sprachmerkmale später analysieren zu können. Im zweiten Teil des Versuchs wurden die Aufnahmen dann Hunden unterschiedlichen Alters vorgespielt.

Es zeigte sich, dass die Versuchspersonen Hunde aller Altersstufen so anredeten wie Babys. Bei Welpen war die Stimmlage dabei besonders hoch. Und: Es waren später vor allem die Welpen, die auf das kindgerechte Gesäusel aufmerksam reagierten.

Welpen schlafen am Anfang viel, das ändert sich allerdings schnell. Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Ältere Hunde stehen nicht auf Baby-Sprech

Die jungen Hunde wendeten sich rascher den Lautsprechern zu, näherten sich ihnen schneller und widmeten ihnen länger ihre Aufmerksamkeit als ältere Hunde. Diese sprangen auf die Babysprache nicht besonders an.

Womöglich hätten sie im Laufe ihres Lebens gelernt, menschliche Laute, die nicht direkt von Herrchen oder Frauchen kommen, weitgehend zu ignorieren, schreiben die Wissenschaftler.

Wenn die Rasse entschieden ist, dann steht wieder eine Wahl an: Welcher Welpe aus dem Wurf ist geeignet? Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

Warum aber säuseln Hundefreunde auch ältere Tiere in hoher Tonlage und mit deutlicher Aussprache an? Die Forscher vermuten, dass dies ein genereller Impuls ist, wenn es darum geht, sich mit Tieren zu verständigen, da diese mehr auf Intonation und Rhythmus des Gesprochenen und weniger auf dessen Inhalt reagieren.