Nach Schocknachricht Die Fußball-Familie trauert um Martin Braun

Der 71-jährige Selber war ein Schiedsrichter mit Leib und Seele. Am Freitag bricht er auf dem Sportplatz in Zell zusammen – und verstirbt. Die Vereine und Verbände sind tief betroffen.

 
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So kannte ihn die große Fußballer-Familie: Martin Braun war immer gut gelaunt. Foto: /privat

Freitagabend, Sportplatz Zell. In der A-Klasse Frankenwald 1 spielt die gastgebende Spielgemeinschaft Stockenroth/Zell gegen den FC Saaletal Berg. Eigentlich ein ganz normales Fußballspiel. Die favorisierten Hausherren führen nach etwas mehr als einer halben Stunde mit 1:0. Dann gerät plötzlich alles zur Nebensache. Schiedsrichter Martin Braun (Kickers Selb), der gerade noch auf einen Eckball entschieden hat, bricht auf dem Platz zusammen. Die Spieler kümmern sich sofort um den 71-Jährigen, der nicht nur als Schiedsrichter bestens bekannt ist, sondern seit vielen Jahren auch als Ehrenamtsbeauftragter des Fußballkreises Hof-Tirschenreuth-Wunsiedel. „Es war ein wahnsinniger Schock für alle“, sagte Sascha Pahlen von der gastgebenden SG dem Portal Anpfiff.info. Bis zum Eintreffen des Notarztes hätten die mit den Tränen kämpfenden Spieler den Unparteiischen mehrmals wiederbelebt. Später, im Krankenhaus, gibt es aber trotz aller Bemühungen keine Rettung mehr. Martin Braun verstirbt.

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Fassungslos und bestürzt

Der gesamte Fußballkreis trauert, als die schlimme Nachricht am Samstag die Runde macht. Besonders fassungslos und bestürzt ist man in Selb, wo der gebürtige und stets frohgesinnte Rheinländer nach einer Zwischenstation in Bayreuth vor knapp 35 Jahren seine neue Heimat gefunden hat. „Wir waren natürlich alle geschockt und sind zutiefst traurig“, erzählt Thomas Lang, der Vorsitzende der Kickers Selb, am Rande des Landesligaspiels seines Vereins gegen Türkspor Nürnberg unserer Zeitung.

Erst vor etwas mehr als zwei Jahren hatten die Kickers eine ähnliche Situation schon einmal verkraften und verarbeiten müssen. Im Januar 2020 war der damals erst 31-jährige Daniel Müller bei einem Hallenturnier in Münchberg zusammengebrochen und verstorben. Als stets „zuverlässig, rücksichtsvoll und vor allem hilfsbereit“, hatte der damalige Kickers-Vorsitzende Stefan Specht den jungen Spieler beschrieben.

Schweigeminute vor Landesligaspiel

Ähnlich hört sich das auch jetzt bei Martin Braun an. „Wir verlieren einen großartigen Freund und Menschen, der jahrzehntelang für die Geschehnisse des Selber Fußballs mitverantwortlich zeichnete“, sagte Stadionsprecher Wolfgang Achtziger am Samstag vor einer Schweigeminute beim Landesligaspiel der Kickers gegen Nürnberg. „Wir trauen zutiefst um einen positiv Fußballverrückten und um einen tollen Menschen.“ Ein großes Mitgefühl des Vereins gelte in diesen schweren Stunden und Tagen vor allem der Lebensgefährtin von Martin Braun und dessen beiden Söhnen Markus und Sebastian.

Erst vor zwei Wochen hat der Autor dieser Zeilen selbst noch mit Martin Braun sprechen dürfen. Vor dem Spitzenspiel der Kreisklasse Fichtelgebirge zwischen dem FC Marktleuthen und Kickers Selb II ging es bei einem gemeinsamen Bierchen im Sportheim natürlich auch um Brauns allerliebstes Hobby. „Ich pfeife noch solange es mir Spaß macht und ich mich fit dafür fühle“, hat der 71-Jährige gesagt. Und auch seinen nicht minder geliebten Job als Ehrenamtsbeauftragter des Fußballkreises 3 wollte Martin Braun eigentlich noch viel, viel länger ausfüllen als bis zum vergangenen Freitag.

Entsprechend groß ist die Bestürzung im Fußballkreis, im Bezirk Oberfranken und beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV). „Das Ableben von Martin macht viele von uns sprachlos“, erklärt Bezirksvorsitzender Thomas Unger. „In Martin Braun verliert die bayerische und oberfränkische Fußballfamilie einen engagierten, kontaktfreudigen und bodenständigen Mitstreiter“, heißt es auf der Homepage des BFV. „Martin Braun hat durch seine humorvolle und positive Art vor allem auch seine Vereine für das Ehrenamt begeistert. Wir werden seine Geselligkeit, seine Ideen und seinen Einsatz für das Ehrenamt in Bayern vermissen und behalten ihn in dankbarer Erinnerung“, wird Verbands-Ehrenamtsreferent Stefan Merkel zitiert.

Viele Ehrenämter

Auch viele Vereine im Kreis Hof-Tirschenreuth-Wunsiedel haben am Wochenende auf ihren Facebook-Seiten ihre große Betroffenheit über den plötzlichen Tod von Martin Braun zum Ausdruck gebracht. „Es wird wohl keinen Fußballer in unserem Kreis geben, der Martin nicht gekannt hat. Und es wird sicher auch keinen Fußballplatz geben, auf dem Martin noch nicht aufgelaufen ist“, erklärt Wolfgang Achtziger von den Kickers Selb, für die Braun als Vereins-Schiedsrichterobmann und Schiedsrichterbetreuer fungiert hat. Vor der Gründung der Kickers war Braun von 1988 an schon in den Vorgängervereinen TSV 06 Selb und FK 06-Südring Selb in verschiedenen Funktionen tätig. Von 2002 bis 2006 war er auch stellvertretender Obmann der damaligen Schiedsrichtergruppe Selb-Rehau und von 2006 bis 2013 der Junioren-Spielgruppenleiter im Fußballkreis.