Neujahrsempfang Harte Probe für Wirtschaft

Clemens Dereschkewitz Foto:  

Die Erholung nach den Krisen der Gegenwart wird Oberfrankens Betriebe noch lange beschäftigen.

 
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In der oberfränkischen Wirtschaft herrscht lediglich verhaltener Optimismus. Erst im Laufe des Jahres rechnet die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) mit einer wachsenden Produktion im Freistaat, wie Bezirksvorstandsvize Clemens Dereschkewitz beim VBW-Neujahrs-empfang am Dienstagabend in Thurnau sagte. Insgesamt prognostiziert der Verband im Jahresdurchschnitt einen Rückgang der bayerischen Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine markiert nach den Worten von Dereschkewitz eine Zeitenwende und habe „ quasi über Nacht sicher geglaubte Strukturen außer Kraft gesetzt“. Der Cocktail aus Krisen, der dadurch entstanden sei, stelle alle auf eine harte Probe – gerade auch die Wirtschaft. Dereschkewitz: „Die hohen Kosten, die gefährdete Versorgungssicherheit mit Energie, die sich abkühlende Weltkonjunktur und geopolitische Risiken belasten unsere Unternehmen.“

Zwar entspanne sich der Materialmangel etwas. Dennoch drohten vielen Betrieben in diesem Jahr Auftragsrückgänge. Der Arbeits- und Fachkräftemangel werde zunehmend zum Wachstumshemmnis, klagte Dereschkewitz. Er bekräftigte die Forderung nach bezahlbarer Energie und sprach in diesem Zusammenhang von der Grundlage für Wirtschaft, Arbeitsplätze und Wohlstand. Dazu müssten kurzfristig alle Energiequellen genutzt werden. Deshalb sollen nach Auffassung der VBW Atomkraftwerke über den April 2023 hinaus am Netz bleiben.

Es reiche aber nicht aus, sich in puncto Energie aus Abhängigkeiten zu befreien. „Wir wollen auch unsere selbst gesteckten Klimaziele erreichen – darum müssen wir bei der Energiewende jetzt den Turbo zünden“, betonte der Redner vor 250 Gästen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Verwaltung und Medien. Traditionell fand der VBW-Neujahrsempfang mit dem von der Kulmbacher Akademie für Neue Medien initiierten oberfränkischen Medientag statt.

Bayerns Ziel, schneller als der Bund bereits 2040 klimaneutral werden zu wollen, sei eine gewaltige Herausforderung, so Dereschkewitz. Er verwies auf eine VBW-Studie, wonach dazu im Freistaat Investitionen in Höhe von 167 Milliarden Euro erforderlich seien. Im Hinblick auf die Energieinfrastruktur gelte es jetzt, Boden gut zu machen. Es sei klar, „dass wir unsere Klimaziele ohne den massiven Ausbau der erneuerbaren Energien nicht erreichen werden“. Darüber hinaus müssten die großen Stromübertragungsleitungen so schnell wie möglich fertiggestellt werden, um den Windstrom vom Norden in den Süden zu transportieren.

Dereschkewitz forderte eine weitsichtige Planung und Abstimmung der Infrastruktur für Strom, Gas und flüssige Energieträger. „Nur so kann das Energiesystem der Zukunft resilient aufgestellt werden.“

Sowohl Dereschkewitz als auch Gastreferent Professor Reinhard Büchl sagten, die Transformation der Wirtschaft hin zur Nachhaltigkeit sei eine herausragende Aufgabe. Büchl, Gründer und Leiter des Instituts für angewandte Nachhaltigkeit bei der Inas GmbH in Ingolstadt, sieht gerade den Mittelstand als Treiber für eine nachhaltige Entwicklung und damit als wesentlichen Faktor bei der Bekämpfung des Klimawandels.

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