Naturkatastrophen Wo war das schwere Erdbeben in Taiwan?

Markus Brauer/AFP/
Auf diesem Bild aus einem Video des Fernsehsenders TVBS ist ein teilweise eingestürztes Gebäude in Hualien im Osten Taiwans zu sehen. Foto: TVBS via AP/dpa

Taiwan liegt in einem erdbebengefährdeten Gebiet. Nun wird die Insel erneut erschüttert, so heftig wie lange nicht mehr. Das Beben weckt Erinnerungen an eine Naturkatastrophe vor 25 Jahren. Zwei deutsche Staatsbürger sind nach dem Erdbeben im Chongde-Tunnel im Taroko-Nationalpark eingeschlossen.

 
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Nach dem schweren Erdbeben vor der Ostküste Taiwans sind am Mittwoch (3. April) laut offiziellen Angaben zwei deutsche Staatsbürger in einem Tunnel eingeschlossen. Die beiden befinden sich demnach im Chongde-Tunnel, der im Taroko-Nationalpark liegt.

Zum Zustand der beiden machte die Behörde zunächst keine Angaben. Der Nationalpark liegt nördlich der Stadt Hualien, in der das Beben am Mittwochmorgen (Ortszeit) schwere Schäden anrichtete. Neben den Deutschen galten noch 75 weitere Menschen in dem Gebiet um Hualien als eingeschlossen – viele davon ebenfalls in Tunneln.

Auf diesem von der Nationalen Feuerwehrbehörde veröffentlichten Foto sind Mitglieder eines Such- und Rettungsteams vor einem schiefen Gebäude Einsatz zu sehen. Foto: Uncredited/National Fire Agency/AP/dpa

Zahl der Todesopfer steigt weiter

Die Zahl der Todesopfer ist mittlerweile auf mindestens sieben gestiegen. 736 weitere Menschen wurden nach neuesten Angaben der taiwanischen Feuerwehrbehörde bei dem Erdstoß verletzt. Die meisten Opfer gab es im Landkreis Hualien nahe dem Epizentrum, einer bergigen Region an der Ostküste des Landes.

Das Beben trat am Morgen (Ortszeit) wenige Kilometer vor der Ostküste Taiwans auf. Die Wetterbehörde registrierte an der südöstlichen Küste der Insel bei der Stadt Hualien in einer Tiefe von 15,5 Kilometern eine Bebenstärke von 7,2.

Die Erdbebenwarte in den USA (USGS) gab eine Stärke von 7,4 in dem Gebiet an. In Japan sprachen die Behörden laut Medienberichten sogar von einer Stärke von 7,7.

Beschädigte Wohnhäuser stehen in Hualien. Foto: XinHua/dpa
In diesem Bild aus einem Video des Fernsehsenders TVBS retten Anwohner ein Kind aus einem teilweise eingestürzten Gebäude in Hualien. Foto: TVBS via AP/dpa
Auf diesem Bild, das aus einem Video des Fernsehsenders TVBS stammt, überprüft ein Mann ein teilweise eingestürztes Gebäude in Hualien. Foto: TVBS via AP/Uncredited/dpa
Auf diesem Bild aus einem Video des Fernsehsenders TVBS ist ein teilweise eingestürztes Gebäude in Hualien zu sehen. Foto: TVBS via AP/dpa
Auf diesem von der Stadtverwaltung von Hualien veröffentlichten Bild ist ein schiefes Gebäude in Hualien abgesperrt. Foto: Stadtverwaltung Hualien via AP/dpa

Ostküstenstadt Hualien besonders betroffen

Nach Angaben der taiwanischen Erdbebenwarte war es das stärkste Erdbeben auf der Insel seit einem Vierteljahrhundert. Zuletzt wurde Taiwan im September 1999 von einem Beben der Stärke 7,3 getroffen. Damals kamen mehr als 2400 Menschen ums Leben. Taiwan liegt in einer erdbebengefährdeten Zone auf der Grenze der Eurasischen Platte und der Philippinischen Meeresplatte.

Brücken, Gleise, Autobahnen, öffentliche Gebäude und Wohnhäuser: Wichtige Infrastruktur wurde durch die Erschütterungen in Mitleidenschaft gezogen. Das Beben war landesweit zu spüren. Besonders heftig traf es die Ostküstenstadt Hualien, wo Gebäude durch die heftigen Erdstöße teils schwer beschädigt wurden. Auf Fotos war zu sehen, wie mehrere Häuser einsackten und in Schieflage gerieten.

Retter stehen bei der Suche nach Vermissten vor einem eingestürzten Apartmentgebäude in Hualien County. Foto: AP/Chiang Ying-Ying/dpa
Auf diesem von der Stadtverwaltung von Hualien veröffentlichten Bild sind Regierungsmitarbeiter und Journalisten neben Feuerwehrleuten zu sehen, die in Hualien in der Nähe eines schiefen Gebäudes arbeiten. Foto: Stadtverwaltung Hualien via AP/dpa

Schienenverkehr stark beeinträchtigt

Strenge Bauvorschriften konnten offenbar jedoch eine größere Katastrophe verhindern. Vor rund 25 Jahren, im September 1999, waren bei einem Erdstoß der Stärke 7,6 in Taiwan etwa 2400 Menschen ums Leben gekommen. Es war die folgenschwerste Naturkatastrophe in der Geschichte der Insel.

Laut Augenzeugen war das Beben auch in und um die Hauptstadt Taipeh deutlich zu spüren. In Neu-Taipeh, das die Hauptstadt umschließt, wurden demnach drei Menschen verletzt, als ein Lagerhaus einbrach. Bewohner der Hauptstadt berichteten, dass in ihren Häusern und Wohnungen Einrichtungsgegenstände und Geschirr zu Bruch gingen.

Der öffentliche Nahverkehr auf der Schiene wurde in mehreren großen Städten der Insel mit mehr als 23 Millionen Einwohnern eingestellt. Auch der Schnellzugverkehr wurde unterbrochen.

Tsunami-Warnungen in mehreren Ländern

Über mehrere Stunden warnten Taiwan, China, Japan und die Philippinen vor Tsunamis, ehe die Warnungen zunächst gelockert und später aufgehoben wurden. Im nordöstlich von Taiwan gelegenen Japan löste das Erdbeben eine Warnung vor einem drei Meter hohen Tsunami für nahe gelegene Inseln der südwestjapanischen Präfektur Okinawa aus. Die Bewohner der betroffenen Inseln wurden aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen.

Auf den Philippinen gaben die Behörden ebenfalls eine Tsunami-Warnung heraus. Es würden hohe Tsunami-Wellen erwartet, die stundenlang andauern könnten, teilte das nationale Institut für Vulkanologie und Seismologie mit. Menschen in mehreren Provinzen des Inselstaates wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen und die Küstenregionen zu verlassen.

Vorhersage von Erdbeben

Vorhersehbar sind Erdbeben nicht. Weltweit gibt es täglich an vielen Stellen Erdbeben – vor allem dort, wo Kontinentalplatten aufeinanderstoßen, wie das Deutsche GeoForschungsZentrum (GFZ) mitteilt. „Wann es wo zu solchen oder gar besonders verheerenden Ereignissen kommt, lässt sich bislang allerdings nicht vorhersagen.“

Die Stärke von Erdbeben wird mit Seismografen gemessen. Die Geräte zeichnen die Stärke von Bodenbewegungen auf, die sogenannte Magnitude. Erdbeben können je nach Dauer, Bodenbeschaffenheit und Bauweise in der Region unterschiedliche Auswirkungen haben. Häufig gilt, dass bei einer Stärke von 7 in weiten Gebieten schwere Schäden eintreten, Häuser einstürzen und viele Tote zu befürchten sind.

Tektonische Platten

Nationalpark Thingvellir im Südosten von Island: Der Park befindet sich in einer Grabenbruchzone, die durch das Auseinanderdriften von zwei tektonischen Platten entstanden ist. An der Almannagjá-Schlucht wird das an den imposanten Felsspalten und Rissen sichtbar. Foto: Imago/Uwe Kraft

Die äußere Erdkruste besteht aus sieben großen und mehreren kleinen Platten. Diese sind nach den Kontinenten und Weltmeeren benannt. Die größten sind die Pazifische und Antarktische Platte, die Nord- und die Südamerikanische Platte, die Afrikanische, die Eurasische und die Australische Platte.

Hinzu kommen einige kleinere Krustenbruchstücke. Die schweren, unter Wasser liegenden heißen Ozeanische Platten, die leichten, oben liegenden nennt man Tektonische oder Kontinentalplatten.

Die Afrikanische Platte ist eine der größten Kontinentalplatten der Erde. Sie umfasst nahezu den gesamten afrikanischen Kontinent sowie einen Teil der umliegenden Meere, die auf der ozeanischen Kruste liegen. Im Norden grenzt sie an die Eurasische Platte. Die Kollisionsfronten verlaufen zwischen beiden tektonischen Platten auf marokkanischem Staatsgebiet.

Info: Messung von Erdbeben

Messung
Bei der Messung von Erdbeben wird die Stärke der Bodenbewegung angegeben (Magnitude). Weltweit treten jährlich etwa 50 000 Beben der Stärke 3 bis 4 auf. Etwa 800 haben die Stärken 5 oder 6. Ein Großbeben hat den Wert 8.

Magnitude
• Stärke 1-2:  nur durch Instrumente nachzuweisen.

• Stärke 3:  nur in der Nähe des Epizentrums zu spüren

• Stärke 4-5:  30 Kilometer um das Zentrum spürbar, leichte Schäden

• Stärke 6:  mäßiges Beben, Tote und schwere Schäden in dicht besiedelten Regionen

• Stärke 7: starkes Beben, oft katastrophale Folgen und Todesopfer

• Stärke 8:  Großbeben mit vielen Opfern und schweren Verwüstungen

Richterskala
Früher wurde die Erdbebenstärke einheitlich nach der Richterskala bestimmt. Der amerikanische Geophysiker Charles Francis Richter hatte die Skala 1935 speziell für Kalifornien ausgearbeitet. Heute wird sie nur noch eingeschränkt eingesetzt, auch weil das Verfahren nur bei Erschütterungen in der Nähe der Messstationen zuverlässige Werte liefert (Lokalmagnitude).

Mess-Skalen
Mittlerweile werden mehrere Skalen parallel verwendet. Derzeit gilt die sogenannte Momentmagnitude als bestes physikalisches Maß für die Stärke eines Bebens. Sie bestimmt das gesamte Spektrum der seismischen Wellen bei Erdstößen. Die meisten Skalen ergeben zumindest bei schwächeren Beben ähnliche Werte wie die Richterskala, erlauben aber eine genauere Differenzierung bei schweren Beben.

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