Auf dem Titel der "Vogue"
In ihrer neuen, alten Heimat bekam sie viel Aufmerksamkeit - viele hörten hin, wenn die alte Dame sehr eindrucksvoll erzählte. In ihrer Wohnung in einer Berliner Seniorenresidenz, wo sie mit ihrer sehr selbstbewussten Katze lebte, fanden die vielen Preise und Ehrungen kaum Platz. An den Wänden hingen Erinnerungsbilder mit Politikern, auf einem Tisch standen unter anderem der "Bambi" für ihren Mut und das gerahmte "Vogue"-Titelbild mit ihr. Die späte Anerkennung tat ihr gut. "Ich habe gute Erfahrungen einerseits mit den Eltern, Erwachsenen, mit Kindern, mit Schülern gemacht", sagte sie. "Mit Menschen."
Berlin machte sie zur Ehrenbürgerin, sie erhielt schon 2011 für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz. Noch an diesem Freitag hätte sie bei einem öffentlichen Termin zudem das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland bekommen sollen.
Der Termin wurde abgesagt, bevor die Nachricht ihres Todes bekannt wurde. Am Abend würdigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nicht nur ihr Engagement, sondern auch ihre tiefe Menschlichkeit. "Margot Friedländer hat jeden, der ihr begegnete, mit ihrer Wärme, ihrer Zugewandtheit, ihrer ungeheuren Kraft beeindruckt", schrieb der Bundespräsident.
"Was war, können wir nicht mehr ändern"
Bis ins hohe Alter ging sie gern in die Oper, wenn Zeit blieb. Ihr Lieblingswerk: "Nabucco", die Geschichte von der Gefangenschaft der Hebräer in Babylonien. Beim Gefangenenchor "Va, pensiero" sitze sie oft mit Tränen in den Augen, sagte sie einmal.
Friedländer hinterlässt vieles, vor allem aber ihre Botschaft von Versöhnung und Erinnerung. Im Alter von 101 Jahren gründete sie eine Stiftung zur Förderung von Freiheit und Demokratie. Diese soll die Aufklärungsarbeit an Schulen fortsetzen und auch den Margot-Friedländer-Preis verleihen.
"Was war, können wir nicht mehr ändern, aber es darf nie wieder geschehen", sagte Friedländer dazu. "Nie wieder soll auch nur einem Menschen das zugefügt werden, was damals mit Menschen gemacht wurde, weil Menschen nicht als Menschen anerkannt wurden."
An der Skalitzer Straße 32 in Berlin-Kreuzberg erinnern Stolpersteine an den Bruder Ralph und ihre Mutter Auguste Bendheim. Auch Margot hat dort einen Stein. Darauf ist die Deportation nach Theresienstadt erwähnt. Darunter steht: "überlebt".