Neues Ausbildungsjahr Viele Unternehmen finden keine Azubis

Bald startet das neue Ausbildungsjahr. Im Kreis Kulmbach sind derzeit 284 Stellen nicht besetzt. Im kommenden Jahr könnte es sogar noch schwieriger werden, fürchten Unternehmen.

 
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Bei Männern ist eine Ausbildung zum Fachinformatiker besonders beliebt. Foto: dpa/Fabian Sommer Foto:  

Im Landkreis Kulmbach registriert die IHK für Oberfranken Bayreuth bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen ein sattes Plus von 20,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Große Sorgen hingegen bereitet IHK-Gremiumsvorsitzenden Harry Weiß die hohe Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen, wie es in einer Mitteilung heißt.

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Zum 31. Juli lag die Zahl an neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen bei 191, was einem Zuwachs von 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Corona-bedingt sind die Ausbildungszahlen 2020 in ganz Deutschland eingebrochen. Die Zahlen haben sich seitdem zwar wieder spürbar erholt, liegen laut IHK aber fast überall noch unter den Zahlen von 2019. Zu den wenigen Ausnahmen zählt der Landkreis Kulmbach, wo das Vor-Corona-Niveau inzwischen wieder erreicht wurde.

Geschlecht spielt wichtige Rolle

Die beliebtesten IHK-Ausbildungsberufe im Landkreis sind - so Torsten Schmidt, Leiter Berufsausbildung bei der IHK - bisher die Industriekaufleute, die Fachinformatiker und die Verkäufer. Während bei den Jungs der Fachinformatiker und der Industriekaufmann hoch im Kurs stehen, sind es bei den Mädchen die Industriekauffrau und die Automobilkauffrau.

„Ein Blick auf die vergangenen 20 Jahre zeigt, dass rund 40 Prozent der IHK-Ausbildungsverhältnisse erst nach dem 1. August unterzeichnet werden“, erklärt Schmidt. Man könne also davon ausgehen, dass die Zahl der Neueintragungen konservativ geschätzt bis zum Jahresende im Landkreis noch auf rund 300 ansteigt.

Derzeit sind bei der Agentur für Arbeit im Kreis Kulmbach noch 284 Ausbildungsplätze unbesetzt gemeldet bei 82 unversorgten Bewerbern. Ende Juli kommen also auf jeden unversorgten Jugendlichen 3,5 unbesetzte Ausbildungsplätze. Besonders viele Ausbildungsplatzangebote gibt es noch bei den Handels- und den Bauberufen und in der Lebensmittelherstellung.

„Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, dürfen jetzt nicht in Panik verfallen, schließlich stehen noch reichlich Plätze in den verschiedensten Ausbildungsberufen zur Verfügung “, macht Harry Weiß deutlich. Genau diese große Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen bereite aber auch den Ausbildungsbetrieben Kopfschmerzen, nicht zuletzt, weil die geburtenstarken Jahrgänge zunehmend in den Ruhestand gehen.

„Die große Praxisorientierung der Ausbildung, ein schneller Berufseinstieg sowie die vielfältigen Möglichkeiten einer Weiterbildung sind wichtige Pluspunkte für eine Ausbildung.“ Ein Weiterbildungsabschluss etwa als geprüfter Meister, Fachwirt oder Fachkaufmann sei einem Bachelorstudium gleichgestellt, der Abschluss als Geprüfter Betriebswirt oder Geprüfter Strategischer Professional dem eines Masterstudiums. „Ebenfalls wichtig: Das Risiko, nach einer Ausbildung ohne Arbeitsplatz dazustehen, ist deutlich geringer als bei einem Studium“, macht Weiß deutlich.

Insgesamt haben die Unternehmen für 2024/2025 rund 630 Ausbildungsplätze bei der Agentur für Arbeit gemeldet, darunter etwa 420 von IHK-Mitgliedsunternehmen. Fast die Hälfte aller angebotenen Ausbildungsplätze waren Ende Juli noch unbesetzt.

Mit Sorge blicken die Unternehmen auf das Jahr 2025, wo die Umstellung vom achtjährigen auf das neunjährige Abitur abgeschlossen sein wird, es also keine flächendeckenden Abiturprüfungen gibt. Schmidt: „Wir müssen also davon ausgehen, dass es kommendes Jahr noch schwieriger wird, Auszubildende zu finden.“