Nach seinem Arbeitstag am Abend begann für Olli Bär eine ausgiebige Arbeitsnacht zu Hause. Bis in die frühen Morgenstunden schrieb er Fantasy-Romane – einer davon, „Rot und Grün“, wurde als Serie auch in der Frankenpost abgedruckt – und Detektiv-Geschichten, die er auch als Bücher vermarktete. Er erfand für die Zeitung die Cartoon-Serie „Pröffel & Gnotz“, in der er das lokale Geschehen und die internationale Politik karikierte. Tausendfach fanden sich seine Gurkennasen-Hühner auch als Werbeträger auf Bierfilzen und Einkaufswagen. Und er erwies sich des Nachts auch handwerklich als Ausbund an Kreativität: Hatte er sich als leidenschaftlicher Gitarrist, als Frontmann von Heavy-Metal-Gruppen wie „Flight of Phoenix“ „No Ma’aM“ und „Lost Face“, zunächst hochwertige Gitarren gekauft, so begann er eines Tages, seine Gitarren selbst zu bauen. Etwa 50 Gitarren hängen in seiner Wohnung an den Wänden oder liegen in Koffern, darunter auch eine außergewöhnliche Frankenpost-Gitarre. In der Zeitungsband „Druckreif“, die im Jahr 2006 gegründet wurde, pflegte Olli Bär seine Rolle als instrumentale Ausnahme-Erscheinung: Wenn er seine verzerrten Soli spielte, wenn er durch ein ausgefeiltes Fingerpicking-Spiel seine 32tel-Tonkaskaden durch die Boxen jagte, kamen selbst Blasmusik-Fans ins Staunen. Olli Bär, das Genie, hatte als Gitarrist die besondere Gabe, dass er zu Hause kurz eine Wagner-Symphonie anhörte und danach zehn Minuten lang die wichtigsten Passagen detailgetreu auf den Saiten nachspielte. Im Jahr 2005 sorgte er weltweit für Aufsehen, als er für das Guinness-Buch der Rekorde den Weltrekord im Dauergitarrespielen aufstellte: Am 3. September legte er im Wiesla-Rockclub in Hof ein Zwölf-Stunden-Marathon-Solo auf der E-Gitarre hin. Damit es nicht zu langweilig wurde, wie er sagte, spielte er in der letzten Runde nebenher noch gegen einen Besucher eine Partie Schach. Vor dem Rekordversuch hatte er Journalisten in einem Interview empfohlen: „Nennen Sie mich einfach den Tolstoj der sechs Saiten – oder so!“