Marc-André ter Stegen ist schon 30. Doch auch der Torwart vom FC Barcelona wird in gewisser Weise zum Gesicht des Neuanfangs. Und der Stellvertreter des verletzten Manuel Neuer kommt mit dem Anspruch, den Wachwechsel endgültig zu vollziehen. "Mit mir als Nummer eins, ja, natürlich. Für mich ist der Anspruch, die Nummer eins zu sein", sagte ter Stegen noch vor seinem Abendeinsatz im Clásico gegen Real Madrid im TV-Sender Bild.
Vor sechs Jahren war ter Stegen schon einmal in dieser Rolle. Und seine Erinnerungen an den Confed Cup klingen wie ein Auftrag. 2017 gewann Deutschland mit einer B-Auswahl und ter Stegen im Tor den letzten Titel. "Das war ein cooler Haufen, würde ich jetzt mal sagen. Wir hatten einfach Spaß bei der Sache und wir haben verstanden, wir müssen leiden, wir werden leiden, sicher. Wir haben eine Trophäe gewonnen, die wirklich fürs Team war. In den nächsten Monaten können wir uns zu diesem Team zusammenfinden", sagte ter Stegen.
Platzhirsche müssen zuschauen
Auch bei der WM-Probe in Russland hatte der damalige Bundestrainer Joachim Löw auf wichtige Säulen bewusst verzichtet. Wie nun auch Flick mit Thomas Müller, Ilkay Gündogan, Antonio Rüdiger, Niklas Süle und noch mehreren anderen Größen wie etwa Leroy Sané. Die Platzhirsche müssen nach dem WM-Nackenschlag erstmal zuschauen, wenn andere für ihre EM-Chance vorspielen dürfen.
"Wir wollen sie selbstbewusst sehen. Wir wollen einen Kader, der breiter aufgestellt ist", sagte Flick über seine in der Intensität auch für Experten wie Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus überraschende Personalpolitik. "Es fehlen jetzt wichtige Spieler und es kommen andere nach, die man eigentlich gar nicht kennt, die auch im Verein noch nicht diesen Stammplatz haben, den man eigentlich haben sollte, um für die Nationalmannschaft nominiert werden zu können", sagte Matthäus bei Sky: "Ich bin immer noch der Meinung: Die Nationalmannschaft muss etwas Besonderes sein."
Völler erfüllte postwendend seine Rolle als Flick-Beschützer. "Es ist ja das gute Recht eines Bundestrainers, dass er gerade nach einer nicht so guten Weltmeisterschaft mal etwas Neues ausprobiert", sagte der ehemalige Teamchef in Leverkusen: "Wenn man nicht jetzt etwas probiert, wann dann?"
Der Stimmungswandel beschränkt sich auch nicht auf den Kader allein. Es sind einige Details, die sich rund um die Nationalmannschaft ändern. Das Training vor Fans am Montag ist so ein Mosaikstein - wie auch das neue Teamhotel. Mitten in Frankfurt residiert der DFB-Tross, diesmal. Flick blickt aus dem Fenster auf Skyline, Bahnhof und Messe - und nicht auf beschauliches Neu-Isenburger Vorstadt-Grün, wie zuletzt bei Terminen in Frankfurt. Das maximale Einigeln weit weg vom richtigen Leben, wie bei der WM mit dem exklusiven Wüstenquartier weit abseits vom Turnier-Highlife in Doha, scheint Vergangenheit.