Neuer Edion-Roman Von Mord, Orkan und 220 Hektolitern Bier

Silke Meier

Rainer König stellt in Selb seinen neuesten Roman „Dunkle Wolken überm Edion“ vor. Bei der szenischen Lesung treten die Personen vom Buch persönlich auf.

 
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Die Protagonisten aus Rainer Königs neuestem Kriminalroman „Dunkle Wolken überm Edion“ haben sich am Gerberplatz persönlich vorgestellt. Laienschauspieler – allesamt bekannte und talentierte Persönlichkeiten – besetzten die Rollen: Carsten Hentschel, Stefan Pitterling, Volker Seitz, Rainer König und Eva König sowie Noelia Breen und Mary Möller-Hartung schlüpften in die Figuren des Krimis, der in den 1920er-Jahren im Edion, dem verruchten Haus nahe der tschechischen Grenze, spielt. Überwiegend, denn so ganz nebenbei machten die Gäste der Buchvorstellung auch Bekanntschaft mit Dr. Bogner (Carsten Hentschel), der im Krankenhaus „im Westen der Stadt an einer Ausfallstraße“ seinen Dienst verrichtet.

Verkorkste Liebesbeziehung

Alles beginnt mit einer ziemlich verkorksten Liebesbeziehung zwischen Rosa (Noelia Breen) und Rüter (Volker Seitz). Rosa M. überlebt die Nacht nicht. Ihre Leiche wird zwischen den Restaurationen Edion und „Weidmannsheil“ gefunden. Personen, die im Edion, wo sie arbeitete, mit ihr in Kontakt waren, wird größtmögliche Diskretion zugesagt.

Aufschluss über den Tathergang soll aber ein Blick in ihr Tagebuch geben. Die Freundinnen Hanna (Mary Möller-Hartung) und Ruth (Noelia Breen) blättern in den lückenhaften Aufzeichnungen. Drei Wochen später ist Hanna mit Kommissar Carl Werner verlobt. Stefan Pitterling fungierte als Schmuggler auf der Häusellohe, wo drei Männer aus Erlangen ausrangierte Waffen der Reichswehr schmuggeln. Es fällt ein Schuss. Nächste Szene, auf der Polizeiwache in Selb: Kommissar Werner (Stefan Pitterling) und Rüter (Volker Seitz), beide einst Leutnant und Waffenbrüder, verhandeln.

Rainer König erwies sich als aufmerksamer Regisseur, der die Buchvorstellung pünktlich zum 20-Uhr-Abendläuten unterbrach.

Innenstadt überflutet

Nach der Szene im Selber Krankenhaus mit Dr. Bogner, dem Kommissar und Rüter, ging es weiter mit dem legendären 8. Juli 1927, einem Wiesenfest-Freitag. Am Tag zuvor wird Werners Verlobte entführt, und über Selb geht ein heftiges Gewitter nieder. Orkanartiger Sturm zieht auf. Ein rascher Wiederaufbau der Buden und Fahrgeschäfte auf dem Goldberg ist ausgeschlossen, die Innenstadt knietief überflutet. „Des woor’s, etza wer’mer gstrouft!“, rief Rainer König in der Rolle von Wachtmeister Schaller. Carsten Hentschel diskutierte in der Rolle des zweiten Bürgermeisters Kießling, ob das Wiesenfest stattfinden könne. „Ein Kinderfest will fröhliche Menschen sehen!“, argumentiert Kießling und setzt sich durch. Das Wiesenfest 1927 fällt aus. Zumindest offiziell.

Treffen mit Waffenschieber

Allerdings, so ist es, wie die Zuhörer erfuhren, dem Archiv der Stadt Selb zu entnehmen, seien trotz der Absage 220 Hektoliter Bier ausgeschenkt worden. „Der Widerspruch lässt sich wohl dahingehend auflösen, dass es trotz der Absage auf dem Festplatz zu einem geselligen Zusammensein gekommen ist, aber kein Umzug stattfand und die Kinderspiele entfielen“, merkte Eva König an.

Die letzte Szene des Abends handelte von Major von Stetten aus Erlangen, dem Waffenschieber Konrad Henlein aus Asch und Dr. Rösler, einem Anwalt aus Eger und, natürlich, Rüter. Bis Eva König unterbricht: „Für uns endet hier das Treffen. Die Fortsetzung erfahren Sie im Buch ab Seite 305.“

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