Mondi übernimmt Millionen-Deal mit Schumacher Packaging

Verpackungs- und Papierriese Mondi kauft sich im großen Stil beim Ebersdorfer Familienunternehmen Schumacher Packaging ein. Insgesamt fließen für den Deal 634 Millionen Euro.

 
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Mondi kauft sich in großem Stil bei Schumacher Packaging ein. Foto: /Schumacher Packaging

Mit einer umfangreichen Pressemitteilung gibt einer der weltweit führenden Hersteller von nachhaltigen Verpackungen und Papier am Mittwochvormittag bekannt, was die Neue Presse schon im März als mögliches Szenario skizziert hat: Mondi verkündet, Schumacher Packaging zu übernehmen. Demnach geht das gesamte westeuropäische Verpackungsgeschäft von Schumacher an Mondi, das damit Präsenz und Kundenangebot im Bereich Wellpappe erweitert. Der österreichische Global Player erweitert seine Kapazität so um über eine Milliarde Quadratmeter und bekommt unter anderem zwei modernisierte „Mega-Werke“ in Ebersdorf bei Coburg und Greven, die „erhebliche Kapazitäten sichern“. Der Abschluss der Transaktion, die unter dem Vorbehalt bestimmter behördlicher Genehmigungen steht, wird für die erste Jahreshälfte 2025 erwartet.

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Der Erwerb der Wellpappenverarbeitung und Vollpappenerzeugung von Schumacher Packaging in Deutschland, Benelux und Großbritannien hat einen Unternehmenswert von 634 Millionen Euro, heißt es. Mondi ergänze so sein Angebot um komplementäre, faserbasierte Produkte in den Bereichen E-Commerce und FMCG („fast moving consumer goods“, sich gut verkaufende Waren). Die Übernahme umfasst 2200 Mitarbeitende in sieben Wellpappenverarbeitungswerken, zwei Vollpappenwerken und vier Vollpappen-Verarbeitungswerken, die das Netzwerk von Mondi in Zentral- und Osteuropa ergänzen. Nur die Papierfabrik in Italien verbleibt bei Schumacher Packaging.

Mondi schätzt die „erheblichen Möglichkeiten“, das Produktsortiment einer breiteren Kundengruppe anzubieten, die zunehmend auf nachhaltige Verpackungslösungen umsteigt. CEO Andrew King wird zitiert: „Unser Fokus liegt darauf, in die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungen zu investieren und gleichzeitig Mehrwert für unsere Stakeholder zu schaffen“. Die Übernahme erhöhe die Wellpappenverarbeitungskapazität erheblich, erweitere die Reichweite in Westeuropa und biete starke Papier-Integrationsmöglichkeiten, während das Kundenangebot durch ein komplementäres faserbasiertes Produktsortiment erweitert werde.

Björn und Hendrik Schumacher, Co-CEOs von Schumacher Packaging, bleiben Mondi als strategische Berater und als Chief Operating Officer Solid Board erhalten. Mondi begrüßt ihr fortgesetztes Engagement, um „einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten und die weitere Entwicklung des kombinierten Unternehmens zu unterstützen“. „Unser Ziel war es, ein Unternehmen zu finden, das unsere unternehmerische Vision für die Branche teilt und die Größe und Stärke hat, die Zukunft der Verpackung aktiv und nachhaltig zu gestalten. Wir haben in Mondi einen idealen Partner dafür gefunden“, erklärt Björn Schumacher.

Schumacher hofft auf Kontinuität

Auch Schumacher Packaging verkündet kurz danach die Übernahme seiner Geschäftsbereiche in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden durch Mondi. „Die beiden Unternehmen verbindet eine starke Werte-Orientierung sowie hohe Ambitionen und Standards bei Qualität, Umweltschutz, dem Einsatz erneuerbarer Energien und der Erreichung ehrgeiziger Nachhaltigkeitsziele“, heißt es aus Ebersdorf.

Schumacher hofft auf Kontinuität für Kunden und Mitarbeitende – und die konsequente Fortführung der Innovations- und Nachhaltigkeitsstrategie mit Mondi. „Wir haben die Voraussetzungen geschaffen, um mit Blick auf Versorgungssicherheit, Kundennähe und Innovation auch in den kommenden Jahren ein starker Partner für unsere Kunden zu bleiben“, so Björn Schumacher. Die Vereinbarung mit Mondi sei Teil der Zukunftsstrategie, die im Juli dieses Jahres vorgestellt worden sei – mit dem Ziel, das über drei Generationen geschaffene, kerngesunde Unternehmen in größere, internationalere Unternehmen einzubringen. „Als Teil von Mondi wird Schumacher Packaging noch stärker, noch besser und innovativer agieren und eine noch größere Kundennähe erreichen, als dies Schumacher Packaging allein schaffen könnte“, heißt es.

Björn Schumacher: „Dass wir sowohl für unsere Tochtergesellschaften in Polen als auch die Schumacher Packaging Gruppe in Westeuropa innerhalb kürzester Zeit zwei renommierte Partner gefunden haben, die ideal zu unseren Zielvorstellungen passen, belegt eindrucksvoll die Stärke und Attraktivität unseres Unternehmens.“

Was nun mit der Belegschaft passiert? Die rund 800 Beschäftigten am Standort Ebersdorf profitieren zwar mittlerweile von einer Gehaltserhöhung von zwei Prozent, bangen aber natürlich trotzdem um ihre Arbeitsplätze. Eine Jobgarantie auf Zeit, die angeblich bei einer Betriebsversammlung vonseiten der Geschäftsführung ausgesprochen worden sein soll, hat es bis dato nicht gegeben.

Bürgermeister Reisenweber zeigte sich trotz alledem „besorgt“ über die mögliche Entwicklung der Gewerbesteuer und hofft, dass die zahlreichen Arbeitsplätze auch in dem neuen Konzern erhalten bleiben. „Zumindest psychologisch ist es ein herber Verlust für die Gemeinde.“
Die Firma sei seit über 75 Jahren hier tief verwurzelt gewesen. Reisenweber: „Ich stand grundsätzlich in persönlichem Kontakt mit dem Inhaber. Es war eine gute Zusammenarbeit. Ich gehe auch davon aus, dass wir weiter in Kontakt bleiben. Denn Herr Schumacher hat ja nicht einfach den Schlüssel abgegeben. Er wird vielleicht etwas kürzertreten, aber weiterhin in der neuen Geschäftsführung mitwirken.“

Über Mondi

Mondi ist ein global führendes Verpackungs- und Papierunternehmen mit Hauptsitzen in Wien (Österreich) und im britischen Weybridge, das mit der Herstellung bewusst nachhaltiger Produkte zu einer besseren Welt beiträgt. Es beschäftigt 22000 Mitarbeitende in mehr als 30 Ländern, deckt die gesamte Wertschöpfungskette von Industrie bis Endverbraucher ab. Eigenen Angaben zufolge hat sich Mondi „ambitionierte Verpflichtungen“ auferlegt, sich bis 2030 auf kreislauforientierte Lösungen zu konzentrieren, um dem Klimawandel entgegen zu wirken.

Im Jahr 2023 erzielte Mondi einen Umsatz von 7,3 Milliarden Euro und ein bereinigtes EBITDA von 1,2 Milliarden Euro. Mondi ist in der Kategorie ESCC der Londoner Börse gelistet (MNDI), wo die Gruppe zum FTSE 100 gehört. An der Börse von Johannesburg ist das Unternehmen zudem zweitnotiert (MNP).

Branchendiensten zufolge ist der Papier- und Verpackungskonzern Mondi auf Expansionskurs - in einer Branche, in der sich Fusionen und Übernahmen häufen, nachdem die pandemiebedingte Hochkonjunktur abgeebbt ist. Ein Übernahmeversuch des Konkurrenten DS Smith, unter anderem auch in Aschaffenburg mit einer Papierfabrik vertreten, zu Beginn des Jahres war noch gescheitert.

(Der Artikel wurde im Laufe des Tages aktualisiert)