Neue Ausstellung im Infozentrum am Epprechtstein Nacht ohne Sterne, Fledermaus ohne Nahrung

Licht gibt es heute überall. Im Übermaß kommt es zur Lichtverschmutzung. Das Problem zeigt die neuste Ausstellung im Infozentrum am Epprechtstein.

Fledermäuse jagen normalerweise erst, wenn die Beleuchtung abschaltet. Lampen ziehen allerdings ihre Nahrung, die Insekten, an. Die Kerbtiere fliegen sich an der Beleuchtung zu Tode. Foto: picture alliance / dpa/Markus Scholz

Kirchenlamitz - Nicht nur Abgase und Plastik können die Umwelt verschmutzen, auch zu viel Licht ist schädlich. Städte dauerhaft zu beleuchten verbraucht schließlich enorme Mengen an Energie. Dadurch wird das Klima zusätzlich belastet. Der Sternenhimmel verschwindet. Abgesehen von der Natur, ist die ständige Helligkeit auch für Tiere und Insekten ungesund. Die Auswirkungen der Lichtverschmutzung zeigt die neueste Ausstellung in der Naturpark-Infostelle am Epprechtstein. Die Exposition heißt „Verlust der Nacht“.

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Dr. Gregor Kalinkat, Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, hat die Ausstellung gemeinsam mit seiner Forschungsgruppe ins Leben gerufen. Sie entstand im Zuge des Forschungsprojekts„Artenschutz durch umweltverträgliche Beleuchtung“. Zur Ausstellungseröffnung am vergangenen Donnerstag hält er einen detaillierten Vortrag über die bisherigen Ergebnisse seines Projekts. Stefan Schürmann, Fledermausexperte bei der unteren Naturschutzbehörde im Landkreis Wunsiedel, teilt zusätzlich sein Wissen über die Fledermäuse und ihre Reaktionen auf Licht.

Die Forschung: Im Projekt selbst haben sich die Forscher mit Lichtgeometrie befasst, so Kalinkat. „Das Licht soll artenfreundlicher werden.“ Die Wissenschaftler haben laut Kalinkat dafür an Laternen Insektenfallen installiert, womit sie regelmäßig Insekten fangen und zählen. Das Ziel ist, „die Lampen so zu optimieren, dass relativ wenig Insekten angezogen werden“, sagt der Forscher. Das soll funktionieren, indem der Abstrahlwinkel der Lampen so verbessert wird, dass das Licht nur da ist, wo es gebraucht wird. „Aktuell werden die perfektionierten Lampen in vier verschiedenen Gemeinden getestet“, sagt Kalinkat.

Ökologische Auswirkungen: „Licht ist grundsätzlich was Gutes, aber inzwischen ist es im Übermaß vorhanden. Deswegen sprechen wir auch von Lichtverschmutzung. Das hat viele negative Auswirkungen“, sagt Kalinkat. Als Beispiel für ökologische Auswirkungen nennt er die Bewegungen von Zugvögeln. „Vögel fliegen da lang, wo viel Licht ist. Besonders junge Vögel verlieren dadurch ihre Orientierung.“

Jagdverhalten der Fledermäuse: Aber auch die Fledermäuse reagieren auf Licht. Sie ernähren sich nämlich von Insekten, die wiederum vom Licht angezogen werden. „Fledermäuse nutzen an stark beleuchteten Orten die Chance und jagen im Schatten Insekten. Sie sind lichtscheu. Allerdings fliegen sich sehr viele Insekten an den Lampen zu Tode. Sie stehen den nachtaktiven Räubern dann nicht mehr als Nahrung zur Verfügung“, erklärt Stefan Schürmann. Die Lampen würden neben den Pestiziden eine enorme Rolle am Verlust der Insekten spielen.

Je nach Art und Größe jagen Fledermäuse unterschiedlich: „Schnelle Fledermäuse jagen weit oberhalb von Licht, beispielsweise über Sportanlagen und Parkplätzen. Mittelgroße Fledermäuse jagen nur ganz knapp über den Straßenlampen. Langsame jagen ausschließlich in Wäldern“, erklärt der Naturschützer.

Beleuchtete Sehenswürdigkeiten: Im Landkreis Wunsiedel gibt es viele ausgeleuchteten Orte, wo sich demnach im Schatten auch viele Fledermäuse aufhalten. Der Fledermausexperte nennt einige Beispiele: „Der Marktplatz in Weißenstadt ist nachts sehr stark beleuchtet. Viele Gemeinden strahlen zusätzlich ihre Sehenswürdigkeiten mit Scheinwerfern an. Hohenberg an der Eger und Thierstein ihre Burgen, Wunsiedel das Koppetentor und Schönbrunn beleuchtet eine Kirche.“ Für Stefan Schürmann macht das wenig Sinn. Denn kaum ein Tourist schaue sich ein Gebäude an, nur weil es angeleuchtet werde. Stattdessen gebe es lediglich eine höhere Stromrechnung.

Problem der Bestrahlung: Für Fledermäuse hat die Beleuchtung solcher Objekte einen großen Nachteil. Halten sie sich bis zum Einbruch der Nacht in einer Kirche auf, können sie erst jagen, wenn die Scheinwerfer ausgeschaltet werden. Der Naturschützer weiß: „ Wird eine Kirche stark angestrahlt, geht die Fledermauspopulation stark zurück. Die Tiere jagen erst, wenn die Beleuchtung abschaltet. Das ist meist ziemlich spät. Dadurch sind die Tiere unterernährt, die Weibchen geben weniger Milch.“

Lösung: Die einzig sinnvolle Lösung ist für den Naturschützer das Abschalten solcher Scheinwerfer. Alternativ könne man die Beleuchtung zumindest richtig einstellen, sodass wirklich nur das Gebäude beleuchtet ist. Das Licht strahlt dann wenigstens nicht mehr in die freie Landschaft.

Spannendes Forschungsfeld: Insgesamt ist es enorm wichtig, sich mit dem Thema Lichtverschmutzung und den Auswirkungen auf die Umwelt auseinanderzusetzen. Das sieht auch Landrat Peter Berek so: „Wer in meiner Kindheit das Thema Licht infrage gestellt hätte, wäre komisch angeschaut worden. Heute ist Licht ein entscheidendes Element.“