Musical-Triumph in Selb Sehnsucht nach einer heilen Welt

Silke Meier
Stippvisite in der Vergangenheit: Tommy und Jeff (Thilo Andersson und Markus Gruber; Bildmitte) Foto:  

Das Theater Hof feiert mit seinem Musical „Brigadoon“ einen Riesenerfolg im Rosenthal-Theater. Das gesamte Ensemble, vor allem aber die Hofer Symphoniker beschenkt das Publikum für diesen Abend der Extraklasse mit Ovationen.

 
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Fünf Minuten Applaus für große Gefühle und großartige Musik, von 21.47 bis 21.52 Uhr – das ist wirklich selten. Diese Belohnung erhielt das Ensemble des Hofer Theaters nach dem Musical „Brigadoon“ im gut besuchten Rosenthal-Theater. Noch seltener ist, dass nach einer überaus gelungenen Aufführung die Zuschauer an die Bühne kommen und dem Orchester im Graben einen Extrabeifall spenden. Kurzum: Das Publikum erlebten einen Abend der Extraklasse.

In einem mystischen Dorf

Die Story ist unterhaltsam, ein Musical eben: Zwei New Yorker Freunde, Tommy (Thilo Andersson) und Jeff (Markus Gruber), verirren sich während einer Wanderung in ein mystisches Dorf. „Durch ein Wunder“ blieb es einst vom Untergang verschont und taucht dafür nur alle hundert Jahre einen Tag lang aus der nebulösen Versenkung auf.

Durch den Nebel stolpern Jeff und Tommy an jenem besonderen Tag in Brigadoon hinein. Es ist Markttag – und auf den Bühnenbrettern wimmelt es von gut gelaunten Menschen. Singend und tanzend freuen sie sich in einer Spitzweg-Kulisse (Annette Mahlendorf) auf eine Hochzeit, die am Abend gefeiert werden soll. Die Inszenierung von Sandra Wissmann tut gut daran, die Handschrift von Autor Alan Jay Lerner erkennbar zu lassen. Parallelen zu seinem weitaus berühmteren, aber später entstandenen Musical „My Fair Lady“ sind unverkennbar. Die Musik komponierte Frederick Loewe in einer Zeit, als Hollywood mit großen Orchestern aufwartete, die Streicher in der Hauptrolle.

Mehrfache Zeitreise

Fiona Maclaren (Cornelia Löhr) und Tommy unternehmen darin eine mehrfache Zeitreise. Tommy, aus dem quirligen New York, trifft Fiona in einem Dorf, das weder Telefon noch die moderne Währung kennt. Des Nachts spaziert Fiona durchs Heidekraut in der Hoffnung auf eine heile Welt. Sie ist bedacht auf das Schöne und glaubt fest an die eine große Liebe. Tommy hegt zwar den Glauben an die Kraft der Sehnsucht und die Macht der Liebe, kann sich aber doch nicht überwinden. Anders sein pragmatischer Freund Jeff, der in einer herrlich komischen Szene in der Kammer und den Fängen der burschikosen Meg Brockie (Judith Bloch) landet. Doch Brigadoon – auch an nur einem Tag in hundert Jahren – ist zerbrechlich. Und zum Verschwinden verurteilt, sobald einer das Dorf verlässt. Zurück in in New York sinnieren Jeff und Tommy über das Erlebte, die Sehnsucht und das Vertrauen in den Nebelschwaden. „Was ist, wenn das, was man glaubt, realer ist, als das, was man sieht und schmeckt?“, fragt sich Tommy, der Träumer, seit dem Abend mit Fiona im lila Heidekraut.

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