"Wir gehen von einer zusätzlichen lokalen Wertschöpfung von mehreren hundert Millionen Euro aus", sagt Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern. "Gastronomie und Hotels, Einzelhandel und Souvenirstände sowie Bus- und Taxigewerbe haben von den Konzertbesuchern profitiert, die in der Regel nicht nur für einen Tag in München geblieben sind."
Mama-Alltag statt Gänsehaut-Shows
Doch die Ausnahme-Wochen sind nun vorbei. "Plötzlich ist es September", stellte Adele in ihrer Abschiedsshow fest und sprach von einem magischen Sommer mit Gänsehaut-Gefühl. "Danke München!" Ende Oktober startet sie eine Reihe mit zehn Shows in Las Vegas in den USA. "Danach werde ich euch nicht mehr sehen für eine unglaublich lange Zeit", kündigte die Sängerin an. Dann kamen ihr die Tränen: "Ich habe die vergangenen Jahre damit verbracht, mir ein neues Leben aufzubauen, und ich will es auch leben."
In wenigen Stunden werde sie nach Hause fliegen, verriet sie dem Publikum. Dort wartet ihr Alltag auf sie, mit ihrem Sohn und ihrem Partner Rich Paul. Entsprechend bodenständig sind ihre Pläne für Montag: "Ich bringe mein Kind in die Schule."
"Klimapolitisches Fiasko"
Doch bei aller Begeisterung - Umwelt- und Klimaschützer sehen das wochenlange Adele-Event kritisch. "Auf den ersten Blick erscheint die Entscheidung, die Konzertreihe an einem zentralen Ort stattfinden zu lassen, nachhaltiger als eine Tournee in verschiedenen Städten oder sogar Ländern", befand der EU-Klimapakt. Auf den zweiten Blick aber stelle sich die Sache etwas anders dar.
EU-Klimapakt-Botschafter Julian Vogels hat 1407 Konzertbesucher gefragt, wie sie nach München gekommen waren. Das Ergebnis: Jeder Vierte (24,3 Prozent) kam per Flugzeug. Die durchschnittlichen Kohlendioxid-Emissionen pro Person lagen den Angaben zufolge bei 41,14 Kilogramm - so viel wie ein Baum in drei Jahren kompensieren kann.
Das sei um ein Vielfaches höher als die durchschnittliche Anreise bei der Sommertournee 2023 der Band AnnenMayKantereit (12,44 Kilogramm). "Adeles Fans sind internationaler, und gerade deswegen ist es ein klimapolitisches Fiasko, dass Adele eine Konzertserie in München einer Tournee vorzieht", so Vogels' Fazit. "Hätte Adele zum Beispiel in fünf großen europäischen Städten gespielt, hätte sich die durchschnittliche Anreiseentfernung deutlich reduziert, und somit hätten auch deutlich weniger Menschen das klimaschädliche Flugzeug als Anreiseart gewählt."