Ende April soll der Arzt dann in einem Hospiz der DRK-Kliniken Köpenick einen 83-Jährigen mit einem Medikamenten-Mix getötet haben. Von der Einrichtung hieß es, Beschäftigte hätten den Mediziner im Sommer in den Medienberichten über dessen Verhaftung erkannt. Die Polizei sei sofort informiert worden, teilte eine Sprecherin mit. "Seitdem arbeiten wir eng mit allen ermittelnden Behörden zusammen."
Pflegedienst zeigt sich erschüttert über Vorfälle
Ausgelöst wurden die Ermittlungen seinerzeit durch die Brände, die der Mediziner gelegt haben soll, um die Tötung der Patienten zu verdecken. Die Polizei ermittelte zunächst wegen Brandstiftung mit Todesfolge. Dabei geriet dann zunehmend der Arzt in den Fokus. Dazu beigetragen haben laut Staatsanwaltschaft Hinweise des Pflegedienstes, für den der Beschuldigte gearbeitet hat.
Mitarbeiter des Pflegedienstes zeigten sich - wie bereits nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe - zutiefst erschüttert. "Der gesamte Sachverhalt ist für uns weiterhin unbegreiflich. Wir waren erschüttert über das Ausmaß der Ermittlungen und sind es auch angesichts der aktuellen Erkenntnisse", teilte die Geschäftsführung mit. Die vollständige Aufklärung habe Priorität, hieß es damals. "Wir haben intensiven Anteil an der Aufklärung der Hergänge und kooperieren weiterhin bestmöglich mit der Staatsanwaltschaft."
Stiftung Patientenschutz: Fälle schwer aufzudecken
Aus Sicht der Deutschen Stiftung Patientenschutz ist es in der ambulanten Pflege und Medizin schwierig, solche Fälle aufzudecken. "Denn Krankheit und Tod gehören zum Alltag", erklärte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. "Täter frühzeitig am Muster zu erkennen, ist im mobilen Bereich sehr eingeschränkt möglich. Selbst Künstliche Intelligenz versagt, da es keine standardisierte Digitalisierung der Medikamentenabgabe und der Einsatzzeiten gibt", erklärte Brysch. Wichtig sei es, in allen Ländern Schwerpunktstaatsanwaltschaften und zentrale Ermittlungsgruppen für Delikte in Pflege und Medizin einzurichten.
Mordserie in Niedersachsen
In der Vergangenheit gab es immer wieder Todesfälle in Kliniken oder Pflegeeinrichtungen, die für Schlagzeilen sorgten. Im Jahr 2007 wurde eine ehemalige Krankenschwester der Berliner Charité wegen fünffachen Mordes an schwer kranken Patienten zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Frau brachte ihre Opfer mit Medikamenten um.
Eine Mordserie in Niedersachsen dürfte die wohl größte der deutschen Nachkriegsgeschichte sein: Ex-Pfleger Niels Högel wurde 2019 wegen 85 Morden zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Motiv für die Taten blieb unklar. Es sei ihm um die "Gier nach Spannung" gegangen, so das Gericht damals. Zuvor war Högel bereits wegen weiterer Morde verurteilt worden.