Doppelmord Mistelbach Tochter der Mordopfer unter Verdacht

Nach dem Doppelmord an einem Mistelbacher Ärztepaar sitzt jetzt auch die 16-jährige Tochter in Untersuchungshaft. Ihr wird vorgeworfen, an der Tat beteiligt gewesen zu sein.

 
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Mistelbach/Bayreuth - „Nicht bei den unmittelbaren Tötungshandlungen“, so der Leitende Oberstaatsanwalt Martin Dippold. Dennoch werde ermittelt wegen „Mord in zwei Fällen in Mittäterschaft“. Zurzeit ist das Mädchen in einer Justizvollzugsanstalt untergebracht. Ihr Freund Felix S. (18) hat bereits gestanden, die beiden Ärzte getötet zu haben. 

Nach einem Notruf fanden Einsatzkräfte der Bayreuther Polizei am Morgen des 9. Januar einen 51-jährigen Kinderarzt und dessen 47-jährige Ehefrau tot im Souterrain ihres Anwesens in Mistelbach. Bereits wenige Stunden später nahmen die Polizisten einen 18-jährigen Tatverdächtigen, den Freund der ältesten Tochter des Paares, im Bayreuther Stadtgebiet fest.

Immer wieder Streit

Dieser sitzt seitdem wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Er ist der Freund der Tochter und wohnte schon einige Zeit bei der Familie. Es soll immer wieder zu Streit deswegen gekommen sein.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bayreuth erließ ein Ermittlungsrichter nun auch Haftbefehl gegen die Tochter. Im Zuge der noch andauernden Ermittlungen erhärtete sich gegen die 16-Jährige der dringende Tatverdacht, als Mittäterin an der Ermordung ihrer Eltern beteiligt gewesen zu sein. Demnach soll das junge Paar gemeinsam den Tatentschluss gefasst haben, die Eheleute zu töten.

Während der 18-Jährige dem Ärzteehepaar tödliche Stichverletzungen zugefügt haben soll, steht seine Freundin unter Verdacht, ihm die ungehinderte Tatausführung ermöglicht und dadurch einen aktiven Beitrag zum Tötungsdelikt geleistet zu haben. Das Tatmotiv dürfte wohl in innerfamiliären Streitigkeiten zu suchen sein.

Flucht nach Bayreuth

Nach Vollendung des Tatgeschehens flüchteten sie gemeinsam nach Bayreuth und stellten sich in der Folge der Polizei. Während die Tatbeteiligung des 18-Jährigen bereits von Anfang an im Raum stand, war die Rolle der Tochter zunächst unklar.

Am Dienstag wurde die Jugendliche dem Ermittlungsrichter am Amtsgericht Bayreuth aufgrund eines zuvor von der Staatsanwaltschaft Bayreuth erwirkten Haftbefehls vorgeführt. Der Ermittlungsrichter ordnete wegen des Verdachts des Mordes in zwei Fällen die Untersuchungshaft an. Die junge Frau befindet sich nun in einer Justizvollzugsanstalt. 

Die Staatsanwaltschaft Bayreuth betont, dass sich die Ermittlungen gegen eine Jugendliche richten, für die aufgrund ihres Alters ein besonders schutzwürdiges Persönlichkeitsinteresse vorliegt. Dies gelte, so Staatsanwalt Dippold, auch in der U-Haft.

Aus diesem Grund müssen öffentliche Auskünfte durch Staatsanwaltschaft und Polizei zurückhaltend bleiben. Fragen, die über die Inhalte der aktuellen Presseerklärung hinausgehen, können demnach nicht beantwortet werden.

Von Anfang an war das Verhalten der 16-Jährigen zumindest auffällig. Sie hat ihren Freund Felix nach der Tat in die Stadt begleitet, ihre drei Geschwister hat sie alleine mit den Ermordeten zurückgelassen. Darüber schreibt sie auch offen in sozialen Netzwerken, die von vielen gelesen werden können.

Sie habe es gemacht, um ihn zu „schützen“. Angeblich habe sie nicht gewusst, warum er plötzlich wegmusste. Sie habe erst danach gewusst, was passiert war. Die Ermordeten habe sie nicht gesehen, sie sei nicht unten gewesen, sie habe zu der Zeit geschlafen.

Kontaktsperre

Dennoch will sie mit ihrem Freund zusammenbleiben, darf ihn aber weder besuchen noch ihm Briefe schreiben – Kontaktsperre ist in der U-Haft üblich. Sie verweist immer darauf, dass die „Hintergründe“ komplett andere seien als von der Öffentlichkeit angenommen. Ihre Eltern seien nicht so, wie sie in den Medien dargestellt worden seien. Auf die Frage, ob gegen sie ermittelt wird, antwortete sie nicht.

Auf die Frage, ob sie es hätte verhindern können, wenn sie von Felix‘ Plan vorher gewusst hätte, schreibt sie: „Keine Ahnung.“ Jemand schrieb: „Du bist abgehauen mit dem Mörder deiner Eltern.“ „Genau.“

Nach einem Bericht der Zeitung „Bild am Sonntag“ vom 30. Januar sei Felix ausgerastet, weil ihr Vater sie vorher zusammengeschlagen habe. Es gehe schon ihr Leben lang so, dass ihre Eltern sie schlecht behandelten.

Diese Informationen stammten von einem engen Freund der 16-Jährigen, die sie ihm in einem sozialen Medium geschickt haben soll. Demnach habe Felix sie „egal um welchen Preis“ beschützen wollen. Mit unserer Zeitung wollte das Mädchen nicht sprechen. Auch ihr Verteidiger machte keine Angaben.

Die Beamten der Spurensicherung waren noch Wochen nach der Tat im Haus in Mistelbach. Da Felix nach seinem Geständnis sich nicht mehr äußerte, war er nach Informationen unserer Zeitung bisher noch nicht am Tatort.

Die Kinder sind bei Pflegeeltern, die Tochter war bei einer anderen Familie untergebracht. Sie wollte eigentlich eine Lehre anfangen. Jetzt gehen die Ermittlungen gegen sie weiter. Aus ihrem Umfeld wurden die Freunde und Mitschüler der beiden Verdächtigen befragt, was sich hingezogen hat, so Staatsanwalt Dippold.

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