Nach Corona-Ausbrüchen in Seniorenheimen Bundeswehr bleibt als Retter in der Not

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Lagebesprechung vor der Tür: Generalarzt Bruno Most (rechts) im Gespräch mit Vertretern seiner Truppe, des Krisenstabs des Landratsamts und der Heimleitung des AWO-Heims in der Brenkstraße. Foto:  

27 Fachkräfte in der Pflege und 27 „Helfende Hände“ hat die Bundeswehr in drei Seniorenheime im Landkreis Kulmbach geschickt, die massiv von Corona-Ausbrüchen betroffen sind. Jetzt hat Generalarzt Bruno Most seinen Soldaten einen Besuch abgestattet.

 
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Kulmbach - Langsam, ganz langsam nähert sich die Lage in den drei von Corona-Ausbrüchen schwer betroffenen Seniorenheimen in Kulmbach und Wirsberg wieder der Normalität, auch wenn es wohl noch ein weiter Weg ist, bis alles wieder richtig in gewohnten Bahnen verläuft. 14-Stunden-Schichten haben die Sanitätssoldaten in den ersten Tagen ihres Einsatzes im Landkreis Kulmbach geschoben. Inzwischen konnte die Schichtdauer schon wieder auf acht Stunden heruntergefahren werden. Für Generalarzt Dr. Bruno Most, der seine Soldatinnen und Soldaten am Dienstag in Kulmbach persönlich besuchte, ist klar: „Wir haben harte Stunden und Tage hinter uns. Das brachte auch die Soldaten an die Grenze ihrer Belastbarkeit.“

Bis zum 28. Januar werden die 27 Pflegekräfte und 27 sogenannten „Helfenden Hände“ der Bundeswehr gesichert noch in Kulmbach sein. Sollte es die Lage dann noch erfordern, stellte der Generalarzt die Prüfung einer Verlängerung in Aussicht. Für Landrat Klaus Peter Söllner ist das eine erleichternde Botschaft. Er sprach der Bundeswehr seinen Dank aus. „Sie haben uns einen unschätzbaren Dienst geleistet. Das werden wir ihnen nie vergessen.“

Die „letzte Rettung“ sei dieser Einsatz für die betroffenen Heime gewesen, sagte Söllner am Dienstag zu Generalarzt Most. Die Heimträger hätten die Lage allein nicht beherrschen können, und auch alle Versuche, selbst Hilfe zu organisieren, hätten nicht den erhofften Erfolg erbracht. Die letzte Hoffnung sei die Bundeswehr gewesen, die schließlich breit aufgestellt eingesprungen sei. „So umfassend Hilfe zu bekommen, damit hatten wir nicht gerechnet.“ Das habe vor allem den betroffenen Pflegekräften Erleichterung gebracht, die eine ganz schwierige Situation zu meistern hatten.

Bruno Most, Generalarzt der Bundeswehr und stellvertretender Kommandeur im Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung in Weißenfels, berichtete von verschiedenen Einsätzen seiner Soldaten, die derzeit unter anderem einen Schwerpunkt im von der Pandemie besonders hart getroffenen Ostsachsen hat. Doch auch die Überprüfung der Situation in Kulmbach habe ergeben: „Die Lage war wirklich prekär. Wir haben schnell gemerkt: Kulmbach hat unsere Hilfe nötig. Das Pflegepersonal in den Heimen stand unter einem enormen Druck.“

Menschen verschiedenster Herkunftsberufe seien in den Sanitätsregimentern der Bundeswehr eingesetzt.“Daher wissen wir, wie fordernd die Altenpflege ist. Wir haben einen Riesenrespekt vor dieser Leistung.“

Altenpflege sei naturgemäß nicht die erste Aufgabe der Bundeswehr, aber die Pflege und Behandlung von Zivilpersonen sei dem Sanitätspersonal keineswegs fremd. Beispielsweise betreibe die Bundeswehr fünf große Krankenhäuser, in denen auch viele zivile Patienten behandelt werden.

In Aufgaben wie sie sich in Kulmbach stellen, hineinzuwachsen, erforderte Orientierung. „Man muss sich in diese Aufgabe hineinfühlen.“ Dabei sei laut Generalarzt Most die große Sympathie hilfreich, die die Soldaten für diese Hilfsaktion aufbringen. „Das erleichtert es, den Schalter umzustellen.“ Anders als die zivilen Kräfte gehen die Soldaten am Abend nicht nach Hause, sondern in ihre vorübergehenden Unterkünfte. Schon von daher sei klar, dass der Einsatz endlich sein muss. Zeichne sich eine längere Dauer ab, müsse auch über einen Wechsel der Soldaten nachgedacht werden. Sicher sei eins, sagte Dr. Most: „So lange die Notlage nicht behoben ist, ist unser Platz hier.“

Auch wenn die Notlage nicht mehr ganz so scharf ist wie es sich gleich nach dem Jahreswechsel dargestellt hat, zu tun ist weiterhin viel für die insgesamt 54 Soldatinnen und Soldaten. Jeden Tag um 5.45 Uhr beginnt der Dienst, berichtet Hauptfeldwebel Martin Joachim, der in der Brenkstraße eingesetzt ist. Altgehilfe ist ihm nicht fremd. Er ist ausgebildeter Altenpfleger und wechselte schließlich zur Bundeswehr. „Wir sind in der Pflege komplett eingebunden“, berichtet Joachim. Die Soldaten machen alles, was anfällt, vom Anreichen des Essens bis zum Wechsel von Inkontinenzeinlagen. „Mit allem, was zum Alltag dazugehört, unterstützen wir die alten Menschen, wo wir können.“

Auch wenn die Lage sich inzwischen stabilisiert habe, herrsche noch immer eine Ausnahmesituation. Viele der Bewohner in der Brenkstraße benötigten immer noch Sauerstoff. „Wir machen das beste draus“, betont Joachim und spricht auch die sehr gute Zusammenarbeit zwischen dem eigentlichen Mitarbeitern im Heim und der -Bundeswehr an: „Wir haben uns wirklich gut gefunden.“

116 Senioren leben derzeit in der Brenkstraße. Der Träger und auch der Katastrophenstab im Landratsamt leisten laut Martin Joachim alle Unterstützung, die gebraucht wird. Die erste Woche mit den 14-Stunden-Schichten sei „schon sportlich“ gewesen. Trotzdem seien alle sehr tapfer gewesen. „Die Motivation war auch noch in der 14. Stunde hoch. Ich kann mich gar nicht beschweren. Auch die zivile Zusammenarbeit läuft super, ebenso wie die Unterstützung aller Art. Alle unsere Wünsche werden erfüllt“, betonte Hauptfeldwebel Joachim.

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