Nach Theater-Absage im Galeriehaus Hilferuf aus der Kulturszene

red
Roland Spranger. Foto: /PR

Autor Roland Spranger sagt seine für diese Woche geplanten Theaterabende im Galeriehaus ab. Mit Wirt Michael Böhm appelliert er in deutlichen Worten an die Politik.

 
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Hof - Die für diese Woche geplanten Aufführungen des Theaterstücks „Danner“ im Galeriehaus Hof fallen ins Wasser. „Die bayerischen Corona-Maßnahmen erwiesen sich als unüberwindlich“, teilen der Hofer Autor Roland Spranger und Galeriehaus-Betreiber Michael Böhm mit. Sie machen klar: Die Danner-Absage stehe exemplarisch für den Existenzkampf von Künstlern und Veranstaltern, aber auch für schlechtes Pandemie-Management.

Roland Spranger, der das Stück zusammen mit dem Schauspieler Thorsten Danner erarbeitet hat, schreibt: Das Ein-Personen-Stück, das derzeit auf dem Spielplan des Hessischen Landestheaters in Marburg steht, sollte ein kreatives Ausrufezeichen setzen. Dass es nun mit der Aufführung in seiner Heimatstadt nichts wird, mache ihn traurig. „Nicht nur, weil mein Stück keine Zuschauer findet, sondern weil sich an der Unmöglichkeit, Danner in Hof zu präsentieren, aufzeigen lässt, wie existenziell die Situation im zweiten Pandemie-Winter für Künstler und Kulturveranstalter ist.“

Die bayerischen Corona-Regeln hätten den Effekt, dass damit nicht nur Ansteckungen, sondern auch alle Arten von Kulturveranstaltungen erschwert oder verhindert werden. 2G+, Maskenpflicht, maximale Platzauslastung von 25 Prozent – Kultur-Kneipen, Off-Theater und Clubs kämen damit schnell in eine Situation, die aus der Durchführung einer Veranstaltung einen ökonomischen Kamikaze-Flug macht. Roland Spranger verweist auf die Gaststätten, wo währendessen beim Stärke-Antrinken volles Haus und Bombenstimmung herrscht – ohne Maske am Platz. „Und das nach 2G-Regel – also ohne Plus! Offensichtlich wird die Ansteckungsgefahr bei Konzerten, Lesungen und Kabarett deutlich höher eingestuft als die beim kunstfreien Genuss von Kellerbier und Weißwürsten.“

Michael Böhm, der Wirt des Galeriehauses, erklärt: „Es hätte ein wundervoller Abend werden können. Das Galeriehaus ist aber geschlossen, weil es de facto eine Schankwirtschaft ist. Und die sind geschlossen. Macht auch Sinn, denn das Galeriehaus ist ja von je her immer gerammelt voll.“ Nein, er sei kein Gegner der Maßnahmen. „Mir ist klar, dass eine Gemeinschaft nur funktioniert, wenn es in ihr Regeln gibt.“ Was er aber nicht verstehen könne, ist die Ignoranz und Gleichgültigkeit der Politik gegenüber einer Kulturszene: „Wenn eine Lufthansa schreit, werden Milliarden an Hilfen gewährt. Das ist auch gut so. Wenn aber eine Veranstaltungswirtschaft, die mit etwa 243 000 Unternehmen rund 81 Milliarden Umsatz und zirka 1,13 Millionen Erwerbstätigen den Bach runter geht, dann kümmert das anscheinend niemanden.“

Hätte er den „Danner“ trotzdem gezeigt, hätte 2G+ gegolten, was die Zuschauerzahl deutlich dezimiert hätte. Dan hätten zehn Leute im Galeriehaus gesessen; mit einer Hutsammlung wäre man auf vielleicht 75 Euro „Abendkasse“ gekommen. Zwar hätte Thorsten Danner auf Gage verzichtet. Aber allein das Hochfahren des stillgelegten Galeriehauses wäre deutlich teurer gewesen. „Die kleine Kultur stirbt gerade. Sie stirbt, weil sich niemand darum kümmert. Da können wir auch jeden Tag unsere Veranstaltungsorte rot beleuchten: es wird niemand wahrnehmen“, schließt Böhm. red

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