Mobilität der Zukunft Design-Studiengang in Selb eröffnet

Setzen ihre Hoffnungen auf den Studiengang „Design und Mobilität“ und das neu zu errichtende Design-Studio (von links): Landtagsabgeordneter Martin Schöffel, Bernhard Wagner von der BMW-Group, Studiengangleiter Lutz Fügener, Moderatorin Anke Rieß-Fähnrich, Fachschulleiter Bernhard Nitsche, Student Matthias Rasch und Landrat Peter Berek. Foto: Florian Miedl

Heute beginnen die ersten Studierenden in Selb. Sie befassen sich mit der Mobilität der Zukunft. Es geht auch darum, die Fortbewegung effizienter zu gestalten.

 
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Selb - Es war ein großer Tag für Selb: Am Montag wurde der Studiengang „Design und Mobilität“ offiziell eröffnet. Seit heute befassen sich die ersten 15 Studierenden mit der funktionalen und konstruktiven Gestaltung von Verkehrsmitteln und deren Verknüpfung. Es ist ein deutschlandweit einmaliger Bachelor-Studiengang, den die Selber Fachschule für Produktdesign in Kooperation mit der Hochschule Hof ins Leben gerufen hat.

„Es ist ein weiterer Baustein für eine smarte ländliche Region“, sagte Professor Jürgen Lehmann, Präsident der Hochschule Hof. Zwar sei der Studiengang noch nicht bis ins letzte Detail durchkonzipiert, „doch wir sind offen für Anregungen und Diskussion. Schauen wir, wohin die Reise geht.“ Der Studiengang werde in der Region nachhaltige Perspektiven schaffen und sowohl physische als auch soziale Mobilität beeinflussen, zeigte sich Lehmann überzeugt. „Das Auto ist nicht der Mittelpunkt, sondern Teil eines Ganzen.“

Herausforderungen auf dem Land

Genauer beschrieb das Studiengangleiter Professor Lutz Fügener in der von Anke Rieß-Fähnrich, Medienreferentin am Landratsamt Wunsiedel, moderierten Talkrunde im Rosenthal-Theater: Bislang würden städtische Belange der Mobilität stärker gewichtet, doch auf dem Land seien die Herausforderungen größer. Da gelte es auch Infrastrukturen zu entwickeln, sodass die Entfernungen nicht mehr die große Rolle spielen, sondern die Zeit, in der sie überbrückt werden. „Die schlechte Nachricht: Jede Form von Mobilität erzeugt einen Umweltschaden“, sagte Fügener. Das veranschauliche die hohe Verantwortung des Studiengangs. Das Auto mit seiner gewichtigen Rolle in Kultur und Wirtschaft sei der Ausgangspunkt der Überlegungen. „Aber damit hört die Mobilität nicht auf“, sagte Lutz Fügener. Ziel müsse es sein, die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Arten der Mobilität aufzuweichen. „Es geht darum, die Mobilität wechseln zu können, ohne es zu merken.“

Gut gefallen habe dem Studiengangleiter der Enthusiasmus, mit dem in der gesamten Region an der Schaffung des Studiengangs gearbeitet wurde. „Das habe ich in dieser Konsequenz noch nie erlebt“, sagte er. „Da wollte ich dabei sein.“

Von Anfängen bis zum Design-Studio

Einblick in die Entstehungsgeschichte des neuen Studienganges gab Bernhard Nitsche, der Leiter der Fachschule für Produktdesign. Die ersten Veränderungen habe der Niedergang der Porzellanindustrie in den 1990er-Jahren erzwungen. Damals wurden die Ausbildung hin zum Produktdesign angepasst und die Gebäude saniert. Die aber erwiesen sich bald als zu klein, sodass die Fachschule einen Teil der Ausbildung in ein nahe gelegenes ehemaliges Autohaus auslagerte. 2015 sei klar gewesen, dass die Räume nicht mehr den Anforderungen entsprechen. So entstanden die ersten Ideen eines Design-Studios. Ernüchternd waren wohl die ersten Gespräche: Die Details waren nicht geklärt, es gab keine Finanzierung, und überhaupt wollte sich das Design-Studio nicht in die bayerische Hochschullandschaft einfügen. „Dass es jetzt im September 2021 doch schon so weit ist, ist der Verdienst von Jürgen Lehmann“, sagte Nitsche.

Landtagsabgeordneter Martin Schöffel erinnerte an eine Vielzahl von Terminen bei Autoherstellern, der Regierung, den zuständigen Ministerien und bei Stiftungen, bis der Studiengang samt Design-Studio stand. „Es ist faszinierend, was hier geleistet wurde“, sagte Martin Schöffel.

Autobauer setzen auf Selb

Die Automobilwirtschaft wünscht sich eine Fortschreibung der Entwicklung der Fachschule für Produktdesign, sagte Bernhard Wagner, Entwicklungsspezialist bei der BMW-Group. „Früher ging es in erster Linie um die Geometrie, heute geht es auch um die Digitalisierung.“ Die Schule in Selb sei 25 Jahre lang der wesentliche Ort gewesen, an dem die Autoindustrie ihre Formgeber rekrutiert habe, sagte Wagner. Ein Viertel der Mitarbeiter in den entsprechenden Abteilungen seien Absolventen der Selber Schule. „Wir haben den Bedarf immer noch“, sagte Bernhard Wagner und wünschte sich flexible Mitarbeiter, die in der Lage seien, auch „gedankliche Weitsprünge“ zu machen. „Egal, welcher Antrieb, es wird immer um Design und Ästhetik gehen.“

Seit seinem Amtsantritt beschäftige ihn der Studiengang „Design und Mobilität“, sagte der Wunsiedler Landrat Peter Berek. „Er ist jeden Tag Chefsache.“ Sehr genossen habe er das Engagement aller Beteiligter. Derzeit sind die Studenten im Rosenthal-Spiegelhaus untergebracht, mittelfristig sollen sie in das Design-Studio umziehen, das aber noch gebaut werden muss. Der Architektenwettbewerb sei abgeschlossen, ein Siegerentwurf gekürt und bereits der erste Termin mit dem Architekten über die Bühne gegangen, sagte Berek. Und: „Wir können hier etwas ganz Besonderes leisten.“ Der Studiengang werde sich Themen widmen, die seit vielen Jahren Menschen bewegen. „Wir werden darüber nachdenken müssen, wie unsere Wege in 20 Jahren aussehen“, sagte Landrat Peter Berek. „Und die Metropolregionen werden sich wundern, wie der ländliche Raum durch die neue Mobilität gewinnen wird.“

Weitere Hintergründe

Vom Studiengang werden Selb und die Region profitieren. Davon ist Bayerns Wissenschaftsminister überzeugt. Den Studenten böten sich viele Chancen.

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