Profiler am Werk
Der bekannte Münchner Profiler Alexander Horn von der Operativen Fallanalyse Bayern (OFA) ist von Anfang an eingeschaltet. Er geht von zwei Möglichkeiten aus. Entweder hat der Täter „mit absolutem Tötungswillen gehandelt“, also aus purer Mordlust, weswegen er ein Messer dabeihatte. Oder er war psychisch krank, fühlte sich ständig angegriffen und hatte deswegen ein Messer zur Verteidigung dabei. Vorstellbar sei auch, so Horn, dass er in Behandlung war und nicht mehr hinging oder eventuelle Medikamente nicht mehr nahm. Sicher scheint für die Ermittler nur, dass er im Vorfeld der Tat bereits öfters ohne spezifischen Anlass in den Nachtstunden im Stadtgebiet unterwegs gewesen sein könnte. Den Ort dürfte er gekannt haben, vielleicht auch, weil er in Bayreuth gelebt, gearbeitet oder studiert hat. Beim Alter des Mörders will sich der Profiler nicht festlegen.
Eine andere Aufgabe der Profiler ist es, sich andere ähnliche Fälle plötzlicher und heftiger Gewaltverbrechen anzuschauen. „Hierzu stehen die Ermittler der Soko im bundesweiten Austausch mit anderen Polizeidienststellen. Die Erkenntnisse hieraus sind derzeit Gegenstand der kriminalpolizeilichen Ermittlungen“, heißt es in der schriftlichen Antwort der Polizei. Aber auch hier gebe es keinen „konkreten Zusammenhang von anderen Fällen mit dem Tötungsdelikt in Bayreuth“.
Ein Verdächtiger – oder auch nicht
Auch in der Stadt gab es einen Fall, mit dem Zusammenhänge geprüft werden: die Brandstiftung bei der Lebenshilfe, der Werkstatt für behinderte Menschen. In den frühen Morgenstunden des 27. August 2020, acht Tage nach dem Mord, kam es zu dem Großbrand in der Werkstatt in der Ritter-von-Eitzenberger-Straße. Der Schaden beläuft sich auf etwa 3,5 Millionen Euro, der Wiederaufbau dürfte bei zehn Millionen liegen. In U-Haft sitzt deswegen der 26-jährige arbeitslose Manuel B., ein gebürtiger Lichtenfelser, der im Raum Bayreuth lebt. Er galt schon als Jugendlicher auffällig und wurde im September vergangenen Jahres auf frischer Tat bei einem Einbruch in eine Schule festgenommen. Er soll 23 Einbrüche begangen haben. Auch Brandstiftungen. Aus ermittlungstaktischen Gründen sagt die Polizei nur: „Während der Ermittlungen sind auch Personen in den Fokus geraten, die aufgrund anderweitiger Delikte in Erscheinung getreten sind bzw. sich derzeit in Untersuchungshaft befinden.“ Die Überprüfungen „dieser verdächtigen Personen“ seien noch nicht abgeschlossen und „nach wie vor Gegenstand der Ermittlungen“. In solchen Fällen wird zunächst ein Profil des Verdächtigen erstellt, das zeigen soll, ob er für einen solchen Mord überhaupt infrage kommt. Dazu werden auch die Angehörigen befragt. Noch ist völlig offen, ob er mit dem Mord in Verbindung gebracht werden könnte.
Belohnung ist ausgesetzt
Der grausame Verdacht: Daniel W. traf es vermutlich völlig zufällig. Der wohl männliche und ortskundige Täter habe sich anscheinend „ein für ihn austauschbares Opfer“ ausgesucht, heißt es laut dpa von der Polizei.
Nach wir vor bitten die Ermittler um Hinweise unter der Telefonnummer 09 21/5 06 24 44.
Für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat oder zur Ergreifung des Täters führen, hat die Kriminalpolizei Bayreuth, zusammen mit dem Bayerischen Landeskriminalamt, eine Auslobung in Höhe von 10.000 Euro erreicht.