Nach Wasserschaden Theater kehrt auf die große Bühne zurück

Das Große Haus am Hofer Theater ist wieder bespielbar. Am 17. April feiert hier „Richard der Dritte“ seine Premiere – gut zwei Monate nach dem katastrophalen Wasserschaden.

 
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Trockner liefen im Februar heiß, als das Theater unter Wasser stand. Foto: /Archiv

Der große Schock vom 3. Februar ist längst verdaut, der Blick seit vielen Wochen nach vorne gerichtet: Nach dem verheerenden Wasserschaden am Theater Hof – bekanntlich hatte die Sprinkleranlage das Haus weitreichend geflutet – kündigen die Verantwortlichen für den 17. April nun die Premiere von „Richard der Dritte“ an, und damit die Rückkehr von mehr Bühnenfläche im Großen Haus.

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Bis jetzt konnte bekanntlich nur die Vorbühne bespielt werden. Inzwischen wurden, wie das Theater mitteilt, unter anderem Bremsen und Antriebe des großen Brandschutztors, des sogenannten eisernen Vorhangs, ausgetauscht und freigegeben, um die Einhaltung der strengen Brandschutzvorschriften und im Notfall die räumliche Trennung des Zuschauerraums vom Bühnenbereich sicherzustellen. Mit hochfahrbarer Brandschutzwand könnte nun mehr Bühnenfläche als bisher genutzt werden. Massive Einschränkungen bleiben aber vorerst bestehen: Die komplette Beleuchtungs- und Tonanlage sowie die Bühnenmaschinerie und Elektronik auf der Hauptbühne sind nicht oder nur teilweise funktionsfähig. Das bedeutet: Darstellerinnen und Darsteller könnten sich zwar auf die Hauptbühne bei offenem Vorhang bewegen - aber ohne Licht und Ton, ohne Dekoration in den Bühnenzügen und mehr hätte das wenig mit Theater zu tun. „Der bis zum Wasserschaden vorgesehene Spielplan und ein regulärer Spielbetrieb bleiben im Großen Haus bis zum Sommer ausgeschlossen“, schreibt das Theater weiter. Dennoch bleibt man bei der Devise, aus allem das Beste machen zu wollen. „Wir nutzen jede Möglichkeit, um Theater zu spielen“, sagt Theater-Geschäftsführer Florian Lühnsdorf auf Anfrage. So hat man auch die Inszenierung von „Richard der Dritte“ den eingeschränkten Gegebenheiten angepasst. Die vordersten Meter der wiedergewonnenen Hauptbühnenfläche etwa werden für Teile des Bühnenbilds und zur behelfsmäßigen Platzierung einiger mobiler Scheinwerfer benutzt, die aus anderen Bereichen mit Strom und elektronischer Vernetzung versorgt werden.

Eigentlich hatte das Stück schon am 12. Februar zum ersten Mal laufen sollen. Doch dann kam das Wasser. Zehn Wochen später geht es auf der großen Bühne nun um Richard, Herzog von Gloucester. Er ist missgebildet und fühlt sich von der Gesellschaft verachtet. Also beschließt er, da er nicht zum Liebhaber taugt, der beste Bösewicht zu werden, der er sein kann, und sich die Königskrone auf den Kopf zu setzen. Dabei sind Skrupel für ihn ein Fremdwort.

Jedes Jahr ist ein Stück Shakespeares im Programm des Theaters Hof zu finden – seit dem Amtsantritt von Reinhardt Friese, der „Richard der Dritte“ nun auch bearbeitet hat. Um das Stück auch ohne historische Vorkenntnisse verständlich zu machen, hat Friese eine eigene Fassung für das Theater Hof geschrieben, die mit zwei Stunden inklusive Pause deutlich kürzer ist als die Shakespeare-Vorlage. Laut Mitteilung des Theaters handelt es sich dabei „um ein faszinierendes Psychogramm des Bösen, das uns als Publikum immer noch gleichermaßen anzieht und abstößt“.

Der Wasserschaden traf das Theater in einer ohnehin schwierigen Situation. Erst hatten die Verantwortlichen in Stadt und Theater Ärger mit der „Schaustelle“, der für viel Geld neben das Theater gebauten Ersatzbühne für die Zeit der Generalsanierung. Dann warf der enorme Wasserschaden die Verantwortlichen wieder weit zurück. Die umfassende Sanierung für 23 Millionen Euro war zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz abgeschlossen.

Nach einem Versehen hatte die Sprinkleranlage Anfang Februar den Bühnenbereich und den Orchestergraben geflutet. Das Wasser stand mehrere Zentimeter hoch auf den Portalbrücken, der Bühne und der Unterbühne. Dabei wurden auch die Elektrik, der Holzbühnenboden, die Drehscheibe und die Beleuchtungselektronik beschädigt. Die Feuerwehr musste das Wasser abpumpen, die Mitarbeitenden des Hauses waren über Stunden mit Wischen, Saugen und Trocknen beschäftigt. Auch Bühnenbild und Requisiten hatte es erwischt.