Kulturstadtplan Geheimtipps in Wunsiedel

David Trott

Für ein grenzübergreifendes Gemeinschaftsprojekt der Fichtelgebirgsmuseen und des „Städtischen Museums Franzensbad“ sind bayerische und tschechische Vertreter aus den Bereichen  Kunst, Kultur und den Kommunen zusammengekommen. Bei Stadtexpeditionen haben sie außergewöhnliche und teils wenig bekannte kulturelle Geheimtipps in beiden Städten erkundet.

 
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Die Erkenntnisse sollen in einen „Kulturstadtplan Bayern – Böhmen“ einfließen: eine Sammlung   kultureller Highlights, die sich von traditionellen Stadtplänen unterscheidet. „Dieser Plan soll viele künstlerische und kreative Elemente enthalten“, sagt Christina Heydenreich vom Fichtelgebirgsmuseum. So sollen neben der üblichen Kartendarstellung auch Zeichnungen von Orten und Gebäuden sowie Darstellungen in moderner Comic-Optik eingebaut werden.

Mehr Gemeinsamkeiten als gedacht

Nur gut 35 Kilometer liegen zwischen Wunsiedel und Franzensbad. Wie unterschiedlich die beiden Städte aber sind, zeigte sich bei der ersten Stadtführung durch Wunsiedel. Die Besucher aus Franzensbad versuchten, möglichst viele Parallelen und eine gemeinsame kulturelle Identität zwischen ihrer Heimat und der Festspielstadt zu finden. Einfach war die Suche jedoch nicht.

Bei der Ideenfindung berichteten die Franzensbader von ihrem „Franzel“: der Statue eines kleinen Jungens mit einem  Fisch. Ein bekanntes Symbol, das auch als Zeichnung immer wieder im Marketing und auf Stadtplänen auftaucht. „Welches Symbol oder welche Figur ist das Zeichen für Wunsiedel?“, fragen die tschechischen Gäste. Ein Maskottchen hat die Stadt jedoch  nicht. Auch mit einer zweihundertjährigen Kurtradition, die jährlich Hunderttausende Touristen und internationale Kurgäste in das westböhmische Bäderdreieck lockt, kann die Festspielstadt nicht aufwarten.

Eine lange Historie

Dabei bietet Wunsiedel eine lange Historie und erhielt bereits 1326 die Stadtrechte. Franzensbad hingegen wurde erst 539 Jahre später zur Stadt erhoben. Zudem wurde der Festspielstadt mit dem Wunsiedler Brunnenfest ein immaterielles Kulturerbe zuerkannt. Franzensbad hat bisher nur die Nominierung zur Aufnahme in das Unesco-Weltkultur- und Naturerbe.

Die Gemeinsamkeiten

Doch nicht die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten der beiden Städte waren für die bayerischen und tschechischen Vertreter aus Kunst und Kultur entscheidend. „Ein gemeinsames Thema ist das Wasser – in Wunsiedel durch die vielen Brunnen und in Franzensbad durch die Quellen und die Kur-Angebote“, sagt Christina Heydenreich vom Fichtelgebirgsmuseum. Zudem war es den tschechischen Gäste wichtig, die soziokulturellen Aspekte in Wunsiedel hervorzuheben. Die Einstellung der Bevölkerung mit dem Statement „Wunsiedel ist bunt“ sei eine weitere Gemeinsamkeit beider Städte. Sei doch auch Franzensbad eine offene Stadt und locke Gäste aus aller Welt in die Region.

„Welche Kulturorte in den finalen Stadtplan  aufgenommen werden, ist noch nicht endgültig entschieden“, berichtet Heydenreich. Das Graffiti am alten Bahnhofsgebäude, der Gabelmannsbrunnen und die alte Zuckerfabrik könnten aber wohl einen Platz bekommen. Viele geschichtliche Hintergründe sollen den Plan dann erlebbarer machen.

Aktuell arbeiten zwei Künstlerinnen an den Zeichnungen für die  Kulturstadtpläne, die  auch in einer Ausstellung präsentiert werden sollen. Die Pläne sollen zu Expeditionen durch beide Städte einladen.

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