Nach 15 Jahren Bleed in Helmbrechts ist insolvent

Michal Spitzbarth, Gründer des nachhaltigen Modelabels Bleed. Foto: Bleed

Bleed in Helmbrechts, Hersteller von nachhaltiger und „tierleidfreier“ Mode, ist insolvent. Dies hat das Unternehmen am Donnerstag mitgeteilt.Was sind die Gründe?

 
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Bleed wurde im Jahr 2008 gegründet, mit der Vision, „die Kleidungsbranche zu verändern“, wie es in der Mitteilung heißt. „Wir wollten von Anfang an zeigen, dass es Alternativen zu konventionell produzierter Massenmode geben muss und dass nachhaltig und tierleidfrei produzierte Produkte nicht nach Kartoffelsack und Jutebeutel aussehen müssen.“ Das sei auch gelungen, zeigt sich das Unternehmen stolz: „Wir konnten für viele nachkommende Brands Wege ebnen und Mauern einreißen und sind damit als Pioniere vorangegangen. Wir wollten mithilfe von Leuchtturmprojekten und Innovationen nicht weniger erreichen, als das Ausbluten der Natur zu stoppen.“

In den 15 Jahren habe das Team von Bleed „wahnsinnig viel erreicht“, vor allem auch mit der Hilfe von Familien, Freunden und Freundinnen „und einer unglaublichen Community“. Trotzdem: „In der letzten Woche mussten wir eine unglaublich schwere Entscheidung treffen und die vorläufige Insolvenz beantragen.“

Ursache sei die Summe vieler einzelner Komponenten, die dazu geführt hätten, „dass wir unter den aktuellen Bedingungen auf dem Markt nicht mehr bestehen können. Verzögerte Lieferketten, gestiegene Preise und ein immenser Konsumrückgang machen uns das Wirtschaften unmöglich.“

Bleed habe schon immer ohne Investoren und mit sehr geringen Gewinnmargen kalkuliert und konnte kaum Rücklagen bilden. „Das ist uns seit den letzten bekannten Krisen auf die Füße gefallen.“

Hinzu kommt, teilt das Unternehmen weiter mit, dass sich im letzten Jahr selbst in der „grünen“ Branche eine Preis- und Rabattschlacht entwickelt habe, „die unserer Meinung nach der Wertschätzung von in Handarbeit produzierten Textilien in keinster Weise mehr nachkommt. Wir haben uns eine Zeit lang vom Strudel mitreißen lassen, aber wir können und wollen nicht mehr mitmachen.“

Weiter heißt es: „Unsere Lernkurve in den letzten Jahren war definitiv extrem steil, aber umso härter sind wir jetzt auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen. Über ein Jahr lang haben wir noch gekämpft und uns immer wieder motiviert, um weitermachen zu können. Wir haben begonnen, das Unternehmen und unsere Produktauswahl zu transformieren, aber hatten nicht mehr genug Zeit. Wir haben währenddessen stets transparent kommuniziert, und der Rückhalt aus der Community war unglaublich.“

Der Schritt in die vorläufige Insolvenz sei trotz allem nicht mehr abwendbar gewesen. „Deswegen werden wir in den nächsten Wochen und Monaten zusammen mit unserer vorläufigen Insolvenzverwalterin und ihrem Team eng zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden, die alle Beteiligten achten.“ Der Bleed-Ladenverkauf geht indes weiter.

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