Fasnet in der Corona-Pandemie Diese närrischen Begriffe sind trotzdem wichtig

Lena Hummel

Ausnahmesituation für Narrenzünfte: Wegen der Corona-Pandemie kann die schwäbisch-alemannische Fasnet in diesem Jahr nicht wie gewohnt ablaufen. Aber ist Fasnet eigentlich das gleiche wie Karneval? Was ist ein Häs und was eine Larve? Zeit, die wichtigsten Begriffe zu klären.

 
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In Bad Cannstatt sieht es nach Fasnet aus. Doch die kann dieses Jahr nicht wie gewohnt stattfinden. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Stuttgart - Narrensprünge und Fasnetsbälle fallen wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr aus. Für zig schwäbisch-alemannische Narrenzünfte entfällt das An- und Umhäsen, der Narrenbecher bleibt im Schrank, die Guggenmusik stumm und der Schmotzige Doschdig ist ein – für Pandemiebedingungen – ganz gewöhnlicher Donnerstag. Für alle, die nur die Hälfte verstanden haben, schafft dieses Glossar Abhilfe – um für die Zeit nach dem Ausnahmezustand gewappnet zu sein.

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Fasnet oder Fasching?

Eins vorweg: Es heißt Fasnet. Nicht Fasching und schon gar nicht Karneval. Da sind die Anhänger der schwäbisch-alemannischen Fasnet empfindlich. Anders als der Karneval beginnt die Fasnetszeit nicht am 11. November, sondern am Dreikönigstag. Von diesem Zeitpunkt an sind südwestdeutsche Narren in ihrem traditionellen Häs auf Straßenumzügen unterwegs. Die wirklich heiße Fasnetszeit startet aber erst am Gombigen Doschdeg und endet am Aschermittwoch.

Die Zunft und ihr Meister

Als Zünfte oder auch Narrenzünfte werden im schwäbisch-alemannischen Gebiet die Fasnetsvereine bezeichnet. Die Zünfte sind in der Regel aus alten – wahren oder erfunden – Erzählungen entstanden. So gibt es Hexen, Teufel, Narrenfiguren, Tier- und andere Sagengestalten. Wie in jedem Verein gibt es auch in der Narrenzunft eine Vorstandschaft, an deren Spitze der sogenannte Zunftmeister steht.

Das Häs

Jedes Jahr eine neue Verkleidung zur Fasnet? Für die Narrenzünfte steht das nicht zur Debatte. Schließlich tragen sie von Woche zu Woche, von Jahr zu Jahr dasselbe. Häs heißt das Narrengewand, das in der Regel aus einer Maske und mehreren Kleidungsstücken besteht. Hästräger sind die Menschen, die darin stecken. Viele Narren tragen zusätzlich einen Schellengürtel, einen Besen oder andere Utensilien mit sich. Erst damit ist das Häs vollständig.

Die Larve

Die traditionelle Holzmaske der Hästräger wird auch als Larve bezeichnet. Manche Larven sind freundlich, andere gruselig. Manche haben Falten, andere Warzen und wieder andere sind makellos mit rosa Pausbäckchen. Doch egal wie die Larve aussieht, Hästräger sollten gut darauf aufpassen. Denn die Holzmaske ist in der Regel handgeschnitzt und teuer.

Der Narrensprung

Mit hüpfenden Narren hat der Begriff nur bedingt etwas zu tun. Als Narrensprung wird ganz allgemein der Straßenumzug bezeichnet, bei dem sich die Zünfte in festgelegter Reihenfolge den Zuschauern präsentieren. Dass während des Umzugs tatsächlich viele Narren die Straße entlang springen und mit ihren Glocken so für tösenden Lärm sorgen, ist Zufall. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Fasnetshochburg Rottweil und hat sich von dort aus verbreitet.

Vom Anhäsen und Umhäsen

Wer ein Häs anzieht, sollte sich Mühe geben. Denn: Wer sich falsch „anhäst“, zahlt. Das Verb ist eine Kombination aus den Begriffen Häs und anziehen. Der Duden kennt den Begriff nicht, Hästräger schon. Weil Narren in der Regel nach dem Zwiebelprinzip angezogen sind, müssen sie sich beim Betreten von Gaststätten oder Zelten auch mal „umhäsen“. Sprich: Häs ausziehen, untere Schichten auch, Häs wieder an.

Das Ulmer Schorle

Unter Narren ist Ulmer Schorle ein beliebtes Getränk. Weinliebhaber und -kenner schlagen bei der Vorstellung dagegen die Hände über dem Kopf zusammen. Ulmer Schorle ist eine Mischung aus Weißwein, Rotwein, Mineralwasser und Zitronenlimonade und wird aus einem Halbekrug getrunken.

Der Narrenruf

Jede Zunft hat ihren eigenen. Manchmal ist es der Name der Zunft, manchmal geht es um charakteristische Merkmale der Hästräger. Mit dem Narrenruf, der immer aus zwei Teilen besteht, begrüßen die Hästräger das Publikum am Straßenrand. Die Narren beginnen mit dem ersten Teil, die Zuschauer ergänzen im besten Fall den zweiten. Wer stumm bleibt, muss mit einer „Bestrafung“ in Form von Konfetti im Nacken oder schwarzer Schuhcreme im Gesicht rechnen. Aufmerksame Zuschauer werden mit Bonbons belohnt. Der Narrenruf ist in der Regel im Programmheft zum Straßenumzug zu finden.

Der Schmotzige Doschdig

Manchmal heißt er Schmotziger Doschdig, manchmal Schmutziger Dunschdig, anderswo spricht man vom Gombigen oder Glombingen Doschdig. Damit ist der Donnerstag vor Aschermittwoch gemeint, an dem die Hochsaison der schwäbisch-alemannische Fasnet beginnt. Der alemannische Begriff Schmotz steht nicht für Dreck, sondern für Fett. Gombig und glombig kommt dagegen vom schwäbischen Gumpen, was springen oder hüpfen bedeutet.

Die Guggenmusik

Ob Brauchtumsabend oder Straßenumzug – Guggenmusiker sind bei jeder Fasnetsveranstaltung dabei. Charakteristisch für diese Art der Blasmusik ist ihr schräger Klang. Die Musiker sind meist verkleidet, zum Einsatz kommen die unterschiedlichsten Blechblasinstrumente. Was die Auswahl der Stücke angeht, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt: Gespielt wird alles – von „Auf der Vogelwiese“ bis „Zombie“.