Naila "Der Loudn" geht an den Start

Ein neuer Online-Shop bietet Erzeugern aus der Region eine gemeinsame Plattform für den Verkauf. Vermarktet werden die Produkte modern mit Sprüchen, die das oberfränkische Lebensgefühl zum Ausdruck bringen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Gesichter hinter dem virtuellen Laden von nebenan: Projektmanagerin Sonja Walther (links) und Josepha Mohr, Geschäftsführerin der Agentur Dr. Mohr Markenbildung in Naila, nehmen in diesen Tagen die ersten Bestellungen entgegen. Foto: aks

Naila - Wussten Sie, dass ein Münchberger aus Bäumen, die einst im Fichtelgebirge standen, Pfeffermühlen, Schalen und Flaschenöffner drechselt? Oder dass in einem Keller in Haueisen, einem Örtchen bei Naila, von Hand gesiedete Seifen, Badesalze und Bade-Schokolade entstehen? Oder dass bei Wolfersgrün im Landkreis Kronach Nutzhanf wächst, das zur Herstellung von Ölen verwendet wird? Kleine Schätze der Provinz. In einem neuen Online-Shop sind diese Schätze nun zusammengetragen: hat seit wenigen Tagen virtuell geöffnet und bietet eine Auswahl an schönen und nützlichen Dingen, die alle eine Gemeinsamkeit haben: Sie sind in der Region produziert und von Hand gemacht.

Nach der Werbung weiterlesen

"Ich bin immer wieder geflasht, was unsere Region so zu bieten hat und was für großartige Macher es hier gibt", sagt Josepha Mohr, Ideengeberin und Geschäftsführerin der Agentur Dr. Mohr Markenbildung in Naila. Als solche hat sie täglich mit Unternehmern zu tun und weiß, wie schwer es für kleine Manufakturen ist, aus eigener Kraft einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen - zumal viele ihr Geschäft nebenberuflich aufbauen. Es sei das Los des Einzelhandels mit den Internetshops zu konkurrieren. "Wer als Einzelhändler heutzutage noch keinen Online-Shop hat, der hat ein echtes Problem", sagt die Marketing-Expertin.

Gleichwohl tendieren viele Menschen wieder dazu, regionale und nachhaltige Rohstoffe zu nutzen und wollen lokale Händler unterstützen. Diesen Umstand greift "Der Loudn" auf. Er will die Kräfte bündeln und die kleinen mit den großen Händlern des Hofer Landes sowie der näheren Umgebung zusammenbringen. Die Region habe nämlich ein Problem, findet Josepha Mohr. "Viele kochen hier gerne ihr eigenes, mittelmäßiges Süppchen, anstatt gemeinsam mit anderen eine große, leckere Festtagssuppe zur servieren." Dies beginne damit, dass in vielen Köpfen zwischen dem Frankenwald und dem Fichtelgebirge eine Art unsichtbare Linie verläuft - ähnlich dem Weißwurst-Äquator, der das südliche Bayern vermeintlich vom Rest Deutschlands trennt. "So zu denken ist, finde ich, eine Schwäche. Gerade im ländlichen Raum kann man nur voneinander profitieren."

Ähnlich sehen das offenbar auch die Händler, die ihre Produkte nun über den "Loudn" vertreiben. Neun sind es bisher, weitere sollen folgen. Vor allem unter den jüngeren Unternehmern stellt Mohr einen Aufbruch fest, was das Netzwerken anbelangt: "Es gibt da schon ein großes Bedürfnis nach solchen Kooperationen."

Auch "Der Loudn" ist ein Gemeinschaftsprojekt: Umgesetzt vom Team der Agentur Dr. Mohr, wo sich das Quartier des Shops befindet, initiiert vom Projekt "Landmensch", verbunden durch die Person Josepha Mohr. Vor nicht allzu langer Zeit hat sie die Initiative zusammen mit zwei Freunden, Christian Weber und Bernd Müller, ins Leben gerufen. Bald soll "Landmensch" auch als Verein eingetragen werden - mit dem Ziel, die Schönheit und das Potenzial der Region in die Welt hinauszutragen. Und auch die Menschen vor Ort wieder mit der Nase daraufzustupsen: "Viele vergessen nämlich oft, wie schön wir es hier haben."

Unter dem Dach der Initiative "Landmensch" betreibt Mohr seit einigen Monaten auch den Podcast "Hier geblieben". Darin stellt sie die Lebensgeschichten von Unternehmern, Politikern, Künstlern, Hiergebliebenen und Rückkehrern vor und spricht mit ihnen über die Vorzüge des Hofer Landes, um diese für die Hörer sichtbar zu machen.

Auch "Der Loudn" soll sichtbar machen. Und zwar so viele Händler der Region wie möglich unter einer Marke. Dabei wolle man niemanden verschleiern, aber mit einem einheitlichen Design auftreten, erklärt Sonja Walther, Social-Media-Managerin bei Dr. Mohr und Projektleiterin des "Loudns". Gerade bei Geschenke-Sets, die man ebenfalls über den Shop kaufen kann, sei es fürs Auge einfach schön und stimmig, wenn alle Produkte - obwohl sie von verschiedenen Erzeugern stammen - ein Erscheinungsbild aufweisen. Stichwort: Corporate Identity. Das bedeute jedoch nicht, dass sich die Händler nicht präsentieren könnten: "Unter der Rubrik ,Botschafter‘ wird jeder unserer Partner mit seiner Philosophie vorgestellt", erklärt Walther.

Diese sollte im besten Fall zu der des "Loudns" selbst passen: Modern, bodenständig und typisch fränkisch. Mit Slogans in Mundart, über die man auch mal schmunzeln soll, werden die Produkte in dem Online-Shop angepriesen. So sind Spirituosen beispielsweise unter der Überschrift "Hauptsach’ es macht daab" zu finden und Kleidungsstücke in der Rubrik "Ziemlich geiler Stoff".

Die persönliche Note ist den Betreibern wichtig: Aus diesem Grund werden alle Bestellungen liebevoll in Seidenpapier verpackt: "Jedem Päckchen liegt eine von Hand geschriebene Postkarte bei, auf der wir uns für den Einkauf bedanken", sagt Sonja Walther. Die bestellte Ware solle nicht einfach "plump in ein Paket geschmissen" werden. Schließlich sei sie ein Aushängeschild für die Region. "Es braucht nicht nur gute Produkte, sondern auch eine ansprechende Aufbereitung", ergänzt Josepha Mohr. Nur so könnten die regionalen Erzeugnisse zum Multiplikator werden und für die Region werben.

Langfristig soll es den "Loudn" auch als echtes Souvenirgeschäft geben. "Ich denke da an einen stilvollen Pop-up-Store in Hof", sagt Mohr. Das sei aber noch Zukunftsmusik.