Neuer Song des „Radspitz“- Sängers „Blind“ vor Liebe, die sich als Lüge entpuppt

Brigittte Gschwendtner

Der Marktredwitzer Lars Rau produziert seinen dritten­ eigenen Titel. In dem gefühlvollen­ Lied besingt­ der (selbst glücklich verheiratete) „Radspitz“-Frontmann den Schmerz über eine gescheiterte­ Beziehung.

Ist gespannt, wie sein neuestes Werk ankommt: Ab dem heutigen Freitag gibt es Lars Raus neusten Song bei allen Streaming-Diensten. Foto: /Florian Miedl

„Ich hasse es so sehr, wie ich dich liebe:“ Dieser Satz über eine enttäuschte Liebe samt der Melodie dazu spukt seit drei Jahren in Lars Raus Kopf umher. Doch es brauchte Zeit, bis der 39 Jahre alte Marktredwitzer Polizist und Vater zweier Kinder zwischen Beruf, Familie und seinem Engagement als Frontman bei „Radspitz“ sein eigenes Projekt entwickeln konnte. „Ich musste immer wieder unterbrechen, weil 1000 andere Sachen wichtiger sind“, sagt Rau.

Nach der Werbung weiterlesen

Vorab auf „Antenne Bayern“

Nun ist der Song fertig. Ab dem heutigen Freitag haben alle gängigen Musik-Streamingdienste ihn in ihrem Programm. Im Radio – auf „Antenne Bayern“ – lief das Lied bereits vorab.

„Es ist mein Herzens-Projekt, etwas Eigenes zu veröffentlichen“, sagt Rau. „Blind“ sei zwar kein großer Plattentitel, und live werde man dieses Stück vermutlich kaum zu hören bekommen, „aber ich mache sehr gerne eigene Lieder und hoffe, dass sie dem einen oder anderen gefallen. Darüber wäre ich sehr glücklich“, sagt Rau.

Mit Gefühl identifizieren

Sein neues Lied handelt von einem Thema, „das die meisten Menschen schon mal erleben mussten“: von enttäuschter Liebe samt Lügen und schmerzhaften Gefühlen. Rau hofft, dass sich viele Leute mit diesem Inhalt identifizieren können oder in Teilen davon wiederfinden.

Wie viel davon ist autobiografisch?

„Schwer zu sagen“, antwortet der Sänger. „Die gesamte, negative Liebesgeschichte ist definitiv nicht autobiografisch.“ Rau fügte Fragmente aus selbsterlebten Sachen und Erlebnissen, die ihm andere berichtet haben, zusammen. Schon 2019 entstanden aus der ersten Idee die Refrain-Melodie und der passende Text dazu:

„Ich habe mich so unglaublich aufgerieben, was dich angeht, da bin ich einfach blind. Drum hass’ ich es so sehr, dass ich dich liebe, weil alles, was du sagst, nur Lügen sind.“

Die Stimmung dieser Zeilen spiegelt sich in dem gesamten Lied wider. Die Melodie zur Beziehungsgeschichte erarbeitet sich der Autodidakt selbst auf der Gitarre – vor dem Text. Der war dann plötzlich auch in Lars Raus Kopf.

Refrain seit 2019 im Kopf

„Hassen, Lieben und Lügen sind starke Begriffe.“ Um sie herum strickt der 39-Jährige die übrigen Strophen. „Im Prinzip habe ich immer alles im Kopf, bevor es zu Papier kommt“, sagt der Marktredwitzer, der sich seine Fähigkeiten selbst erarbeiten musste – vom Instrument-Spielen über den Gesang, die Tontechnik bis hin zum Streamen. In seiner Kindheit hatte Rau nicht die Möglichkeit, eine Musikschule zu besuchen. „Aber ich wollte Musik machen, ich wollte es unbedingt lernen. Dieses Wollen ist das Entscheidende – das steht immer über allem.“

Aus Wollen wird Machen

Aus dem Wollen wurde Machen: Für Text, Komposition und Produktion zeichnet der Marktredwitzer selbst verantwortlich. Bei der Umsetzung halfen ihm als Gastmusiker Yvonne Kurz (Backing Vocals) von „Geile Zeit“, Peter Hahnar (Gitarre) von „Falco meets Mercury“ und von „Droptune“, Jan Gulden (Gitarre) von „Audio Gun“ und Elias Heizmann (Piano).

2020: „Verschlossenes Herz“

Nun ist der lange Entstehungsprozess zu Ende. „Schön, dass es abgeschlossen ist“, sagt Rau, der mit „Bind“ schon den dritten eigenen Song veröffentlicht hat – nach dem 2020 erschienene Titel „Verschlossenes Herz“ und „Lass mich raus“ von 2015. Diese beiden Lieder könnten nicht unterschiedlicher sein, findet der Marktredwitzer. Er mag es nicht nur bei seinen Produktionen abwechslungsreich, sondern auch bei „Radspitz“. Da findet sich Rockiges neben Gefühlvollem und Eigenkompositionen wechseln sich mit Hits ab.

Song für Selber Wölfe

Gut angekommen ist auch der Eishockey-Song, den „Selb Control“ und „Radspitz“ im vergangenen Jahr zusammen herausbrachten. Frontman Lars Rau singt das Lied, dessen Entstehung „viel Zeit und Nerven“ kostete. Der „echte Hardcore-Fan“ Stefan Pitterling – hauptberuflich Gymnasiallehrer in Marktredwitz – schrieb für den Song einen authentischen Liedtext, mit dem sich Fans und Spieler gleichermaßen identifizieren können.

Klamauk zur Party-Flaute

„Wir haben nichts zum Feiern“ lautete vor zwei Jahren der Refrain eines Liedes über die Corona-Kontaktsperre: „Radspitz“-Bandleader Klaus Pfreundner und Sänger Lars Rau hatten Billy Joels „We didn’t start the Fire“ umgedichtet. Herausgekommen war eine selbstironische Lockdown-Zustandsbeschreibung, die online in der Party-Flaute punktete.

Nach zwei Pandemie-Jahren hofft der „Radspitz“-Frontmann in dieser Saison auf viele Live-Auftritte. Einen ersten hatte die fränkische Cover-Band schon, in Gummersbach. „Das war so schön“, schwärmt der Marktredwitzer, der vorher noch Bedenken hatte, ob alles gut klappen werde. Schließlich hatten sich die Bandmitglieder zwei Jahre lang kaum gesehen.

Planung läuft langsam an

Wann die Gruppe in den kommenden Monaten wo auf der Bühne stehen wird, ist noch unklar. Corona-bedingt seien Termine nicht, wie sonst, schon im Herbst festgezurrt worden, erklärt Rau. Etliche Veranstalter begännen jetzt erst zu planen, manche zögerten immer noch. „Sie haben einfach Angst davor, auf ihren Kosten sitzenzubleiben, weil das Virus wiederkommt.“ Deshalb sei auch das Tauperlitzer Seefest abgesagt, bei dem „Radspitz“ traditionell spielte, im Gegensatz zu dem Auftritt beim Selbitzer Wiesenfest-Montag, der wieder fest eingeplant sei.

Und wie schaut es mit einem erneuten Auftritt beim Hofer Volksfest aus? Die Verhandlungen liefen, sagt Rau. Also „Daumen drücken“.