Nächste Wölfe-Niederlage in der DEL2 Bitzers verrücktes Torwarttor reicht nicht

Unglücklich verlieren die Selber Wölfe gegen das Topteam aus Ravensburg 3:5. Für das Highlight sorgt trotzdem der US-Goalie der Fichtelgebirgler.

 
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Es war vielleicht das kurioseste Tor der DEL2-Saison: Selbs Goalie Michael Bitzer überwindet sein Ravensburger Pendant – auch weil der seine Augen überhaupt nicht mehr in Richtung Spielfläche gerichtet hat. Trotz des Sensationstreffers seines Torwarts verlieren die Wölfe gegen die Towerstars mit 3:5. Im Kampf um Tabellenplatz zehn und den direkten Klassenerhalt ein weiterer Rückschlag. „Es ist eine schwierige Situation. Aber wir müssen positiv bleiben“, forderte Wölfe-Trainer Sergej Waßmiller hinterher von seinen Spielern. Aktuell habe man einfach nicht das nötige Glück auf seiner Seite, haderte der Coach.

Ravensburgs Goalie will trinken und bemerkt dann Gegentreffer

Die Hausherren mussten gegen Ravensburg schon früh den ersten Dämpfer hinnehmen. Nickolas Latta setzte von der blauen Linie sehenswert den perfekt einlaufenden Robbie Czarnik in Szene und der Angreifer hatte keine Mühe, Michel Bitzer zu überwinden – 0:1 (4.). Ähnlich brillant wie Latta auf der anderen Seite bediente der Selber Konstantin Melnikow seinen Mitspieler Martin Hlozek, der völlig alleine vor Gästekeeper Jonas Stettmer auftauchte, aber in diesem seinen Meister fand (5.). Trotzdem: Die Wölfe zeigten sich unbeeindruckt vom schnellen Rückstand. Erst Philip Woltmann von halb rechts, dann Oliver Noack von halb links (7.): Die Selber Schüsse flogen nun regelmäßig auf das Tor des Tabellendritten. Die Oberschwaben glänzten mit ihrer technisch versierten Spielweise und hohem Pressing, die Fichtelgebirgler hielten mit ihren Mitteln dagegen. Ein erfolgreiches Instrument ist das Überzahlspiel der Wölfe allerdings weiterhin nicht. Zwei Powerplays blieben im ersten Durchgang ungenutzt – und eigentlich auch ein drittes. Goalie Bitzer klärte in Überzahl die Scheibe kontrolliert aus dem Gefahrenbereich heraus und produzierte ungewollt und unerwartet ein Wahnsinnstor. Sein Gegenüber Stettmer musste zuvor allem Anschein nach einen Pfiff der Schiedsrichter vernommen haben, drehte sich mit dem Rücken zum Spielgeschehen und setzte zum Schluck aus seiner Trinkflasche an. Völlig verdutzt musste er Sekunden später vernehmen, wie die Scheibe in seinem Tor lag – Ausgleich für Selb (16.). Die Netzsch-Arena feierte den ungewöhnlichen Torschützen mit lautstarken „Bitzer, Bitzer“-Rufen. Michael Schaaf sagte später begeistert über das Tor seines Keepers: „Einmalig, mich hat es auch komplett überrascht.“ Doch Ravensburg schlug kurz danach mit einem eher aus dem Basketball bekannten Buzzer Beater zurück. Josh MacDonald entwischte seinem Bewacher und schloss gerade noch rechtzeitig vor Ertönen der Drittelsirene spektakulär ins Kreuzeck zur erneuten Towerstars-Führung ab (20.).

Fünftes Reddick-Tor in den letzten fünf Spielen

Die hätte Wölfe-Topscorer Mark McNeill im zweiten Drittel umgehend egalisieren können, scheiterte jedoch mit seiner Riesenchance an Stettmer (21.) Selb war weiter der unbedingte Willen anzumerken, wenngleich die spielerische Überlegenheit der Ravensburger offensichtlich war. Trotzdem fiel der 2:2-Ausgleich für die Hausherren nicht unverdient, nach einem schönen Aufbau zog Bryce Reddick erst ins letzte Drittel ein und dann von dort – von den Ravensburger relativ unbehelligt – vor das Gehäuse. Mit seinem platzierten Abschluss ins linke untere Eck ließ er Stettmer keine Chance, die Selber schafften zum zweiten Mal in diesem Spiel den Ausgleich (35.). Es war der fünfte Treffer in den vergangen fünf Spielen für den 33-jährigen Stürmer. Kurze Zeit später musste sich Bitzer wieder einmal bewähren, als er eine hochkarätige Gelegenheit der Gäste mit seinem Fanghandschuh zunichte machte (37.).

Miglio beendet seine Torflaute

Rasant war dann der Start ins Schlussdrittel. Erst beendete Nick Miglio seine neun Spiele andauernde Torflaute, als er seinen Gegenspieler überlief und Selb erstmals in Führung brachte (41.), dann gelang den Oberschwaben keine halbe Minute später die Antwort. Ravensburg nutzte ein Powerplay und kam durch Sam Herr nach einer vorausgegangen wunderschönen Kombination zum prompten 3:3-Ausgleich. In den folgenden Minuten war das Spiel aufgrund des Spielstandes gewaltig auf der Kippe. Es schien klar zu sein: Wer hier das nächste Tor erzielt, gewinnt auch die Partie. Gewaltschüsse wechselten sich nun auf beiden Seiten ab. Doch entweder verfehlten die ihr Ziel oder die Goalies waren zur Stelle. Nicht so aber vier Minuten vor dem Ende: Herr wurde hinter dem Tor angespielt und tunnelte Bitzer eiskalt, Ravensburg war wieder in Front (57.). Die Wölfe probierte zwar noch einmal alles, erfolgreich waren aber nur noch die Gäste. MacDonald besorgte mit seinem Schuss ins inzwischen verwaiste Heimtor den 3:5-Endstand (59.)

Selber Wölfe: Bitzer (Weidekamp) – Fern, Naumann, Lavallée, Kania, Noack, Klughardt, Kruminsch, Miglio, Trska, Melnikov, Hlozek, Woltmann, Reddick, Hammerbauer, Deeg, Gelke, Vantuch, Schaaf, McNeill

Schiedsrichter: Kannengießer/Singaitis. – Zuschauer: 1189. – Tore: 4. Min. Czarnik (Latta, Eichinger) 0:1, 17. Min Bitzer (5-4) 1:1, 20. Min. MacDonald (Czarnik, 5-4) 1:2, 35. Min. Reddick (Gelke, McNeill) 2:2, 41. Min. Miglio 3:2, 42. Min. Herr (Eichinger, MacDonald, 5-4) 3:3, 57. Min. Herr (Dietz, Latta) 3:4, 59. Min MacDonald (Czarnik, Latta, ENG), 3:5– Strafminuten: Selb 6, Ravensburg 6.

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