Ganz "bewusst" habe er in der ausgerufenen Experimentierphase auf etablierte Nationalspieler verzichtet. "Wir sind der Meinung: Wenn wir die Spieler sehen wollen, müssen wir ihnen auch Raum und Zeit geben", erläuterte Flick. Berisha reagierte erfreut, aber auch mit Demut: "Das ist ein Traum, der in Erfüllung geht. Ich habe lange und hart dafür gearbeitet, weiß aber auch, dass ich damit noch nichts erreicht habe", sagte er.
Aussortiert seien Bayern-Profi Sané, Abwehrchef Rüdiger (Real Madrid) und auch der Dortmunder Süle nicht, versicherte Flick glaubhaft. Gleiches hatte er auch bei Thomas Müller (33) und Ilkay Gündogan (32) betont, deren Länderspiel-Pause beim Neuanfang schon zuvor festgestanden hatte. "Das hat nichts mit der Leistung zu tun. Ich glaube, alle, die wir jetzt weggelassen haben, haben enorme Qualität und tun uns gut", sagte Flick.
Trotzdem setzt er mit dem ersten Kader 2023 Zeichen. Nur 15 von 26 Katar-Fahrern wurden wieder eingeladen. Zu den Neulingen kommen vier Rückkehrer. Neben Torwart Bernd Leno für den verletzten Kapitän Manuel Neuer sind das die bei der WM verletzt fehlenden Timo Werner und Supertalent Florian Wirtz sowie unerwartet der Dortmunder Emre Can (29).
Kimmich führt die DFB-Elf als Kapitän an
Das Heimturnier im Sommer 2024 muss sich jeder Akteur mit Topleistung und Leidenschaft im Nationaltrikot neu verdienen. Sané, Rüdiger und Süle sollen Zeit in ihren Vereinen dazu nutzen, "indem sie trainieren und den Akku aufladen". Gegen Peru und Belgien dürfen sich auf ihren Positionen andere Kandidaten zeigen, in der Abwehr etwa der von Flick explizit genannte Freiburger Matthias Ginter. Ganz ohne Etablierte wird es freilich nicht gehen. Bayern-Profi Joshua Kimmich (28) wird die verjüngte Mannschaft als Kapitän anführen. Und Marc-André ter Stegen (30) soll in beiden Testpartien den verletzten Neuer vertreten.
"Eine Mannschaft lebt von einem stabilen Kern. Aber neue Einflüsse sind auch wichtig", sagte Flick. Gleichzeitig weiß er, dass nur dauerhafte Erfolge und attraktiver Fußball einen Stimmungsumschwung bei den Fans auslösen können. "Wenn du Siege einfährst, hast du mehr Vertrauen in deine Qualität. Jeder Sieg ist wertvoll", sagte der 58-Jährige, der bis zum EM-Eröffnungsspiel am 14. Juni 2024 in München eine "starke" Mannschaft formen will.
Seine Lehren aus der WM will Flick konsequent umsetzen. Das Erwartungslevel an die Spieler lautet im sportlichen Bereich, sich in jedem Länderspiel "zu zerreißen". Störgrößen wie die leidige Kapitänsbinden-Debatte will der Bundestrainer nicht mehr dulden: "Es darf nicht noch mal so sein, dass diese Dinge im Fokus stehen", sagte er zu den negativen Erfahrungen in Katar. Er fordert einen Schulterschluss in Deutschland: "Wir sollten schauen, dass wir eine gute EM spielen."