Nach Hundeangriff Peta schaltet sich ein

red

Die Tierrechtsorganisation fordert die Staatsregierung nach einer Beißattacke bei Arzberg auf, einen Hundeführerschein einzuführen. Die Erfahrungen sprächen für sich.

 
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Peta fordert einen verpflichtenden Hundeführerschein. Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Nach einem in unserer Zeitung veröffentlichten Polizeibericht meldet sich nun die Tierrechtsorganisation Peta mit der Forderung nach Einführung eines Hundeführerscheins zu Wort. Wie berichtet, attackierte vor wenigen Tagen auf dem Wanderweg von Elisenfels zum Feisnitz-Stausee ein Hund einen Jogger. Der nicht angeleinte Hund lief auf den Mann zu und biss ihn in den linken Unterschenkel. Ohne die Halterin auf den Biss anzusprechen, setzte der leicht verletzte Mann seine Tour fort und zeigte den Sachverhalt später bei der Polizei an. Gegen die unbekannte Hundehalterin ermittelt nun die Polizei Marktredwitz. Angesichts dieses Vorfalls fordert die Tierrechtsorganisation Peta die Landesregierung auf, umgehend den sogenannten Hundeführerschein in Bayern einzuführen.

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Problem nicht beim Hund

„Meist liegt das Problem nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine. Viele Halterinnen und Halter können das Verhalten, die Signale und die Körpersprache ihres Vierbeiners nicht richtig deuten und einschätzen. Somit ist die wahre Ursache für Beißattacken bei ihnen zu suchen – nicht beim Tier“, so Monic Moll, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei Peta. „Jeder Hund, der falsch gehalten oder behandelt wird, kann zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden – unabhängig davon, ob er einer ‚Rasse‘ angehört oder ein ‚Mix’ ist.“

Der Hundeführerschein sieht vor, dass künftige Halter bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Anschließend folgt für Halter und Hund ein gemeinsames obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule. Ein solcher Nachweis kann sicherstellen, dass Menschen, die Hunde halten, fachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiners richtig deuten. Eine funktionierende Kommunikation ist unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern.

Vorbild Niedersachsen

Als erstes deutsches Bundesland hat Niedersachsen einen Sachkundenachweis für Hundehalter beschlossen – seit Juli 2013 ist der allgemeine Hundeführerschein verpflichtend. Dort ereigneten sich nach drei Jahren nachweislich weniger Vorfälle. Wer in Berlin seit dem 1. Januar 2017 einen Hund neu aufgenommen hat, ist ebenfalls dazu aufgefordert, sich die notwendige Sachkunde anzueignen. Einige Städte belohnen verantwortungsbewusste Halter: Wer in München nach dem 1. Mai 2014 einen Hundeführerschein absolviert hat, kann sich ein Jahr lang von der Hundesteuer befreien lassen. In Mannheim gilt eine zweijährige Steuerbefreiung für alle Hunde, deren Halter den Hundeführerschein nach dem 1. Januar 2016 erworben haben.

Ein Hundeführerschein hat außerdem den Vorteil, Menschen vor einem Impulskauf abzuhalten. Jedes Jahr landen laut Peta 80 000 Hunde in deutschen Tierheimen, darunter sehr viele Tiere, die unüberlegt „angeschafft“ wurden.