Eine Vermutung, die in den Facebook-Kommentarspalten immer wieder zu lesen war, bezog sich auf eine Störung des Kernkraftwerks Isar 2 im Landkreis Landshut am Morgen vor dem Stromausfall im Münchberger Land. Das Kraftwerk hatte wegen einer defekten Dichtung an einem Ventil im Dampfwasserkreislauf vom Netz genommen werden müssen. „Die Störung steht in keiner Verbindung mit der Abschaltung des Kernkraftwerks Isar 2“, heißt es nun aus der Pressestelle des Bayernwerks. „Ein Kernkraftwerk speist in die Höchstspannungsebene 220/380 kV ein, Leitungsabgänge in Umspannwerken werden mit 20 kV betrieben. Ein Zusammenhang ist ausgeschlossen. Es muss hier ein lokales Problem vorgelegen haben.“
Bekanntlich hat die Bundesregierung im Jahr 2011 nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Ende 2022 soll er komplett vollzogen werden. Bis spätestens 2038 möchte Deutschland auch aus der Kohleenergie aussteigen. Auch zur Energiewende stellten einige Facebook-Kommentatoren eine gedankliche Verbindung her. „Wenn erst alle Kraftwerke in Deutschland vom Netz sind, dann gute Nacht. Die Blackouts sind vorprogrammiert“, schrieb ein Nutzer. Ein anderer äußerte die Befürchtung, Deutschland falle nun „in die Steinzeit zurück“. Manch einer äußerte, nun über den Kauf eines Notstromaggregats nachzudenken. Das Bayernwerk hält auf Anfrage dagegen: „Was die Versorgungssicherheit allgemein betrifft, haben das Bundeswirtschaftsministerium und die Bundesnetzagentur, die für das bundesweite Versorgungssicherheits-Monitoring zuständig sind, festgestellt, dass aus heutiger Sicht bis 2035 keine Gefährdung der Versorgungssicherheit in Deutschland vorliegt.“
Wie das möglich sein soll, konkretisiert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz auf seiner Internetseite in aller Ausführlichkeit. Aus Klimaschutzgründen möchte der Bund die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien weiter vorantreiben. „Hinzu kommt der Ausbau hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die sowohl Strom als auch Wärme liefern.“ Bevor ein Kraftwerk vom Netz gehe, prüfe die Bundesnetzagentur stets die Versorgungssicherheit.
Doch wie sollen Kern- und Kohlekraftwerke ersetzt werden, wenn die Versorgung mit Wind- und Solarenergie noch nicht ausreichen sollte? „In solchen Situationen können Gaskraftwerke und Speicher zum Einsatz kommen“, heißt es vom Bundeswirtschaftsministerium. Zudem sei Deutschland „voll in die europäische Stromversorgung integriert“, sodass sich Schwankungen grenzübergreifend ausgleichen ließen. Darüber hinaus gebe es hierzulande „verschiedene Reserven von zukünftig in Summe rund 10 Gigawatt Leistung“. Das sei einmalig in Europa.