Frei sagte, es gehe - damals wie heute - darum, Israel "mit allem, was wir zur Verfügung haben und was wir einsetzen können, zu unterstützen". Dennoch müsse man immer die Frage stellen, "Was ist richtig, was ist klug?" Und da müsse man dann "mit viel Augenmaß an die Dinge herangehen" und auch aufpassen, dass man keinen Beitrag zur Eskalation der Situation vor Ort leiste. Man müsse auch schauen, dass das, was man tut, "am Ende wirklich auch hilfreich ist und nutzt, und dann ist der zweite Blick dann vielleicht ein anderer als der erste".
Der Begriff der "Staatsräson" bedeute für ihn, dass Deutschland eine besondere Verpflichtung dafür habe, "dass das, was dem jüdischen Volk mit der Schoah passiert ist - und die Existenz Israels ist ja im Grunde genommen die völkerrechtliche Antwort auf die Schoah gewesen - dass so etwas nie wieder passiert".
Unionspolitiker Hardt mahnt zur Diskretion
Auch der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, widersprach Kiesewetter. Dem WDR sagte er, man solle nicht die Erwartungen wecken, dass deutsche Kampfflugzeuge zur Verteidigung Israels eingesetzt werden könnten. "Ich fürchte, dass die Bundeswehr dazu gar nicht in der Lage wäre, selbst wenn wir das wollten", so Hardt weiter. Er sei zudem der Meinung, dass solche Fragen nicht offen, sondern hinter verschlossenen Türen diskutiert werden sollten.
Der SPD-Verteidigungsexperte Andreas Schwarz sagte dem RND: "Bisher liegen keine Anfragen aus Israel vor. Ich gehe aber davon aus, dass die Bundesregierung darauf vorbereitet ist und in dieser Frage mit Israel und den westlichen Verbündeten in Kontakt steht." Schwarz verwies darauf, dass der Schutz Israels deutsche Staatsräson sei. "Dies ist ein klares Versprechen mit sehr hoher Verantwortung. Im Ernstfall müssen diesen großen Worten auch die entsprechenden Taten folgen."
Josef Schuster: Deutschland müsste bei großem Angriff an Israels Seite stehen
Deutlicher wurde der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Die historische Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels sei zwar nicht rechtlich bindend, sagte Schuster im RND-Interview. Er betonte gleichwohl: "Aber aus meiner Sicht bedeutet das natürlich, dass Deutschland im Falle eines Angriffes in der Größenordnung, wie er aktuell droht, auch militärisch an der Seite des jüdischen Staates steht."
Das forderte auch der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), Volker Beck. Zudem solle der Bundessicherheitsrat alle Rüstungsexporte nach Israel unverzüglich genehmigen. "Die Zurückhaltung und die bürokratischen Einzelfallentscheidungen müssen jetzt im Bundessicherheitsrat fallen", sagte Beck laut Mitteilung. Im Bundessicherheitsrat sitzen der Kanzler und verschiedene Bundesminister, um sich mit strategischen Fragen der Sicherheitspolitik Deutschlands zu befassen.