Neues Flaggschiff Einzug der Königin des Löschzugs

Stadtbrandinspektor Maximilian Seiler und Feuerwehr-Vorsitzende Bettina Seidel sind mächtig stolz auf das neueste Flaggschiff der Marktredwitzer Wehr, die Drehleiter. Foto:  

Die Marktredwitzer Feuerwehr nimmt die neue Drehleiter in Empfang. Ab Herbst geht das Flaggschiff der Helfer-Flotte nach der Schulung von 20 Wehrleuten an den Start.

 
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Marktredwitz - Parken, Handbremse anziehen, Stützen aus- und Leiter hochfahren – das alles muss in 180 Sekunden passieren. „Magirus schafft es unter der Zeit“, nickt Stadtbrandinspektor Maximilian Seiler zufrieden. Die Rede ist vom neuen 300-PS-Flaggschiff der Marktredwitzer Feuerwehr, der Drehleiter, die seit Mittwochabend den Fuhrpark der Einsatzkräfte an der Karlsbader Straße bereichert. „Es ist die Königin des Löschzugs“, betont Seiler.

Integrierte LED-Scheinwerfer

MAK - FF 301 – mit diesem Nummernschild rückt die Queen künftig aus, wenn es brennt. In Windeseile geht es im Korb der neuen Drehleiter nach oben. Fachmännisch bedient der Kommandant die Joysticks, mit denen er die neue Drehleiter im Notfall auch über eine Dachgaube abknicken und mit dem Teleskop ausfahren könnte. Von hier lassen sich auch die integrierten LED-Scheinwerfer der Leiter einschalten. Und weil das oberste Leitern-Teil fest verrohrt ist, braucht die Feuerwehr jetzt keine allzu langen Schläuche mehr.

Bis zum achten Stock

32 Meter ragt die Drehleiter über die Dächer der Stadt. „Auf jeden Fall kommen wir bis zum siebten Stockwerk eines Hauses, vielleicht sogar bis zum achten“, meint Seiler. In Marktredwitz gibt es nur ein einziges Hochhaus, das den Namen offiziell tragen darf, wie er sagt. Das ist das rote Hochhaus am Kreisverkehr im Osten der Stadt. Das verfüge nämlich über ein zweites, ein Flucht-Treppenhaus. „Von der Ostenstraße aus gelangen wir mit der Drehleiter hoch in den achten Stock, vom Innenhof gelingt uns das nicht, weil wir da auf Untergeschoss-Niveau stehen.“ Alle anderen „Hochhäuser“ in Marktredwitz, wie das am Kreisverkehr beim Egerland-Kulturhaus oder das an der Waldershofer Straße, gelten laut Stadtbrandinspektor „nur als hohe Häuser“. Der höchste Einsatz, an den sich Maximilian Seiler erinnern kann, sei unterhalb des Krankenhauses bei den hohen Häusern in der Schillerstraße gewesen. Mit der neuen Drehleiter komme man auch hier in die oberen Stockwerke. „Wegen der hohen Häuser sind wir auch verpflichtet, eine Drehleiter vorzuhalten.“

700 000 Euro investiert

Und auf die hat die Wehr schon lange hingefiebert. Der Stadtrat hat die Investition abgesegnet. Denn immerhin handelt es sich hier um Kosten in Höhe von 700 000 Euro. Nach dem ersten Auftragsgespräch im Juli 2020 habe es Zeichnungen und dann eine Nachbesserung mit den Wünschen der Wehr gegeben. Anfang März bei der „Rohbau-Besprechung“ sei alles festgeklopft worden. „Diesen Sonntag sind wir nach Ulm zu Magirus gefahren, um die neue Drehleiter zu holen.“ Wir – das sind neben Maximilian Seiler die Gerätewarte Klaus Geyer, Dominik Koppmann und Chef-Ausbilder Florian Jahreis. Das sind im Moment auch die einzigen vier, die das neue Fahrzeug – das Fahrgestell ist von Mercedes Benz – beherrschen.

Zweieinhalb Tage Schulung

„Wir sind zweieinhalb Tage lang in Ulm geschult worden“, erzählt Kommandant Seiler. In den kommenden Wochen folge die Ausbildung weiterer Kameraden. Ende Juni komme ein Team von Magirus nach Marktredwitz, „um eineinhalb Tage lang von unten bis oben zu schulen“. Am Schluss – so ab Herbst – seien 20 Wehrleute fit für die Königin.

Bis dahin stehe noch die alte Drehleiter für den Notfall einsatzbereit. Deren Leiter sei zwar auch 30 Meter hoch – bemannt eben 32 Meter –, doch so variabel wie die Königin sei sie beileibe nicht. Flexibler sei die Wehr jetzt bei der Rettung schwergewichtiger Menschen aus ihren Häusern, verdeutlicht der Stadtbrandinspektor und demonstriert, wie dies mit einer Trage, die am Korb der Drehleiter befestigt wird, über die Bühne geht. „Bislang war da stets Manpower gefragt“, gibt Seiler zu verstehen. Auch Tierrettung gestalte sich jetzt einfacher – ob die von Pferden oder Kühen. Das sei bislang ex-trem schwer gewesen.

Freudiger Empfang

„Wir haben die neue Drehleiter und das Team am Mittwochabend freudig empfangen“, erzählt Bettina Seidel, die Vorsitzende des Feuerwehrvereins. „Auch Oberbürgermeister Oliver Weigel war mit dabei.“ Die Vorsitzende testete gleich einmal die Fahrt mit dem Korb nach oben. „Wenn man bedenkt, dass die Brandbekämpfer in voller Montur und mit Atemschutz, Flasche und Schlauch hier hochfahren und hantieren müssen, ist das schon eine enorme Anstrengung“, meint sie. Und in der Tat: Es reicht eigentlich schon völlig, bis auf 32 Meter nach oben zu fahren. Dann in dieser Höhe auch noch im Vollschutz gegen heiße Flammen anzukämpfen, verdient allerhöchsten Respekt.

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