Naturbühne Es gibt keinen Plan B

Dieter Hübner

Der Vorsitzende der Naturbühne Tregbast, Siegfried Küspert, ist vorsichtig optimistisch. Er hofft, bal mit den Proben für die Saison 2021 beginnen zu können.

 
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Ob Vorsitzender Siegfried Küspert bei der Saison-Abschlussfeier 2019 schon geahnt hat, dass die Saison 2020 ausfallen wird? Foto:  

Trebgast - 67 Jahre – seit 1953 – wird auf der Naturbühne Trebgast ununterbrochen Theater gespielt. Diese Tradition fand 2020 ein jähes Ende. Die Corona-Pandemie sorgte für Stillstand an Deutschlands schönster Amateur-Naturbühne. So groß die Euphorie aller Verantwortlichen und Schauspieler nach dem grandiosen Erfolg des Jahres 2019 mit „Pygmalion“, „Das sündige Dorf“, Pippi im Taka-Tuka-Land“ und der unvergesslichen „Wanderhure“ auch war, so abrupt beendete der Lockdown im Frühjahr die wie gewohnt seit Ende Dezember laufenden Vorbereitungen auf die Saison 2020.

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Am 30. März mussten sich Vorstand und Verwaltungsrat in einer Telefonkonferenz schweren Herzens dazu entscheiden, die gesamte Spielzeit abzusagen. Die bereits begonnenen Proben mussten beendet werden. „Gleichzeitig haben wir beschlossen, das gesamte Programm auf 2021 zu übertragen. Wir haben alle Aktiven gebeten, ihre Rollen im Homeoffice zu lernen“, blickt Vorsitzender Siegfried Küspert etwas wehmütig zurück. Der Kulissenbau und die Kostüme für die Spielzeit 2020 waren größtenteils schon fertiggestellt und mussten vorfinanziert werden. 250 000 Flyer waren bereits gedruckt und konnten nicht mehr ausgeliefert werden.

Die Naturbühne ist mittlerweile ein „Betrieb“ mit einem Umsatz von knapp einer halben Million Euro. Und das alles im Ehrenamt. „Wir reden hier immerhin von einem Einnahmeverlust in Höhe von etwa 400 000 Euro. Dass es dabei zu keinem finanziellen Fiasko kam, lag daran, dass die Zuschussgeber und Sponsoren trotz der Absage der Sommerspiele an ihren Zuwendungen festhielten. Das haben wir alle mit großer Dankbarkeit aufgenommen“, beurteilt der Vorsitzende die finanzielle Situation. Dabei half auch, dass man auf Rücklagen zurückgreifen konnte, die in der erfolgreichen Saison 2019 erzielt wurden.

Der Vorverkauf für die Saison 2020 hatte bereits am 1. Oktober 2019 begonnen. Bis zum Zeitpunkt der Absage wurden schon rund 15 000 Karten abgesetzt. „Bei den vier Eigenproduktionen wurden alle bezahlten Karten rückvergütet, was bei den Karteninhabern äußerst positiv ankam. Die Leute haben großartig reagiert“, bedankt sich Siegfried Küspert noch einmal bei all denen, die ihre Eintrittspreise gespendet haben und damit verhinderten, dass die Naturbühne in eine finanzielle Schieflage geriet. „Dank des Entgegenkommens der ja bereits engagierten Künstler konnten auch die geplanten Gastspiele bis auf eine Ausnahme auf das Jahr 2021 übertragen werden, so ass die Karten dafür ihre Gültigkeit behielten.“

Daraus, dass der Vorverkauf für 2021 wieder am 1. Oktober gestartet wurde, kann man erkennen, dass die Verantwortlichen der Bühne durchaus optimistisch in die Zukunft sehen. „Deshalb haben wir auch noch keinen Plan B entwickelt. Wir sind davon überzeugt, dass Veranstaltungen im Freien ab Mitte Mai unter entsprechenden Hygiene- und Abstandsregelungen durchführbar sind. Natürlich hoffen wir auch, dass sich die gerade beginnende Impfkampagne positiv auf die Situation auswirken wird. Sollte beides nicht zutreffen, könnten wir Vorstellungen mit geringerer Zuschauerzahl in Erwägung ziehen.“ Eventuell müssen wir auch darüber nachdenken, die gesamte Spielzeit um etwa eineinhalb Monate nach hinten zu verschieben.

„Egal wie, wir werden alles uns Mögliche daransetzen, dass auf dem Wehlitzer Berg wieder Theater gespielt werden kann. Wir sind uns aber auch über eines vollkommen im Klaren: Die Gesundheit aller muss im Vordergrund stehen“, ist für Siegfried Küspert klar.

Mit besonderem Stolz und großer Freude stellt der Vorsitzende fest, kann, dass – bis auf wenige Ausnahmen – alle Schauspielerinnen und Schauspieler, sowie die Akteure hinter der Bühne auch in der kommenden Spielzeit zur Verfügung stehen werden. „Ich hoffe, dass spätestens im März mit den Proben für unsere vier Eigenproduktionen begonnen werden kann.“ Wie bereits erwähnt, konnten die Gastspiele aus 2020 nach 2021 übertragen werden. Dazu kommen noch weitere, die im Vorfeld bereits für 2021 vereinbart wurden, sodass insgesamt 86 Veranstaltungen auf dem Programm stehen. Sollte es wider Erwarten doch wieder ganz dick kommen, werden die Karten, wie gehabt, wieder rückvergütet, beziehungsweise sie behalten ihre Gültigkeit.

Siegfried Küspert ist aber auch Realist. „Ein weiterer Ausfall würde auch uns massive Sorgen bereiten, denn die Fixkosten laufen ja weiter. Der Verein würde das auf Sicht nicht verkraften. Im Klartext heißt das: Wir wären dann auf Hilfe von außen angewiesen.“

Mit etwas gutem Willen kann der Vorsitzende dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen: „Es wurden in dieser veranstaltungsarmen Zeit einige Arbeiten erledigt, die immer verschoben werden mussten, weil keine Zeit dafür war. So wird sich das Bühnengelände dem Besucher weiterhin in einem gepflegten Zustand präsentieren.“

Das gilt leider aber nicht für den Pächter der Theatergastronomie. Das Lokal hat nach wie vor, wie alle anderen auch, geschlossen.