Mobilfunk Landkreis spürt Funklöcher auf

Auch, wenn die offiziellen Mobilfunkkarten etwas anderes sagen: 55 relevante Versorgungslücken gibt es für Handynutzer im Landkreis Hof. Das fördert eine aufwendige Messung zutage, die auch Grundlage für Fördergelder sein kann. Nun sind die Kommunen am Zug.

 
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Grün ist gut, Orange so lala, bei Rot geht gar nichts – und die Kreise zeigen Funklöcher. Mobilfunktechnisch ist der Landkreis ein Flickenteppich. Foto: /IKT

55 Versorgungslücken mit dem Mobilfunkstandard 4G gibt es im Landkreis Hof, sie wären vermutlich mit 55 neuen, richtig positionierten Mobilfunkmasten weitestgehend behoben. Das gehört zu den Erkenntnissen einer breit angesetzten Mobilfunkmessung, die der Landkreis in Auftrag gegeben hatte. Wie ausführlich berichtet, war das Unternehmen „IKT“ aus Regensburg im vergangenen Sommer sämtliche Straßen und Wege mit einem Messwagen abgefahren, um alle drei Netze aller drei Mobilfunkanbieter zu messen. Entstanden ist jede Menge Datenmaterial, das nun den Landkreis-Kommunen zur Verfügung gestellt wurde. Als Basis dafür, das Netz weiter auszubauen.

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„Die flächendeckende Verfügbarkeit von Mobilfunk gehört zur elementaren Infrastruktur: Unser Ziel ist es, im Landkreis eine bestmögliche Abdeckung zu erreichen“, sagte Landrat Oliver Bär am Dienstagnachmittag in einer Pressekonferenz, auf der die Ergebnisse der Messung vorgestellt wurden. Die Messungen des renommierten Unternehmens sind so aufwendig und präzise, dass sie als Grundlage für die Beantragung von Fördergeldern gelten: Mit den Karten, Auswertungen und Vorschlägen, die die Bürgermeister im Hofer Land nun bekommen haben, können sie erstens Fördermittel des Landes (und ab Juli des Bundes) für den Bau von Mobilfunksendern beantragen, und können zweitens an die Netzbetreiber selbst herantreten. „Unsere Erfahrung ist, dass viele von ihnen von sich aus aktiv werden, sobald man dieses Verfahren beginnt“, erklärte IKT-Geschäftsführer Karl Manstorfer auf der Pressekonferenz.

Seine Firma hat die Mobilfunknetze von Telekom, Telefonica und O2 gemessen und hat die Mobilfunkstandards 2G, 4G und 5G ausgewertet. Die umfangreiche und derart aufgedröselte Betrachtung war vom Landkreis so gewünscht: „Weil die offizielle Förderkarte nicht das wiedergibt, was Mobilfunknutzer in der realen Welt empfinden“, sagte Oliver Bär. Sobald nämlich ein bestimmter Punkt im Land auch nur von einem der drei aktiven Mobilfunkbetreiber versorgt wird, gilt das Areal als abgedeckt. „In der Realität heißt das: Wer mit drei Handys von drei Anbietern unterwegs ist, hat fast überall Netz – aber wer ist das schon?“, fragte Karl Manstorfer. In Zahlen ausgedrückt: Auf dem Papier gilt Bayern zu „88 bis 98 Prozent“ versorgt – in der Realität kennt jeder, der über Land im Auto unterwegs ist, die Stellen, an denen der Empfang abreißt.

55 dieser weißen Flecken hat IKT nun ausgemacht im Landkreis: In der Aufzählung befinden sich lediglich bewohnte Gebiete mit kaum oder null Empfang, die großen Waldgebiete wurden hier bewusst ausgeklammert. Um den Städten und Gemeinden nicht nur zu sagen, wo es hakt, sondern auch, wie man es beheben könnte, hat das Unternehmen Vorschläge für sinnvolle Mobilfunkmast-Standorte unterbreitet. „Da geht es wohlgemerkt um die technisch sinnvollen Lösungen: Wie die Gemeinden vor Ort das dann haben wollen oder welche Fragen sich daraus noch ergeben, haben wir an dieser Stelle nicht berücksichtigt“, betont Manstorfer. Auf dieser Grundlage können sich die Bürgermeister (auch mit Hilfe des Landkreises) nun an die Staatsregierung und/oder die Betreiber wenden, um über Verbesserungspotenzial zu sprechen. Bis zu 500 000 Euro in Form einer 90-prozentigen Förderung gibt es pro Gemeinde, wo ein privatwirtschaftlicher Ausbau nicht lohnenswert für die Unternehmen wäre. Und auch einen Blick in die Zukunft hat IKT schon geworfen.

Die Versorgung mit 5G ist zwar rudimentär ausgebaut im Hofer Land, wollte man aber beispielsweise flächendeckend autonomes Fahren verwirklichen, müsste man massiv aufrüsten: Rehau beispielsweise bräuchte zusätzlich zu den bisher zwei 5G-Masten weitere vier, um das Stadtgebiet abzudecken.

Die Untersuchung, organisiert und begleitet von Wirtschaftsförderer Klaus Gruber, hat 50 000 Euro gekostet, die Mittel kamen vom Bund.