"Ich habe den Trommler noch nie gesehen und kenne ihn nur aus Geschichten", sagt ein junger Mann namens Osama in Algeriens Hauptstadt Algier. In Marokko schätzt die Akademie für Kulturelles Erbe, dass es heute landesweit nicht mehr als zehn solcher Trommler gibt. Einer von ihnen ist ein Mann namens Fatta im Ort Salé, der sagt, er wolle das Erbe seines Vaters erhalten.
Trommler halten sich im Irak und Syrien
In anderen Ländern hingegen hat sich der Brauch auch in Zeiten schlechtester Sicherheitslage gehalten - etwa im Irak nach der US-Invasion 2003. Abu Samir al-Chalidi begann dort schon als Kind, seinen Vater auf den Rundgängen zu begleiten. "Trotz der neuen Technologie lieben die Iraker die Stimme des Trommlers, während dieser durch die Straßen zieht", sagt der 61-Jährige der dpa. In der Hauptstadt Bagdad würden oft auch Kinder die Trommler begleiten.
Im benachbarten Syrien scheint es nach dem Sturz der alten Regierung und der teilweisen politischen Öffnung sogar wieder mehr Raum für die misaharati zu geben - und einige Kinder sehen sie zum ersten Mal. "In vielen Stadtvierteln wurde ich gefeiert, weil die Kinder misaharati bisher nur aus dem Fernsehen kannten", erzählt Trommler Imad Amin in Damaskus. Er trägt einen Korb bei sich, in dem die Menschen Essen, Früchte und Süßigkeiten legen.
"Trotz der ganzen technologischen Fortschritte mit Weckern und Handys warten die Menschen immer noch auf die misaharati", sagt auch Abu Rijad al-Hark, der seinen Rundgang in Damaskus gegen 3 Uhr morgens beginnt. Nach dem Sturz der alten Regierung könne er sich jetzt viel freier bewegen und ohne die einst strengen Kontrollen der Sicherheitskräfte.
Technologie nehme heute zu viel Raum ein, meint Trommler Hadsch Ammar aus Algerien. "Nicht alles muss digital sein. Es gibt Traditionen, die uns mit unseren Wurzeln verbinden, und sie aufzugeben, lässt uns einen Teil unserer Identität verlieren."